Nach Viertelfinal-Eklat gegen das DFB-Team: Jetzt spricht Spaniens Handwerker Cucurella
München – Mehr als 300.000 Fans forderten in einer Online-Petition eine Wiederholung des EM-Viertelfinals gegen Spanien (1:2 n.V.), DFB-Co-Trainer Sandro Wagner stürmte laut "Bild" sogar in die Schiedsrichter-Kabine von Anthony Taylor: Der nicht gegebene Elfmeter nach dem Handspiel von Marc Cucurella in der Verlängerung ließ die Emotionen hochkochen, es war letztlich eine der entscheidenden Szenen, die zum deutschen EM-Aus führte.
Cucurella erleichtert: "Wenn die Schiedsrichter sagen, es war kein Handspiel..."
Für den vermeintlichen Übeltäter war die Szene zwei Tage später längst abgehakt: "Ich bin ein Fußballspieler, ich mische mich in solche Bewertungen nicht ein. Aber wenn die Schiedsrichter sagen, es ist kein Handspiel, dann respektiere ich das als Spieler natürlich", erklärte Cucurella am Sonntag bei einer Pressekonferenz im spanischen Quartier und lachte dabei.

Beim DFB ist man noch lange nicht soweit. "Die Handregel", sagte Nationalspieler Thomas Müller, "ist ein verzwicktes Luder." Und genau das hatte jene Regel zum Unmut der Deutschen wieder einmal unter Beweis gestellt. Dass die Pfeife des Engländers Taylor in der 106. Minute stumm blieb, obwohl Jamal Musiala den Ball unzweifelhaft an die Hand des im eigenen Strafraum stehenden Spaniers Cucurella geschossen hatte, erzürnte die Fußballnation.
Abseits? "Wir haben unterschiedliche Infos bekommen"
Den Kampf der Ex-Profis führten die früheren Nationalspieler Michael Ballack ("Ein klareres Handspiel gibt es nicht") und Stefan Effenberg ("Die Aktion war für mich kein Handspiel") exemplarisch. Bundestrainer Julian Nagelsmann war genauso wie sein Assistent Wagner ziemlich angefressen. Die Hand Cucurellas brachte Spanien ins Halbfinale. "Es tut weh, dass er es sich nicht noch einmal anschaut. Die Hand war definitiv nicht zu nah am Körper", sagte der 36-Jährige: "Aber es ist müßig, darüber zu diskutieren. Ein Wiederholungsspiel bekommen wir nicht." Stimmt.
Fakt ist: Der Video-Schiedsrichter griff nicht ein. Offen blieb damit auch, ob Niclas Füllkrug oder Florian Wirtz in der Szene womöglich im Abseits standen. "Wir wissen nicht, ob es Abseits war", sagte Nagelsmann: "Wir haben unterschiedliche Infos bekommen, warum es nicht angeguckt wurde."
Internationale Presse stützt DFB-Team, Ittrich beschwichtigt
Von der Uefa gab es dazu vorerst keine Stellungnahme. Die österreichische "Kronen-Zeitung" fragte dennoch, ob Deutschland "ein Elfmeter gestohlen" worden sei. Die italienische "Tuttosport" schrieb von einem "sensationellen Fehler" des Schiedsrichters.
Patrick Ittrich bemühte sich um eine objektive Sicht. "Die Entscheidung wird so oder so nicht zurückgenommen, egal, ob er ihn gibt oder nicht. Ich bin aber eher bei Handspiel", sagte der Bundesliga-Schiedsrichter. Ex-Referee Manuel Gräfe hatte ein "strafbares" Handspiel gesehen. Der frühere deutsche Top-Referee Markus Merk urteilte ebenso, Bibiana Steinhaus-Webb und Urs Meier konnten die Entscheidung Taylors dagegen nachvollziehen.
Elfmeterentscheidung nach Linie von Schiedsrichter-Boss Rosetti
Den Zorn seines Uefa-Chefs musste Taylor, der im Finale der Europa League 2023 bei einer ähnlichen Szene ebenfalls nicht gepfiffen hatte, wohl nicht fürchten. Im EM-Vorfeld hatte Schiedsrichter-Boss Roberto Rosetti erklärt, dass es in solchen Situationen keinen Strafstoß geben werde.
Das konnte die deutschen Fans freilich nicht trösten.