Mit 23 Trainern zur EM

Er wollte sich "europameisterlich" auf das "schwierigste Turnier der Welt" einstellen. Doch für Bundestrainer Jogi Löw gerät die Vorbereitung auf die Euro mehr und mehr zur Farce. Als hätte er nicht schon genug Sorgen.
von  Abendzeitung

Er wollte sich "europameisterlich" auf das "schwierigste Turnier der Welt" einstellen. Doch für Bundestrainer Jogi Löw gerät die Vorbereitung auf die Euro mehr und mehr zur Farce. Als hätte er nicht schon genug Sorgen.

Mit ihm selbst, mit Joachim Löw, wären sie wenigstens zu elft gewesen. Denn beim ersten Training der deutschen Nationalelf des Jahres 2008 am Montagvormittag in Frankfurt standen dem Bundestrainer gerade einmal zehn Akteure zur Verfügung. Acht Spieler des 19-Mann-Kaders für den ersten EM-Test des Jahres in Wien gegen Co-Gastgeber Österreich (Mi., 20.35 Uhr, ARD) durften nur ein leichtes Reha-Programm im Hotel „Villa Kennedy“ machen.

Kapitän Michael Ballack, erstmals seit März 2007 wieder im Kader, fehlte wegen leichter Muskelprobleme an der Wade. Ballacks Einsatz aber soll nicht gefährdet sein.

Ohnehin schon genug Probleme

Wenigstens eine Sorge weniger für Jogi Löw. Er hat eh schon genug. Und die Ansetzung des ersten Rückrundenspieltages dürfte dem 48-Jährigen auch überhaupt nicht behagt haben. So waren am Sonntag bei den Partien Schalke gegen Stuttgart (4:1) und Bremen gegen Bochum (1:2) nicht weniger als sieben Nationalspieler (Hilbert, Hitzlsperger, Gomez, Mertesacker, Kuranyi sowie die erstmals nominierten Westermann und Jones) im Einsatz – eine sinnvolle Absprache zwischen der Fußball-Liga DFL und der Nationalelf sieht anders aus.

Nur ein Punkt von vielen, der Löw das Euro-Unternehmen erschwert. „So eine EM mit 16 Teams aus Europa ist das schwierigste Turnier der Welt“, sagte Löw, doch seine Vorbereitung, die „europameisterlich“ ablaufen solle, gerät mehr und mehr zur Farce.

Die Termin-Not:

Löw bleiben bis zum Beginn der unmittelbaren EM-Vorbereitung nach dem letzten Spieltag (die Mannschaft fliegt am 19. Mai für zwölf Tage nach Mallorca) nur noch zwei Testspiele. Das eine am Mittwoch gegen Österreich – einem Gegner, der die Partie nicht zu ernst nimmt, weil die heimische Liga noch nicht begonnen hat und weil man den Nachbarn doch lieber im dritten EM-Gruppenspiel ärgern möchte – und das zweite am 26. März in Basel gegen die Schweiz.

Bei beiden Mittwochsterminen ist nur Raum für je zwei Trainingseinheiten – eine davon ist das Abschlusstraining vor Ort. „Löw hat kaum die Möglichkeit, in Ruhe zu trainieren. Die Trainer sehen die Zeit schwinden für ihre Arbeit“, sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff und rechnete vor, dass im Vergleich zur Vorbereitung auf die WM 2006 im eigenen Land fünf komplette Tage fehlen. Und gestern wurden die Stars auch noch fach-fremd beansprucht. Für DFB-Generalsponsor Mercedes stand ein Werbedreh auf dem Programm. Ungeliebtes Pflichtprogramm.

Die Verletzten:

Eine nicht enden wollende Liste von Ausfällen drückt die Stimmung. Ob Ballack, Frings, Schneider Metzelder – wichtige Stützen des Teams fehl(t)en in dieser Saison über Monate. Daher meinte Bierhoff: „Die aktuelle Situation stimmt mich nachdenklich. Ich mache mir Sorgen. Wir haben einige Spieler, die im Verein wieder Tritt fassen müssen. Die Voraussetzungen sind nicht optimal.“ Vorsichtig ausgedrückt. Daher muss Löw improvisieren. Und die Stars zu Selbständigkeit ermuntern. „Wir geben ihnen Hilfestellung“, meinte Bierhoff, „sagen ihnen aber auch: Du bist dein eigener Coach!“

Mit 23 Ich-AGs zur EM

So reist Löw mit 23 Trainern zur EM, mit 23 Ich-AGs. Der fürs Frühjahr fest eingeplante Fitness-Test fällt aus Zeitmangel flach. Da soll die ganze Liga aushelfen: Die DFB-Ärzte müssen nun die Körperwert-Daten von den einzelnen Vereinen einholen.

ps

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