Nach Islamismus-Vorwurf: Deutscher Fußballstar Antonio Rüdiger und DFB reagieren mit Verleumdungsklage

Der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger und der DFB haben Klage gegen den ehemaligen "Bild"-Chef Julian Reichelt wegen Verleumdung erhoben.
von  Maja Aralica
Deutschlands Abwehrstar Antonio Rüdiger.
Deutschlands Abwehrstar Antonio Rüdiger. © IMAGO/Laci Perenyi

Der deutsche Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gehen juristisch gegen den ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt vor. Dieser hatte dem 31-Jahre alten Verteidiger aufgrund eines Ramadan-Posts auf Instagram vorgeworfen, eine islamistische Geste zu zeigen. 

Julian Reichelt erhebt Vorwürfe gegen Antonio Rüdiger: "Islamisten-Gruß"

Rüdiger hatte am 11. März, zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan, ein Bild von sich auf Instagram gepostet, auf dem er ein weißes Gewand trägt und auf einem Gebetsteppich sitzt. Den Zeigefinger seiner rechten Hand hält der praktizierende Muslim nach oben. "Möge der Allmächtige unser Fasten und unsere Gebete annehmen", schrieb Rüdiger zu dem Ramadan-Post.

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Julian Reichelt sah in der Geste Rüdigers einen "Islamisten-Gruß". Er schreib unter anderem auf X (ehemals Twitter): "Für alle, die beim Islamisten-Gruß von Antonio Rüdiger keinen Islamismus erkennen wollen: Der Verfassungsschutz nennt diese Geste den 'IS-Finger' und wertet den Zeigefinger 'als klares Zeichen für Islamismus.'" Auch das rechtspopulistische Nachrichtenmedium "NIUS", bei dem Reichelt Geschäftsführender Direktor der Betreiberfirma Vius ist, hatte über den Post berichtet und Islamismus-Vorwürfe gegen den Nationalspieler erhoben.

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Antonio Rüdiger erstattet Anzeige gegen Julian Reichelt

Von den Äußerungen Reichelts sah Rüdiger sich verunglimpft und verleumdet. Die Strafanzeige, die der deutsche Nationalspieler gegen Reichelt bei der Berliner Staatsanwaltschaft erstattet hat, bezieht sich laut Medienberichten auf den Vorwurf der Beleidigung beziehungsweise Verleumdung, der verhetzenden Beleidigung und Volksverhetzung. Der DFB hat den Fall bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main gemeldet. 

Vorwürfe gegen Reichelt: "Falsch, verkürzt und bewusst polarisierend"

Rüdigers Anwälte teilten der "Bild" mit,  er sei "als überzeugter Gläubiger ein friedliebender Mensch", der jede Art der Gewalt ablehne. Die Geste als "Islamisten-Gruß" zu werten, sei "falsch, verkürzt und bewusst polarisierend". Es handle sich um die Tauhid-Geste, die sinngemäß bedeutet: "Es gibt keinen Gott außer Allah." Auch das Bundesinnenministerium teilte laut Berichten des "Spiegel" mit, der Tauhid-Finger sei "als Glaubensbekenntnis zu verstehen und insofern mit Blick auf die öffentliche Sicherheit als unproblematisch einzuordnen".

Das sei unabhängig von der Tatsache gültig, "dass islamistische Gruppen dieses Symbol vereinnahmen und für ihre Zwecke missbrauchen." In "bestimmten Kontexten" könne dies jedoch "als Zeichen einer salafistischen bzw. islamistischen Radikalisierung angesehen werden, wenn Akteure sich bewusst dieser Mehrdeutigkeit bedienen." 

Julian Reichelt reagiert auf Anzeige

Trotz Anzeige bleibt Reichelt bei seinen Aussagen gegen Rüdiger. Er wirft dem Nationalspieler und dem DFB  auf X in einem ausführlichen Post außerdem vor, "Einschüchterungsmethoden" anzuwenden.

Rüdiger selbst hat sich bisher weder zu Reichelts Vorwürfen noch zur erstatteten Anzeige geäußert. 

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