Nationalmannschaft: Hoffnungsträger und Durchstarter unter Trainer Jogi Löw

Unter Joachim Löw feierten 93 Spieler ihre Premiere im Nationaltrikot. Von den Frischlingen über die Etablierten bis zu den Aussortierten: Die AZ zeigt die DFB-Kicker und ihre Einsatzchancen in der Ägide Löw.
von  Patrick Strasser
Auch vor dem Confed Cup testet Jogi Löw wieder einige neue Spieler in der Nationalmannschaft.
Auch vor dem Confed Cup testet Jogi Löw wieder einige neue Spieler in der Nationalmannschaft. © dpa

Nürnberg - Nummer 94 könnte "DD" sein, Diego Demme. Wenn Joachim Löw dem Mittelfeldspieler von RB Leipzig am Samstag Einsatzminuten schenkt, wäre Demme der 94. Debütant in der Ära des Bundestrainers. Nach dem 1:1 im Test in Dänemark ist der 25-Jährige der einzig im aktuellen DFB-Kader verbliebene Spieler ohne Nationalelf-Ehren. Sechs Spielern verhalf Löw in Kopenhagen zum Debüt.

Beim WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg (ab 20:45 Uhr, RTL live) strebt der Bundestrainer einen klaren Erfolg an, ein Tore-Fest. Keine Kunst – geht es doch gegen den 204. der Fifa-Weltrangliste. Nach zwei Jahren als Assistent von Bundesmotivationstrainer Jürgen Klinsmann – von August 2004 bis zum Abschluss der WM 2006 – übernahm er selbst.

Am 16. August 2006 startete Löw mit einem 3:0 gegen Schweden. Es debütierten Malik Fathi und Manuel Friedrich. Wer? Große Namen kamen in den knapp elf folgenden Jahren hinzu, manche sind 2014 in Brasilien Weltmeister geworden, andere waren kurzfristige Mitläufer, wieder andere verschwanden nach einem oder wenigen Einsätzen im Nationaltrikot. Die AZ bringt die große Übersicht: Wer der 93 Männer von Jogis Gnaden hat es geschafft? Wer war ein "Adabei"? Wer wurde aussortiert?

Die ganz Neuen: Trapp, Stindl und Kollegen

Gegen Dänemark feierten Torhüter Kevin Trapp (Paris St. Germain), Lars Stindl (Mönchengladbach), Amin Younes (Ajax Amsterdam), Kerem Demirbay (Hoffenheim), Marvin Plattenhardt (Hertha BSC) und der Ex-Bayer Sandro Wagner (Hoffenheim) ihr Debüt. Wagner wird auch gegen San Marino stürmen dürfen.

Dieses Sextett fährt mit zum Confed Cup nach Russland (17. Juni bis 2. Juli). Zu dieser Gruppe gehört auch Leipzigs Timo Werner, der im März beim 1:0 gegen England debütierte. Ob jemand von den Frischlingen dann bei der WM im Sommer 2018 dabei sein wird – es liegt an ihnen.

Die Hoffnungsträger: Süle, Brandt, Tah

Der künftige Bayer Niklas Süle (zuletzt Hoffenheim) plus Benjamin Henrichs, Bernd Leno und Julian Brandt (alle Leverkusen) sowie Jonathan Tah (ebenfalls Bayer), Yannick Gerhardt (Wolfsburg) und Serge Gnabry (noch Bremen, bald Hoffenheim?) feierten ihre Premiere 2016 – die ersten vier sind aktuell im Löw-Tross, die anderen drei nehmen wie Max Meyer (Debüt 2014) an der U21-EM in Polen teil.

Etwas länger her sind die Anfänge von Emre Can (Liverpool/2015), Antonio Rüdiger, Sebastian Rudy, Leon Goretzka und Matthias Ginter (alle 2014) – das Quintett steht im aktuellen Aufgebot. Auch Leroy Sané, EM-Teilnehmer von Manchester City, gehört zur Gruppe der Talente. Den Confed Cup verpasst er wegen einer Nasen-OP. Julian Weigl, Shootingstar des BVB, fällt wegen eines Sprunggelenkbruchs aus. Marc-André ter Stegen trägt seit 2012 das DFB-Trikot, ist Löws zweiter Mann im Tor.

