Morgens um drei, da leg ich los

Haching gibt in der Dritten Liga den Ton an: Nach vier Spielen ungeschlagen Dritter, am Samstag geht’s nach Burghausen (14 Uhr). Trainer Ralph Hasenhüttl über seine Liebe zum Klavierspielen und den Trainer, der ihm am meisten beigebracht hat.
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Immer in Aktion, selbst nachts um drei: Hachings Erfolgstrainer Ralph Hasenhüttl.
Rauchensteiner/Augenklick Immer in Aktion, selbst nachts um drei: Hachings Erfolgstrainer Ralph Hasenhüttl.

Haching gibt in der Dritten Liga den Ton an: Nach vier Spielen ungeschlagen Dritter, am Samstag geht’s nach Burghausen (14 Uhr). Trainer Ralph Hasenhüttl über seine Liebe zum Klavierspielen und den Trainer, der ihm am meisten beigebracht hat.

AZ: Herr Hasenhüttl, stimmt es, dass Sie sich die Kraft beim Klavierspielen holen?

RALPH HASENHÜTTL: Ja, ich habe als Kind von meiner Mutter Klavierspielen gelernt, mich fasziniert das. Es gibt zwei Gründe für meine Leidenschaft für dieses Instrument. Ich spiele meistens abends vorm Schlafengehen und kann dabei sehr gut vom Stress abschalten. Und ich lerne beim Spielen neue komplexe Bewegungen, indem ich neue Stücke einstudiere. Ich will immer neue, noch schwierigere Stücke am Klavier lernen. Das hilft mir auch im Fußball. Wenn ich junge Spieler über das Training heranführe und sie komplexe Dinge lernen sollen, bringe ich die nötige Geduld dafür auf.

Wann setzen Sie sich ans Klavier?

Ich spiele nicht jeden Tag. Wenn, dann aber immer eine gute Stunde. Im Winter ist es mehr – wenn es draußen ungemütlich ist.

Sie wollen sich einen Flügel anschaffen...

Für mich als Österreicher ist ein Bösendorfer-Flügel natürlich ein Traum. Der Klang ist einfach genial. Felix Magath hat übrigens auch einen (Bösendorfer ist ein österreichischer Klavier- und Flügel-Hersteller, Anm. d. Red. ). Man muss ja noch Wünsche haben und Träume, die man sich irgendwann mal erfüllen möchte. Momentan fehlt mir noch der Platz für so ein Riesenteil.

Spielen Sie öfter nach Niederlagen oder nach Siegen?

Es kommt schon öfter vor, dass ich mich unbewusst ans Klavier setze, wenn ich nach Niederlagen mal nicht so gut drauf bin und einfach meine Ruhe haben will. Ich setze mich dann in unser Gästezimmer, mache die Tür zu und spiele nur für mich. Mein Lieblingsstück „Mondscheinsonate“ ist ja eher traurig, das spiele ich aber auch nach Siegen.

Was begeistert Sie am Klavierspielen?

Musik erleben ist ganz anders als Musik zu hören. Musik erleben ist, wenn ich ein Stück von einem Künstler wie Beethoven oder Tschaikowsky spiele. Dann versetze ich mich auch in diesen Menschen rein, will mehr über diesen Künstler wissen, lese ein Buch über ihn und meine Klavierlehrerin, die gute Frau Paul, erklärt mir dann die Details über diesen Künstler.

Frau Paul ist ihre Trainerin?

Ja. Sie ist eine ältere Frau so um die 60 mit einer unglaublichen Power. Ich muss das erklären: Ich spiele alle meine Stücke auswendig und nichts nach Noten. Wenn ich ein Stück mit Frau Paul einstudieren will, dann sagt sie: „Gut, aber das ist schwer.“ „Probieren wir es halt“, sage ich und dann fangen wir einfach an. Es gibt bei gewissen Stücken eine Technik, die ich nicht drauf habe. Ich habe dann den Ehrgeiz, es zu können, merke aber, dass ich es nicht schaffe. Dann beiße ich mir daran die Zähne aus. Es ist nämlich so: Wenn ich ein Stück höre, versuche ich es nachzuspielen – ohne Noten.

