Mourinho: „Wichtigstes Match der letzten zehn Jahre“
Es soll eine „magische Nacht“ werden: Real Madrid vor dem Halbfinal-Rückspiel der Champions League. Mithilfe der Fans und des einsatzbereiten Superstars Ronaldo soll das 1:4 aus dem Hinspiel in Dortmund noch umgebogen werden.
Madrid - Cristiano Ronaldo blickt wild entschlossen, ja fast wütend in die Kamera. „Mit eurer Hilfe werden wir es schaffen“, sagt der Superstar von Real Madrid und appelliert zusammen mit seinen Teamkollegen an die „Madridistas“, die Fans der Königlichen. Die Botschaft des kurzen Videoclips ist eindeutig: Die Spanier haben sich vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Dortmund am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) noch lange nicht aufgegeben.
Trotz der 1:4-Pleite aus dem Hinspiel glauben die Real-Stars an eine „Noche Magica“ (magische Nacht) in der Festung Estadio Santiago Bernabeu. „Es ist das wichtigste Match der vergangenen zehn Jahre“, sagte Star-Trainer Jose Mourinho: „Wir haben 90 Minuten Zeit, den Rückstand aufzuholen. Im Fußball ist alles möglich.“ Die Spanier klammern sich an ihre Historie – und setzen dabei auf ihre imposante Heimbilanz. „Real Madrid hat schon viele magische Nächte im Bernabeu gefeiert. Wir werden unser bestes tun, um der Liste eine weitere hinzuzufügen“, sagte der deutsche Nationalspieler Sami Khedira.
Seit mehr als einem Jahr hat Real nicht mehr vor eigenem Publikum verloren. Am 25. April 2012 war es, als Mourinho und seine Elf Bayern München im Halbfinale der Champions League nach Elfmeterschießen unterlagen (1:3).
Gegen Dortmund droht Madrid das gleiche Schicksal. „Wir fangen das Spiel bei 1:4 an. Wir waren in Dortmund zu schlecht“, sagte Mourinho. Die Chancen wollte der 50-Jährige nicht näher beziffern: „Ich spreche nicht von Prozenten.“ In dieser Saison zeigte sein Team in der Königsklasse unter anderem gegen Ajax Amsterdam (4:1) und Galatasaray Istanbul (3:0), dass es in der Lage ist, zu Hause klare Siege einzufahren.
„Wir treten vor unseren Fans selbstbewusster auf. Uns ist klar, dass wir etwas großartiges leisten müssen“, sagte Khedira. Es wäre nicht das erste Mal in der ruhmreichen Europapokal-Geschichte des Klubs, dass sich „Los Blancos“ aus einer scheinbar aussichtslosen Situation befreien. Ihre spektakulärste Wende gelang den Madrilenen ausgerechnet gegen ein Bundesliga-Team: In der UEFA-Cup-Saison 1985/86 war Real bei Borussia Mönchengladbach zunächst mit 1:5 untergegangen, setzte sich allerdings im eigenen Stadion noch mit einem 4:0 gegen die vom späteren Real-Coach Jupp Heynckes trainierten Fohlen durch.
Ein Jahr zuvor hatten die stolzen Spanier im Achtelfinale des UEFA-Pokals den RSC Anderlecht nach einer 0:3-Hinspiel-Niederlage noch mit 6:1 bezwungen. Besonders gerne erinnern sich die Real-Fans dieser Tage an das große Comeback gegen Derby County im Achtelfinale des Landesmeister-Wettbewerbs 1975/76. Wie gegen Dortmund hatte Madrid das Hinspiel mit 1:4 verloren und trotzdem den Sprung in die nächste Runde geschafft (5:1 n.V.). Damals hieß der große Held Santillana, am Dienstag soll Ronaldo in seine Rolle schlüpfen. Der Einsatz des portugiesischen Angreifers schien zunächst gefährdet, beim Derby gegen Atletico Madrid am Samstag (2:1) wurde er mit einer Oberschenkel-Blessur geschont. Nun aber gab der 28-Jährige grünes Licht für die Aufholjagd gegen den BVB. „Ronaldo geht es gut“, sagte Mourinho, der ansonsten nichts über seine Aufstellung verraten wollte.
Vor dem Hinspiel hatte der Portugiese noch seine gesamte Startelf verlesen. Doch auch ohne exakte Kenntnis des Personals ist die Ausrichtung klar. „Wir werden versuchen, früh in Führung zu gehen“, sagte Mourinho, der mit seinem Team bereits zum vierten Mal in dieser Saison gegen die Borussia antritt – und dabei bisher nicht einmal siegen konnte.