Nachfolger von Oliver Bierhoff: Sammer wieder soweit?

Der ehemalige Bayern-Sportdirektor kann sich eine Rückkehr zum DFB vorstellen – allerdings wohl nur in beratender Funktion. Für die Bierhoff-Nachfolge werden Bobic, Hitzelsperger und Rangnick gehandelt.
von  Patrick Strasser
Comeback beim DFB? Matthias Sammer ist vor Fredi Bobic, Thomas Hitzelsperger oder Ralf Rangnick der Favorit für die Chef-Position.
Comeback beim DFB? Matthias Sammer ist vor Fredi Bobic, Thomas Hitzelsperger oder Ralf Rangnick der Favorit für die Chef-Position. © picture alliance/dpa

München - Die Trennung von Oliver Bierhoff wurde auf einer eiligst anberaumten Sondersitzung des Aufsichtsrates der DFB GmbH diskutiert und verabschiedet – alles per Videoschalte. Selbstredend, dass die Entscheidungsträger sich noch nicht beraten konnten, was die Nachfolgeregelung betrifft.

Natürlich sollen zügig Kandidaten angesprochen werden, teils wurde mittlerweile schon vorgefühlt, ob sich Mr X oder Mr Y die Rolle des Geschäftsführers Nationalmannschaften und/oder des Sportdirektors vorstellen könne. Die Bierhoff-Nachfolge und die Kandidatenliste...

Matthias Sammer: Der Favorit

Zwischen 2006 und 2012 hat Matthias Sammer bereits beim DFB gearbeitet, kennt also den Verband und dessen Mechanismen. Als TV-Experte hatte der 55-Jährige zuletzt die Installation eines Sportdirektors gefordert. Der Wahl-Münchner wäre einem Bericht der ARD-Sportschau zufolge zur Rückkehr bereit. Laut "Kicker" jedoch stünde Sammer für eine leitende Funktion nicht zur Verfügung, lediglich als Berater.

Eben in der Rolle, die der frühere Weltklasse-Libero und Europameister von 1996 aktuell bei Borussia Dortmund ausübt. Da Sammer als Vertrauter von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gilt, könnten die beiden im Fall der Fälle sicher eine Übereinkunft finden. "Helfen für den Fußball, für die Sache, das ist mein Leben. Aber gewisse Positionen brauche ich nicht mehr", sagte Sammer kürzlich. Nun ja – der Mann müsste eben von der Aufgabe und Verantwortung überzeugt werden.

Stehen Sammer gesundheitliche Probleme im Weg?

Bleibt noch die Frage, ob seine gesundheitlichen Probleme (Durchblutungsstörung des Gehirns), die ihn im Sommer 2016 nach vier Jahren als Sportdirektor beim FC Bayern zwangen, diesen Job niederzulegen, kein Hindernis mehr darstellen. Sammer selbst hatte DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, auch bei dieser WM ein weltweit operierender und anerkannter TV-Experte, vorgeschlagen – der jedoch schnell abgewunken hat. Ein geschickter Schachzug von Sammer?

Fredi Bobic: Der logischste Bierhoff-Ersatz

Fredi Bobic (51), aktuell Geschäftsführer bei der schwer angeschlagenen Hertha aus Berlin, blickt auf eine äußerst erfolgreiche Zeit als Vorstand Sport bei Eintracht Frankfurt (2016-2021) zurück, bewies dort seine Macher-Qualitäten. Für die Aufarbeitung des WM-Debakels erhofft sich Bobic "einen harten, klaren und offenen Austausch". Unter ihm? Und: Was hält er von Hansi Flicks Künsten?

Ralf Rangnick: Der Unbequeme

Ralf Rangnick (64), Trainer der österreichischen Nationalelf mit unterdurchschnittlichem Erfolg, würde eine leitende Funktion im DFB sicher präferieren – als eine Art Krönung seines Lebenswerks. Nach der EM 2021 war Rangnick, Spitzname "Fußball-Professor" bereits ein Kandidat für ein Amt beim DFB, was jedoch Bierhoff wegen möglicher Eingriffe in seinen Kompetenzbereich verhindert hatte.

Mit Rangnick, dem auch stets die Junioren-Mannschaften eines Vereins oder Verbandes ein großes Anliegen sind, "droht" dem DFB jedoch eine derartige Umwälzung wie es sie seit der Installation von Bierhoff und Jürgen Klinsmann als Bundestrainer im Jahr 2004 nicht gegeben hat.

Thomas Hitzlsperger und Michael Zorc: Die Außenseiter-Kandidaten

Thomas Hitzlsperger (40), der frühere Sportvorstand des VfB Stuttgart wäre verfügbar. Ebenso Michael Zorc (60), der nach 17 Jahren als BVB-Sportdirektor im Sommer Platz für Sebastian Kehl gemacht hat. Und mit wem vertrauensvoll zusammengearbeitet hat? DFB-Vize Watzke...

Philipp Lahm: Der Mitmischer

Philipp Lahm (39), der Weltmeister-Kapitän von 2014, ist als EM-Turnierdirektor gebunden, gilt jedoch als einflussreicher Ratgeber hinter den Kulissen. Auch nicht ausgeschlossen, dass sich Bayerns ehemaliger Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (67) von seinem Ruhestand aus in der Rolle des "elder statesman" beim DFB gefallen könnte. Nicht in erster, aber dank seiner riesigen internationalen Kontakte, in zweiter Reihe. Als Berater. So richtig nach vorne, in den Wind der Verantwortung, drängt es offenbar noch keinen der Kandidaten.

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