Münchner Pechvogel-Schiedsrichter Dr. Felix Brych verrät: Dieser Spieler ist die größte Labertasche

Am Samstagabend stellte der Münchner Schiedsrichter Felix Brych mit seinem 344. Bundesliga-Einsatz die Bestmarke von Wolfgang Stark ein. Doch ausgerechnet in seinem Rekordspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart (1:2) zog sich Brych einen Kreuzbandriss zu. Das AZ-Interview mit dem 48-Jährigen fand vor seiner schweren Verletzung statt.

AZ: Wer war der beste Fußballer, dem sie hautnah zuschauen konnten – oder immer noch können?
FELIX BRYCH (48): Beide: Messi und Ronaldo, die habe ich sehr oft gepfiffen.
Das schönste Tor, das Sie live gesehen haben?
Das 1:1 von Mario Mandzukic im Juventus-Trikot im Champions-League-Finale 2017 in Cardiff gegen Real Madrid, am Ende gewann Real 4:1.
Felix Brych: Er war der intensivste Plauderer auf dem Rasen
Ein Ball von diesem Endspiel liegt mit drei anderen auf einem Fenstersims in Ihrer Wohnung in München.
Genau, dazu die Bälle vom EM-Halbfinale 2021 und vom zweiten DFB-Pokalfinale 2021 zwischen Leipzig und Dortmund. Der vierte stammt von meinem Champions-League-Spiel 2020 zwischen Neapel und Barcelona. Mit diesem Spiel habe ich den Rekord in der Champions League geknackt, es war also ein vergleichbares Spiel wie am Samstag in der Bundesliga.
Wer war der intensivste Plauderer auf dem Platz?
Giorgio Chiellini. Er hat vor dem Anpfiff immer angekündigt, dass er wieder viel reden möchte. Das hat er gebraucht, das gehörte zu seiner Art, Fußball zu spielen. Das war wirklich eher Plaudern, kein Nörgeln. Nach dem Spiel hat er mir seine Wertschätzung gezeigt, mich umarmt.
Felix Brych: Zwischen -15 und 50 Grad Celsius
Welches war das kälteste Spiel, das Sie gepfiffen haben?
Anfang 2010 in Moskau, Achtelfinale der Champions League zwischen ZSKA Moskau und dem FC Sevilla. Es hatte um die minus 15 Grad, und genau da liegt die festgelegte Grenze. Darunter dürfen wir aus gesundheitlichen Gründen nicht anpfeifen. Die Partie stand kurz vor der Absage, der Platz im alten Luzhniki-Stadion war ziemlich hart. Nur rund 8.000 Zuschauer waren in diese 80.000 fassenden Schüssel gekommen, das war alles in allem wirklich undankbar, ging aber über die Bühne.
Und das heißeste – bezogen auf die Außentemperatur, nicht die der Spieler?
2012 in Kairo, das ägyptische Pokalfinale. Da hatte es knapp 50 Grad, das war extrem. Durch die Zuschauer wurde es noch heißer. Es war so brutal heiß, dass ich in der Halbzeitpause kalt geduscht habe – was ich nur einmal in meiner Karriere gemacht habe.

Als gebürtiger Münchner durften Sie nie den FC Bayern pfeifen. Hat das wehgetan?
Das bedauere ich definitiv, ich hätte gerne mal ein großes Champions-League-Spiel in der Allianz Arena gepfiffen. Aber so ist es halt, dafür konnte ich am nächsten Morgen entspannt durch meine Stadt laufen, musste mich nicht blöd anreden lassen. Bei einem Freundschaftsturnier wie dem Audi Cup kam ich aber mal zum Zug.