Nagelsmanns "Altherren"-Bande: Wie Thomas Müller und Co. beim DFB wieder wichtig werden

Julian Nagelsmann, der zweitjüngste Bundestrainer aller Zeiten beim DFB, setzt bei seinen Kader-Plänen für die Heim-EM 2024 auf Erfahrung. Zwölf Profis auf der USA-Reise sind 30 Jahre oder älter. "Wir brauchen Spieler, die Verantwortung übernehmen"
von  Maximilian Koch
Bringen beim DFB Erfahrung rein – und ordentlich gute Laune: Ilkay Gündogan (l.) und Bayerns Chef-Spaßmacher Thomas Müller.
Bringen beim DFB Erfahrung rein – und ordentlich gute Laune: Ilkay Gündogan (l.) und Bayerns Chef-Spaßmacher Thomas Müller. © imago

Boston - Da saßen sie also auf ihren Bällen, Thomas Müller (34) und Ilkay Gündogan (32), zwei der – mit allem Respekt – älteren Herren im DFB-Team, und schauten Niclas Füllkrug (30) bei der Arbeit zu.

Am Ende der Trainingseinheit auf dem perfekt präparierten Rasenplatz im Training Center Revolution in Foxborough standen für den Stürmer von Borussia Dortmund noch Torabschlüsse an. Einen Pass nach dem anderen spielte Co-Trainer und Ex-Stürmer Sandro Wagner (35) Füllkrug in den Lauf – und der BVB-Star knallte die Bälle Keeper Oliver Baumann (33) reihenweise in den Kasten.

Fast 29 Jahre im Schnitt: Julian Nagelsmann setzt beim DFB auf Erfahrung

Das sah schon gut aus mit Blick auf das erste Testspiel der USA-Tour kommenden Samstag in Hartford gegen die USA (21 Uhr), speziell von Müller gab es immer wieder Zuspruch für Füllkrug. Na logisch: Die Oldies der Nationalmannschaft halten eben zusammen. Es ist schon eine ziemlich große Ü30-Bande, die Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) für seine erste Dienstreise nominiert hat. Neben Müller, Gündogan, Füllkrug und Baumann sind acht weitere Spieler im Kader 30 Jahre alt oder älter, insgesamt also zwölf von 26 Profis, oder: 46,15 Prozent. Das Durchschnittsalter beträgt 28,54.

Bei der WM-Blamage 2022 in Katar hatte es noch bei 27,69 gelegen. Ganz klar: Erfahrung ist Trumpf. "Wir brauchen Spieler, die Verantwortung übernehmen", sagte Nagelsmann über die Nominierung von Routinier Mats Hummels (34): "Er hat großes taktisches Verständnis, er coacht die Mitspieler, er kann taktische Dinge weitergeben." Besonders in der Defensive setzt der Coach auf Routine.

"Erfahrung tut immer gut": Die Spieler unterstützen Nagelsmanns "Altherren"-Kurs

Auch Real-Madrid-Verteidiger Antonio Rüdiger (30) zählt zum Ü30-Clan, genauso die Torhüter Marc-André ter Stegen (30), Bernd Leno (31) und Kevin Trapp (33), die Mittelfeldspieler Pascal Groß (32) und Jonas Hofmann (31) sowie Stürmer Kevin Behrens (32).

Eine routinierte Mannschaft zu haben, sei "hilfreich", sagt Hofmann: "Erfahrung tut immer gut in einer Truppe. Das sieht man jetzt bei uns in Leverkusen, dass man eine gute Mischung hat, weil erfahrene Spieler manchmal nicht so lange brauchen, um die neuen Ideen eines Trainers umzusetzen." Bei Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen klappt es mit Coach Xabi Alonso (41) in dieser Saison exzellent, im Nationalteam soll nun Nagelsmann schnell in die Köpfe seiner Spieler vordringen.

Stimmt der Mix? In der Nationalmannschaft tummeln sich auch Toptalente

"Ich finde es extrem wichtig", sagt Kapitän Gündogan zum Thema Erfahrung: "Die richtige Balance macht es oft aus. Wenn man jung ist, wenn man nicht das Gefühl hat für gewisse Situationen auf dem Platz, trifft man manchmal Entscheidungen, die vielleicht nicht so gut überlegt sind." Man brauche, so Gündogan weiter, "ein bisschen Ruhe, ein bisschen Geduld für die Situation. Aber ich als Erfahrener treffe natürlich auch falsche Entscheidungen. Ein gewisser Mix tut gut."

Genau dieser Mix könnte im DFB-Team jetzt stimmen, denn mit Jamal Musiala (20), Florian Wirtz (20) oder auch Malick Thiaw (22) gibt es einige Toptalente, die frische Energie und Unbekümmertheit reinbringen, ebenso der Stuttgarter Neuling Chris Führich (25), der auf dem Platz bislang einen frechen, äußerst selbstbewussten Eindruck hinterlässt.

"Es wird uns guttun, neue Gesichter im Training zu sehen, die leuchtende Augen haben, wenn sie ein Länderspiel bekommen", hatte Nagelsmann bei der Nominierung über Führich gesagt. Man braucht eben beides: leuchtende Augen und wachsame Routiniers wie Müller und Gündogan, die alles im Blick haben.

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