Die Durchstarter: Kimmich und Gomez

Bayern-Profi Joshua Kimmich (14 Einsätze/Debüt 2016) steht exemplarisch dafür. Premiere kurz vor der EM, seit dem dritten Gruppenspiel in Frankreich dann Stammspieler als Rechtsverteidiger. Dazu kommen die Turnier-erfahrenen: EM-Teilnehmer Jonas Hector (Köln/28/2014) und Mario Gomez (Wolfsburg/70/2007) sowie die Weltmeister Shkodran Mustafi (Arsenal/15/2014), Julian Draxler (PSG/29/2012), Benedikt Höwedes (Schalke/44/2011), André Schürrle (Dortmund/57/2010), Mats Hummels (FCB/57/2010), Thomas Müller (FCB/85/2010), Toni Kroos (Real 76/2010), Jérôme Boateng (FCB/67/2009), Sami Khedira (Juventus/70/2009), Manuel Neuer (FCB/74/2009), Mesut Özil (Arsenal/83/2009).

Die Adabeis: Volland, Kramer, Herrmann

Dies ist die Gruppe derer, die womöglich bei Leistungssteigerung noch Chancen haben, in den DFB-Kader zurückzukehren: Patrick Herrmann (Mönchengladbach/2/2015) und Karim Bellarabi (Leverkusen/11/2014), Erik Durm (Dortmund/7/2014), Christoph Kramer (Gladbach/12/2014), Kevin Volland (Leverkusen/10/2014), Gonzalo Castro (Dortmund/5/2007),

Die Aussortierten: Hahn, Kruse, Großkreutz

Beim WM-Test 2014 gegen Polen machten Spieler ihr einziges Länderspiel: André Hahn (Gladbach), Oliver Sorg und Christian Günter (beide Freiburg), Maximilian Arnold (Wolfsburg), Sebastian Jung (Frankfurt) – auch ihr letztes? Ebenso wenig mit Chancen: Nicolai Müller (HSV/2/2013), Philipp Wollscheid (Stoke/2/2013), Max Kruse (Bremen/14/2013), Sidney Sam (Schalke/5/2013), Ron-Robert Zieler (Leicester/6/2011), Marcel Schmelzer (Dortmund/16/2010), Lewis Holtby (HSV/3/2010), Sascha Riether (Schalke/2/2010), Dennis Aogo (Schalke/12/2010), Kevin Großkreutz (Stuttgart/6/2010), Aaron Hunt (HSV/3/2009), Tobias Weis (Homburg/1/2009), Christian Träsch (Wolfsburg/10/2009), Christian Gentner (VfB/5/2009), Andreas Beck (Besiktas/9/2009), Marvin Compper (Leipzig/1/2008), Marcel Schäfer (Tampa Bay/8/2008), Rene Adler (HSV/12/2008), Serdar Tasci (Spartak Moskau/14/2008), Marko Marin (Piräus/16/2008), Heiko Westermann (Ajax/27/2008), Stefan Kießling (Leverkusen/6/2007), Roberto Hilbert (Leverkusen/8/2007), Alexander Madlung (Düsseldorf/2/2006), Malik Fathi (A.Baleares/2/2006).

Die Ex-Profis: Wiese, Cacau

Ihre Karriere beendet haben: Stefan Reinartz (Frankfurt/3/2010), Cacau (VfB Stuttgart II/23/2009), Tim Wiese (Hoffenheim/6/2008), Christian Pander (Schalke/2/2007), Patrick Helmes (Köln/13/2007), Simon Rolfes (Leverkusen/26/2007), Piotr Trochowski (Augsburg/35/2007), Clemens Fritz (Bremen/22/2006), Jan Schlaudraff (Hannover/3/2006), Manuel Friedrich (Mumbai/9/2006).

Der Verstorbene: Robert Enke (Hannover/8/2007) nahm sich im November 2009 das Leben.

Die Übersiedler: Roman Neustädter machte ab 2012 zwei Test-Länderspiele, spielt jetzt für Russland. Jermaine Jones wurde nach drei DFB-Einsätzen ab 2008 US-Nationalspieler.

Die Pechvögel: Reus und Gündogan

Ilkay Gündogan (Manchester City/20/2011) und Marco Reus (Dortmund/29/2011) verpassten fast alle Turniere, sind aber weiter in Löws Planungen. Die ebenso oft Verletzten Lars und Sven Bender (Leverkusen/Dortmund, 2011) wohl nicht mehr. Ebenso Holger Badstuber (Debüt 2010), zuletzt von Bayern an Schalke ausgeliehen. Fraglich ist, was aus dem Dortmunder Mario Götze (Premiere 2010) wird, der unter Stoffwechselstörungen leidet.

Lesen Sie hier: WM-Qualifikation gegen San Marino: Löws Perspektivteam "brennt"

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