Musiala und Wirtz zaubern – einer von beiden wurde zuletzt von Nagelsmann getadelt

Der eine wie Hrubesch, der andere wie Ronaldo ‒ Jamal Musiala und Florian Wirtz verzaubern die deutschen Fans. Den Bayer-Star hatte zuvor Nagelsmann per Tadel im Training angestachelt.
von  Patrick Strasser
Ziemlich beste Freunde beim DFB ‒ Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala (r.)
Ziemlich beste Freunde beim DFB ‒ Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala (r.) © IMAGO/Maximilian Koch

Freiburg/München - Dass Jamal Musiala in seiner Karriere zum Höhenflug ansetzen wird, war schon lange klar. Dass der Offensivspieler allerdings in derart luftigen Höhen unterwegs sein würde wie beim Nations-League-Spiel gegen Bosnien-Herzegowina konnte man nicht absehen. Dribbelkönig, Zauberfuß, Kreativ-Kopf der Mannschaft ‒ ob beim FC Bayern oder in der deutschen Nationalelf. Aber ein "Kopfballungeheuer" á la Horst Hrubesch?

Der Junge, ein Goldkopf ist der 21-Jährige sowieso, braucht neue Spitznamen. Nach seinem Kopfballtreffer mit extrem hohem Luftstand zur 1:0-Führung nach nur 78 Sekunden fühlte sich DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus an den früheren Kopfballspezialisten Karl-Heinz Riedle, genannt "Air Riedle", und an DFB-Rekordtorschütze Miroslav Klose (71 Länderspieltreffer) erinnert und adelte Musiala bei RTL als "kompletten Stürmer".

Der den Strafraum für sich entdeckt hat. "Jamal hat das sehr gut gemacht. Vor drei Jahren war er noch halb so viel Zeit im gegnerischen Sechzehner. Das zeichnet ihn aus, dass er inzwischen auch in der Box steht."

DFB: Musiala entwickelt sich immer mehr zum Kopfball-Ungeheuer

Beim FC Bayern hatte Musiala zuletzt drei Mal per Kopf getroffen: In Bochum (5:0), im DFB-Pokal in Mainz (4:0) und in der Champions League gegen Benfica Lissabon (1:0). Jamal Air fliegt. Nach seiner Hüftverletzung, wegen der Musiala die Oktober-Länderspiele und zwei Partien im Verein verpasste, traf der gebürtige Stuttgarter in den letzten sechs Startelf-Einsätzen satte sieben Mal. Eine echte Torjägerquote.

Auch Flo ist im Flow. Musialas Kumpel Florian Wirtz von Bayer Leverkusen, ebenfalls erst 21 Jahre alt. Während Musiala sein siebtes Länderspieltor erzielte, kommt Wirtz nach seinem ersten DFB-Doppelpack gegen Bosnien-Herzegowina nun auf sechs Treffer ‒ in neun Länderspielen weniger, in erst 28.

Das 5:0 in der 57. Minute war ein Abstauber nach dem Schuss von Kai Havertz, das 4:0 sieben Minuten zuvor eine Rarität. Ein Flatter-Freistoß, getreten mit dem rechten Fuß wie das sonst nur Cristiano Ronaldo macht: mit der Innenseite, aber ohne Schnitt nach links. Schwer zu berechnen für jeden Torhüter.

In der letzten Flugkurve dreht sich der Ball weg, fällt plötzlich herunter wie ein Schneeball und landete wie in Freiburg mittig unter der Latte. Schöner wirtz nicht! Und jetzt kommt's: Es war tatsächlich das erste direkte Freistoß-Tor in der Profikarriere von Florian Wirtz.

In der 50. Minute zwirbelt Florian Wirtz (r.) den Ball in Ronaldo-Manier ins Tor - da staunt auch Kollege Maximilian Mittelstädt im Hintergrund
In der 50. Minute zwirbelt Florian Wirtz (r.) den Ball in Ronaldo-Manier ins Tor - da staunt auch Kollege Maximilian Mittelstädt im Hintergrund © pepphoto/imago

Nagelsmann kritisierte zuletzt die Wirtz-Freistöße

Angespornt durch einen Tadel von Julian Nagelsmann. "Ich habe ihn vorgestern im Training noch ein bisschen kritisiert, dass er das immer trainiert, aber keiner reingeht", berichtete der Bundestrainer am RTL-Mikrofon und verriet: "Er hat gesagt, dass er ganz kontrolliert schießt, ich solle ruhig bleiben." Wohl deshalb auch der Jubel mit den ausgebreiteten Armen von Wirtz als wolle er sagen: Na, Trainer, wie habe ich das gemacht? War doch ganz easy!

"Es hat Spaß gemacht", sagte Musiala über das Schützenfest und schwärmte vom "freien Spiel". Und sein Kumpel meinte: "Das passt einfach. Wenn wir so spielen, kommt man in einen Flow."

"Wusiala" begeisterten mal wieder. Nach einer knappen Stunde war für beide Schluss. Vorzeitige Schonung. Nach dem Abpfiff spielte die Stadionregie in Freiburg die Melodien des Schützenfestes ein. Den alten Fan-Klassiker "Oh, wie ist das schön!" ‒ so beliebt und old school wie "La Ola", die Welle, die durchs Europa-Park-Stadion schwappte.

Und da war auch noch der Hit des Jahres 2024, der ständige Ohrwurm-Begleiter der deutschen Nationalmannschaft. "Major Tom" von Peter Schilling schallte auch an diesem kalten Abend im Breisgau durch die Arena. "Völlig losgelöst" war auch das letzte DFB-Heimspiel dieses Jahres. Dank Köpfchen und Innenseite.

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