Nach englischem "Ladenschluss": Zieht die Bundesliga nach?

England hat es vorgemacht - zieht die Bundesliga nach? Auf der Insel schließt das Transferfenster künftig vor dem Saisonstart der Premier League.
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Vieldiskutierte Transfers in diesem Sommer: Kylian Mbappé und Neymar, beide Paris St. Germain.
imago/PanoramiC Vieldiskutierte Transfers in diesem Sommer: Kylian Mbappé und Neymar, beide Paris St. Germain.

Frankfurt/Main - Schluss mit dem Sommerschlussverkauf? Nach dem Vorstoß der reichsten Liga der Welt werden auch in Deutschland die Rufe nach einer verkürzten Transferperiode immer lauter.

Ob aber eine ähnlich schnelle Entscheidung wie in der englischen Premier League herbeigeführt werden kann, ist fraglich - dafür fehlt den deutschen Fußballklubs schlicht die Marktmacht. "Es muss eine Harmonie eingeführt werden, die innerhalb von Europa Bestand hat", brachte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge beim Football Summit der FAZ die vorrangige Sorge seiner Kollegen auf den Punkt.

Das "englische Modell" funktioniert in dieser Form nur auf der Insel. Dank des Mega-TV-Vertrages, der den Klubs allein aus der nationalen Vermarktung jährlich rund 2,3 Milliarden Euro in die Kassen spült, ist die Premier League der Marktführer.

Die Vereine zahlen die mit Abstand höchsten Gehälter. Deshalb wäre es wohl nicht ganz so schlimm, wenn die Liga die einzige bliebe, in der das Transferfenster zwar künftig vor dem Saisonstart schließt, Verkäufe aber weiter bis zum 31. August erlaubt sind.

DFL: "Kein abschließendes Meinungsbild"

Weg aus England wollen meist nur die verzichtbaren Spieler - oder die, die unbedingt bei den ganz Großen Europas (oder den Scheichs von Paris St. Germain) spielen wollen. Und die lassen sich an einer Hand abzählen.

In Deutschland ist das anders. Würde jetzt nur die Bundesliga nachziehen, und Spanien, Italien und Frankreich bleiben beim alten System, droht einigen Vereinen wohl der Ausverkauf, ohne selbst noch einmal nachlegen zu können. Deshalb tut die Deutsche Fußball Liga (DFL) gut daran, zunächst den Dialog mit den weiteren Top-Ligen Europas zu suchen.

Bei den deutschen Vereinen gebe es "kein abschließendes Meinungsbild", teilte die DFL am Donnerstagabend mit. Die Kommission "Fußball" werde sich nun mit dem Thema befassen und den Ligavorstand entsprechend beraten.

Die Befürworter einer verkürzten Transferperiode kommen vor allem aus den etablierten Klubs. "Grundsätzlich ist der Gedanke richtig und gut", sagte Rummenigge. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geht sogar davon aus, "dass das auch in Deutschland mehrheitsfähig wäre".

Eberl: "Bisher Betrug am Fan"

Selbst wenn dann "die Spanier, Italiener und Franzosen nicht mitmachen, ist es ein ganz anderes Thema, weil man bei einem abwanderungswilligen Spieler, der über die deutsche Frist hinaus nach Spanien will, klipp und klar sagen kann: Pass mal auf, mein Freund, wir können dich jetzt nicht mehr ersetzen, also bleibst du hier!", sagte Watzke der Funke-Mediengruppe: "Die Argumentation wird dadurch wesentlich gestärkt."

Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl sieht in der bisherigen Regelung "nicht nur eine Wettbewerbsverzerrung, sondern auch Betrug am Fan, der sich Ende Juli das Trikot eines Spielers kauft, der vielleicht Ende August für einen anderen Klub spielt".

Für Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff wäre eine neue Regelung nur "optimal, wenn sie für alle europäischen Ligen gelten würde".

Gegenargumente werden die Klubs vorbringen, die sich den Sprung in den Europapokal erhoffen. Die Qualifikationsspiele für die Champions League und Europa League enden erst Mitte August, es geht um mehrere Millionen Euro für die Kaderplanung.

Daran war schon vor drei Jahren ein Vorschlag der UEFA gescheitert, das Transferfenster in allen Ligen früher zu schließen. "Das war kein Einwand von Juventus Turin, Real Madrid oder den Bayern", sagte Rummenigge: "Wir waren bereit, dass Fenster einen Monat früher zu schließen." Das Veto kam von den vielen kleinen Ligen und Klubs, die, "wenn sie sich nicht qualifizieren, die Gehälter reduzieren und noch Spieler transferieren müssen", sagte der Bayern-Boss.

Kein einstimmiges Votum in England

Nach einem Beschluss der Mehrzahl der 20 Klubs vom Donnerstag sind Transfers in die Premier League künftig nur noch vor Saisonbeginn möglich. Ab der Spielzeit 2018/2019 können die Klubs der reichsten Liga der Welt demnach nur noch bis zum Donnerstag (17.00 Uhr Ortszeit) vor dem ersten Spieltag auf Einkaufstour gehen. Verkäufe sind dagegen weiter bis zum 31. August möglich. An diesem Tag endet die Transferperiode in den meisten anderen europäischen Ligen, darunter auch die Bundesliga.

Die Premier League gab ihre die Entscheidung nach einem Treffen aller Klubs bekannt, englischen Medien zufolge fiel sie nicht einstimmig aus. Arsenals Teammanager Arsene Wenger hatte den Schritt schon vor der Abstimmung befürwortet. "Nicht einmal die Spieler haben Klarheit. Jeder Trainer in der Liga würde zustimmen, das vor Saisonbeginn zu klären, um nicht Spieler in der Kabine sitzen zu haben, die schon zur Hälfte weg sind", hatte Wenger auf einer Pressekonferenz gesagt.

Lesen Sie hier: FIFA eröffnet Disziplinarverfahren gegen Engländer Alli

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