Kennen Sie den Moment, wenn der Pianist auf einer Party spielt und sofort kommen die Frauen und stellen sich um das Klavier herum...

Ich spiele nie auf Partys (lacht). Aber das stimmt schon, dass der Pianist die Leute schnell auf seiner Seite hat. Ich spiele, wenn wir auswärts in schönen Hotels oder im Trainingslager sind, manchmal nachts um drei Uhr Klavier.

Bitte, wann?

Ja nachts um drei, wenn alle im Bett liegen. Dann setze ich mich hin, meistens wenn ich nicht schlafen kann. Die Bar ist dann so richtig leer und ich lege los.

Und die Mannschaft kann nicht schlafen...

Ich spiele leise. Ich habe noch nie vor der Mannschaft gespielt. Als Co-Trainer habe ich mal vor den Jungs ein paar Lieder zum Besten gegeben - Robbie Williams spiele ich gerne. Wir haben mit Darius Kampa noch einen Klavierspieler, der spielt sogar besser als ich.

Brauchen Sie immer Ruhe beim Klavierspielen?

Nein, ich habe es auch gerne, wenn jemand zuhört. Wenn man dankbares Publikum hat, ist das immer schön. Das ist wie beim Fußball. Ich liebe generell klassische Musik, höre aber viel Popmusik querbeet und auch Chillout-Sound, den meine Frau auflegt. Norah Jones oder Katie Melua das ist unser Ding.

Sie hatten Harry Deutinger und Werner Lorant als Chefs und jetzt Frau Paul. Wer hat Sie am meisten geprägt?

Na, Frau Paul. Das ist doch klar. Nein im Ernst: Die hundertprozentige Akribie von Harry werde ich nie schaffen, da bin ich auch nicht der Typ dazu. Eine Mischung aus ihm und mir wäre optimal. Ich habe viel gelernt von ihm. Bei Lorant kann ich das schwer beurteilen, das müssten meine Spieler sagen. Ich habe eher von Trainern etwas angenommen, die ich als Spieler hatte. Etwa von Ewald Lienen und Bernd Schuster in Köln. Du nimmst halt mehr von den Trainern etwas mit, mit denen du Erfolg hattest.

Warum hatte es Lorant in Haching so schwer?

Ich weiß nicht, ob er es so schwer hatte, er hatte einfach zu wenig Erfolg und deshalb ist er dann auch gegangen. Bei 1860 hat es damals gepasst, er hat sich nie verstellt und ist seinen Weg so konstant gegangen und wird das auch weiterhin machen. Lorant ist ein besessener Trainer und dann ist es ihm egal, in was für einem Verein er tätig ist.

Ist der Trainertyp Lorant im Profifußball endgültig passé?

Jüngere und modernere Typen – es gibt einen Spruch: „Spiel’ modern, verliere modern und steig’ ab.“ Es gibt nicht modern oder unmodern, ich glaube, jeder muss seinen Weg gehen, den er für richtig hält, und deshalb kann man nicht sagen, diese Gattung Trainer ist ausgestorben und diese ist die Zukunft.

Ist Unterhaching für Sie ein Glücksfall?

Ich bin hier zu Hause. Ich lebe mit meiner Familie hier und meine beiden Söhne Patrick und Philipp spielen bei der Spielvereinigung. Hier fühle ich mich verstanden. Ich sage immer: „Zuhause ist man dort, wo man verstanden wird.“ Ich bin Harry Deutinger heute noch dankbar, dass er mir damals die Chance gegeben hat, hier als Co-Trainer reinzurutschen.

Apropos Deutinger. Es nervt Sie also nicht, dass er immer noch sehr oft mit den Kiebitzen Ihr Training beobachtet?

Überhaupt nicht. Harry ist mittlerweile auch wieder Teil unseres Trainerteams und arbeitet als Fördertrainer im Nachwuchsbereich. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Wir können nicht einfach zehn neue Spieler holen, sondern müssen die eigenen Jungs auf ein gutes Niveau kriegen. Harry macht das ehrenamtlich und ist froh, wieder auf dem Rasen zu stehen.

Interview: Reinhard Franke

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