Müller & Co.: Wellness? Abenteuer!
München - Der Mythos Kalterer See, anno 1990. Ähnlich legendär wie der „Geist von Spiez“, Thunersee, 1954. Damals die Grundlage für den überraschenden WM-Triumph. Vor 24 Jahren bereitete sich die deutsche Nationalelf im Hotel „Seeleiten“ am Kalterer See auf die WM in Italien vor – am Ende gab’s den Titel.
Am Mittwoch, Anreise bis spätestens 13 Uhr, trifft sich die deutsche Nationalelf in St. Leonhard, Passeiertal, gelegen zwischen Sterzing und Meran, rund 60 Kilometer nördlich des Kalterer Sees. Im 3500-Einwohner-Ort logieren die Auserwählten bis 1. Juni im Fünf-Sterne-Resort "Andreus". Die Hotel-Gastgeber Helga und Richard Fink versprechen, mit ihren rund hundert Mitarbeitern alles zu tun, um dem 60-Mann-Tross des DFB "positive Energie aus dem Passeiertal mitzugeben".
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Sonnenschein und Temperaturen um 27 Grad erwarten Joachim Löw und seine Spieler im Passeiertal. Und eine Menge Sorgen. Die AZ zeigt, was den Bundestrainer in den elf Tagen von Südtirol alles erledigen muss.
Die Reha leiten: Die Führungsspieler Philipp Lahm (Bluterguss im Sprunggelenk), Bastian Schweinsteiger (Entzündung Patellasehne) und Torhüter Manuel Neuer (Kapselverletzung in der Schulter) reisen verletzt an. "Hinsichtlich der WM-Teilnahme von Manuel und Philipp sind wir optimistisch, beide müssen jedoch noch intensiv behandelt werden", sagte Löw: "Es ist gut und wichtig, sie von Anfang an in Südtirol dabei zu haben, auch wenn sie zunächst nicht trainieren können." Oldie Miroslav Klose (35), der aus Rom anreist, ist nach mehreren Einsätzen für Lazio sogar fitter.
Fitness aufbauen: Die WM in Brasilien erfordert wegen des tropischen Klimas und der frühen Anstoßzeiten spezielle physische Voraussetzungen. "Das Turnier wird allen Spielern körperlich alles abverlangen, sagt Löw. "Die Spieler, die mit nach Brasilien kommen, müssen topfit und voll im Rhythmus sein. Dafür steht das Trainingslager im Passeiertal." Wandern, Wellness und Gaumenfreuden – is’ nicht!
Khedira einbauen: Der einzige Fehlende ist Sami Khedira, der am Samstag mit Real Madrid in Lissabon das Champions-League-Finale gegen Atlético Madrid bestreitet und erst am Montag in Südtirol erwartet wird. Obwohl der 27-Jährige sich im November einen Kreuzbandriss zuzog und bisher erst zwei Liga-Spiele über eine Stunde bestritten hatte, gilt er als der Hoffnungsträger fürs defensive Mittelfeld.
Das Team einschwören: Neben den Trainingseinheiten wird es dank Manager Oliver Bierhoff wieder spezielle Teambuilding-Maßnahmen geben – vor vier Jahren war es ein Besuch von Extrembergsteiger Reinhold Messner. Löw: "Wir wollen von Anfang an verschiedene Dinge angehen – auch in Bezug auf die Kommunikation im Team." Vor allem sei es aber wichtig, so der Bundestrainer, "dass wir die Mannschaft zu einer Einheit formen". Anders als vor zwei Jahren vor der EM in Polen/Ukraine dürfte das Zusammentreffen der je sechs Dortmunder- und Bayern-Profis diesmal entspannter ablaufen.
Vier Spieler aussortieren: Löw schürt vor Beginn der Einheiten bewusst "den Konkurrenzkampf auf einigen Positionen. Ich will sehen, dass die Spieler um ihr WM-Ticket kämpfen". Vor dem nächsten Test am 1. Juni in Mönchengladbach gegen Kamerun muss er vier Spieler für den endgültigen WM-Kader streichen. Wackelkandidaten: Erik Durm (BVB), Shkodran Mustafi (Sampdoria), Matthias Ginter (Freiburg), Christoph Kramer (Gladbach), Benedikt Höwedes (Schalke), Lars Bender (Leverkusen).