Miroslav Klose: Praktikant und Lehrer

Klose kehrt ausgerechnet in seiner alten Wahlheimat Italien zur Nationalelf zurück. Als Trainerazubi soll er Löw dabei unterstützen, das Sturmproblem zu lösen. Der sagt: „Das ist für uns eine wichtige Hilfe“
von  Julian Buhl
Miroslav Klose (r.) zusammen mit DFB-Physiotherapeut Christian Müller beim Abflug nach Rimini.
Miroslav Klose (r.) zusammen mit DFB-Physiotherapeut Christian Müller beim Abflug nach Rimini. © DPA

Miroslav Klose hätte sich keinen besseren Ort für sein Comeback bei der deutschen Nationalmannschaft aussuchen können. Bei der Jahresabschlussfahrt des DFB geht es schließlich nach Italien, seine alte Wahlheimat. Klose saß am Mittwoch mit Bundestrainer Joachim Löw und seinem Team im Flieger nach Rimini.

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In San Marino steht am Freitag zunächst noch ein WM-Qualifikationsspiel an, vier Tage später in Mailand ein Test gegen Italien. Ein Ausflug nach Rom – inklusive Stadtrundfahrt und Papstaudienz – ist als Rahmenprogramm auch noch geplant. Der ewige Miro kehrt also nicht nur zum DFB, sondern auch gleich noch in die ewige Stadt zurück. Eine gelungene Pointe: Ciao, Miro!

In Rom hatte er ja in den vergangenen fünf Jahre gelebt, bevor er im Sommer keinen neuen Vertrag mehr bei Lazio erhalten hatte. Den ein oder anderen Insidertipp in der Stadt dürfte Klose also durchaus parat haben. Als Fremdenführer hat ihn Bundestrainer Joachim Löw nun allerdings nicht engagiert. Und auch das Sturmproblem, mit dem sich der DFB seit dem Rücktritt des WM-Rekordtorschützen nach dem Titelgewinn 2014 in Brasilien auseinandersetzen muss, besteht weiterhin. Zu dessen Lösung soll der 38-Jährige allerdings beitragen. Nachdem Klose kürzlich seine Profikarriere beendet hat, kehrt er nun nämlich als Trainerazubi in den Kreis der Nationalmannschaft zurück.

„Wir garantieren ihm eine gute Ausbildung, dass er den Trainerschein machen kann, dass er verschiedene Abteilungen durchläuft. Aber der Miro hat auch eine klare Aufgabe“, sagte Löw vor der Länderspielreise und verriet: „Wir hatten schon länger Kontakt und haben in den letzten ein, zwei Jahren gesprochen, im Urlaub auf Sardinien.“ Wo auch sonst, als in Miros Bella Italia? Bald war jedenfalls die Idee geboren, mit Klose eine bestechende Win-Win-Situation zu schaffen: Trainerpraktikum auf höchstmöglichem Niveau für den einstigen Top-Angreifer gegen Know-how-Vermittlung für dessen Nachfolger mit Nachhilfebedarf.

71 Tore in 137 Einsätzen - Rekord!

„Er hat viel Erfahrung als Spieler, gerade als Stürmer und das ist für uns eine wichtige Hilfe“, erklärt Löw seine Erwartungen, „weil er die Stürmer beobachtet, was machen sie falsch.“ Klose soll vor allem seine ehemaligen Mitspielern Thomas Müller, 27, Mario Gomez, 31, und Mario Götze, 24, zukünftig unterstützen. Denn die mangelnde Effektivität bei der Chancenverwertung hat Löw als großes Manko auch bei der EM in diesem Sommer ausgemacht.

„In der Nationalmannschaft habe ich meine größten Erfolge gefeiert, diese Zeit war wunderschön und bleibt unvergessen“, sagte Klose. 13 Jahre (von 2001 bis 2014) spielte er für Deutschland. In 137 Einsätzen erzielte er von keinem – nicht einmal Gerd Müller (68 Tore in 62 Spielen) – erreichte 71 Tore. Zwei davon gelangen ihm 2006 in der EM-Qualifikation in Serravalle beim 13:0 gegen San Marino, dem höchsten Sieg der Ära Löw.

„Er ist auch eine Hilfe für junge Spieler“, sagt der Bundestrainer über Klose. In diese Kategorie passt unter anderem auch Timo Werner, der aktuell mit Aufsteiger RB Leipzig für Aufsehen sorgt. RB-Sportdirektor Ralf Rangnick sieht den Stürmer jedenfalls auf dem Sprung zu Löw und Klose. „Wenn er weiter konstant spielt und auch in der U21 seine Tore macht, wird Timo Werner auch bald ein Kandidat für die A-Nationalmannschaft werden“, sagte er der „Bild“.

Auch Nationalmanager Oliver Bierhoff findet Kloses Engagement „für beide Seiten interessant“: „Ich finde es gut, dass Miro diesen Weg geht, und dass wir von seinen Erfahrungen profitieren können, von seinem Wissen, von seinem Umgang mit den Spielern.“ Eine Sorge hat Bierhoff allerdings und scherzte: „Ich befürchte, er wird meine Springerposition im Training übernehmen. Bisher darf ich, wenn wir eine ungrade Zahl an Spielern haben, mittrainieren. Jetzt wird der Miro das sicher tun.“

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