Nach dem Aus sendet Nagelsmann vier klare Botschaften in die Fußball-Welt

Nach dem Aus bei der Heim-EM findet Bundestrainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz klare Worte und sendet gleich mehrere Botschaften.
von  Patrick Strasser
Julian Nagelsmann findet klare Worte nach dem Ausscheiden aus der EM.
Julian Nagelsmann findet klare Worte nach dem Ausscheiden aus der EM. © Federico Gambarini (dpa)

Stuttgart – Bei den Interviews am Spielfeldrand musste Julian Nagelsmann nach dem Viertelfinal-Aus schluchzen, kämpfte mit den Tränen. Ein Bundestrainer, der sich nicht scheut, seine Emotionen zu zeigen. Und gerade das spiegelt die Arbeit mit seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen wider. Diese Hingabe, diese Leidenschaft, diese Emotionen übertrug der 36-Jährige auf seine Mannschaft.

Auf der Pressekonferenz fasste er sich nach dem 1:2 gegen Spanien ein Herz und nutzte die Gelegenheit, ein paar Botschaften loszuwerden. Hier die Kernaussagen: 

1) Eine andere Hand-Regel bitte!

Wofür Nagelsmann angesichts der Entscheidung von Schiedsrichter Anthony Taylor, keinen Handelfmeter gegen Cucurella gegeben zu haben nach Musialas Schuss, plädierte: "Ich will gar nicht rumjammern, will diese Bühne nutzen. Es wäre schön, wenn man bewerten würde, was mit dem Ball passiert. Für mich geht es darum, die Regel praktikabler zu machen. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wenn man als zusätzliche Bewertungsgrundlage nimmt: Geht der Ball geht in die Wolken oder aufs Tor? Der Spieler stoppt einen Ball, der aufs Tor geht – Elfmeter. Er stoppt einen Ball, der auf die Tribüne geht und die Hand ist nicht oben, sondern nur halb abgestreckt, dann ist es kein Elfmeter. Dann kann sich auch keiner beschweren. So muss man immer gucken, ist die Hand jetzt auf 15 Uhr oder weiter oben? Weiter unten? Wer will das bewerten in einer Millisekunde, ob das natürlich oder unnatürlich ist? Die Entscheidung heute kann ich nicht nachvollziehen. Das war aber nicht der einzige Grund, warum wir verloren haben."

2) Die Mannschaft hat das nicht verdient

Nagelsmann über seinen Kader: "Wir alle vermissen unsere Familien, aber es ist keiner im Camp gewesen, der unbedingt nach Hause wollte, weil es so furchtbar war im Homeground und es nicht ausgehalten hat. Wir hatten eine super Zeit zusammen, natürlich auch mit den Familien, die uns besucht haben. Wir haben sehr konzentriert gearbeitet, ein super Miteinander in diesem Kader, vor allem von den Spielern, die hintendran waren. Seit dem 26. Mai gab es nicht eine Situation, in der ich eingreifen musste und sie noch mal an ihre Rolle und ihr Commitment erinnern – das hast du fast nie. Das sollen die Jungs auch mitnehmen."  

3) Eine Ruckrede für mehr Gemeinsamkeit

"Wir leben in einem Land, das viel zu viel in Tristesse verfällt, stetig und ständig. In Tristesse und in Schwarzmalerei. Wir haben es gemeinschaftlich geschafft, dieses Land ein bisschen aufzuwecken und schöne Momente zu bescheren. Es gibt mir hierzulande zu viel Schwarzmalerei. Ich hoffe, dass diese Symbiose zwischen Fußballfans und einer Fußballmannschaft auch in der Gesellschaft stattfindet, dass wir begreifen, dass wir als Gemeinschaft und in einer gemeinschaftlichen Gesellschaft mehr bewegen können. Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und individueller sein will als der Nachbar – nein. Gemeinsam ist man stärker, mit Fans stärker als ohne. Mit seinem Nachbarn stärker als ohne. Einfach einen Tick mehr Dinge wieder gemeinsam machen. Diese Gemeinsamkeit hat sehr gutgetan."

4) Die Ansage, Weltmeister werden zu wollen

Nagelsmann: "Das Traurigste ist, dass eine Heim-EM wahrscheinlich in meiner Karriere auch nicht mehr kommt. Das tut weh. Auch, dass man jetzt zwei Jahre warten muss bis man Weltmeister wird, tut auch weh!"

Nagelsmann schaut in das Auditorium, macht eine Pause und sagt triumphierend: "Die gefällt euch, die Aussage, gell? Da werden die Augen alle groß! Wahnsinn! Was soll ich jetzt sagen? Dass wir in der Vorrunde ausscheiden? Natürlich wollen wir Weltmeister werden. Ist doch klar!"

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