Michael Mittermeier: "WM-Song-klingt wie eine Drohung"
Er ist nicht nur einer der beliebtesten Komiker Deutschlands, Michael Mittermeier ist auch leidenschaftlicher Fußball-Fan. Wie ihm sexy J.Lo bei der Eröffnungsfeier gefallen hat, und was der "Michl am Broadway" macht, verrät er im Interview.
Obwohl er einer der beliebtesten Komiker Deutschlands ist, sucht der Wahl-Münchner Michael Mittermeier (48, "Blackout") seit einigen Jahren auch die Herausforderung im Ausland. Sein jüngster Coup: Zwei Auftritte im Beacon Theatre am Broadway! Wie es so ist, dort auf der Bühne zu stehen, wo sonst Coldplay spielen, erzählt er sicher auch bei dem einen oder anderen Auftritt während seiner aktuell laufenden Bühnenshows.
Apropos, aktuell angelaufen ist bekanntlich auch die Fußball-WM in Brasilien. Und da der in Dorfen geborene Mittermeier als echter bayerischer Bua auch ein leidenschaftlicher Fußball-Fan ist, hat er sich das erste Spiel natürlich nicht entgehen lassen. Doch vor Brasilien vs. Kroatien war erstmal Jennifer Lopez dran. Wie ihm J.Lo bei der Eröffnungsfeier gefallen hat, verrät Michael Mittermeier im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Er erklärt aber auch, wie es für den "Michl am Broadway" war und ob er nach so vielen Tourjahren einen Trick hat beim Kofferpacken.
Wie hat ihnen die WM-Eröffnungsfeier gefallen?
Michael Mittermeier: Die Eröffnungsfeier war bunt und knackig - und das ist ja auch gut so. Wir sind ja nicht zum Spaß hier, sondern zum Fußball. Den offiziellen WM-Song habe ich leider nicht gehört, weil mich die Körper-Wackeleien von Jennifer Lopez in eine Gehörlosigkeit hypnotisiert haben. Aber der Titel "We Are One" hört sich an, wie eine Drohung der FIFA und ihres Imperators Sepp Vader.
Und was sagen Sie zum Eröffnungsspiel?
Mittermeier: Endlich rollt die Pille wieder! Ich finde es war ein schönes Eröffnungsspiel. Kroatien hat tapfer gegen Brasilien gekämpft, meinen großen Respekt dafür. Leider sind die Schwalben ein bisschen zu tief geflogen...
Wie schauen Sie denn generell die WM 2014 in Brasilien?
Mittermeier: Unterschiedlich. Auf jeden Fall werde ich versuchen, so ziemlich jedes Spiel zu sehen. Für live im Stadion ist Brasilien vielleicht ein bisschen zu weit. Und Public Viewing mag ich nicht so. Ich schaue aber sehr gerne in meiner Lieblingskneipe um die Ecke in München oder wenn ich daheim bin, auch einfach am Fernseher - gerne gemeinsam mit Freunden.
Was war das erste WM-Erlebnis, an das Sie sich erinnern?
Mittermeier: Das war die WM 1974. Damals war ich acht Jahre alt und fand es unheimlich spannend.
Wer wird Weltmeister?
Mittermeier: Ich bin kein Pessimist, trotzdem würde ich nicht sagen, dass Deutschland Weltmeister wird. Ganz so toll sind wir auch nicht aufgestellt. Lange mitspielen wird die Mannschaft aber bestimmt. Brasilien wird sich sicher sehr anstrengen. Spanien ist immer noch eine Wahnsinnsmannschaft. Nicht umsonst haben sie die Champions League unter sich ausgemacht. Sehr gut ist, dass wir dieses Mal nicht der Favorit sind, dann ist die Erwartungshaltung nicht so hoch. Ich bin gespannt.
Brasilien ist Ihnen etwas zu weit, Sie waren aber vor und nach der WM 2010 in Südafrika, einem ähnlich umstrittenen WM-Austragungsort. Wie hat die WM das Land verändert?
Mittermeier: Bis auf die Stadien eigentlich gar nicht so sehr. Als wir 2009 dort gedreht haben, war die wachsende Begeisterung schon zu spüren. Immerhin ist Südafrika ja auch nicht Katar, sondern ein Land, in dem von klein auf in den Townships nichts anderes gespielt wird als Fußball. Der Fußball gehört dort zum Leben dazu. Und in Brasilien ist das nicht anders.
Wie schätzen Sie die Kriminalitätsproblematik ein? Vor der WM in Südafrika waren die warnenden Stimmen ja ähnlich laut wie im Vorfeld der WM in Brasilien?
Mittermeier: In Südafrika bin ich nie überfallen worden, ich habe auch nie eine Situation erlebt, in der ich mich bedrängt gefühlt habe. Schlimm war für mich die Konfrontation mit der Lebenssituation vieler Menschen. Wenn du aus Kapstadt rausfährst und diese Townships siehst, in denen hunderttausende Menschen auf engstem Raum leben. Natürlich gibt es auch Gegenden, die man aus Sicherheitsgründen meiden sollte. Die gibt es sicher auch in Brasilien - allerdings auch in Deutschland.
Vor der WM 2010 haben Sie eine Doku in Südafrika gedreht. Dabei haben Sie den Chor Zabalaza mit seinem engagierten Leiter Florian Krämer kennen gelernt, den Sie seither unterstützen und der gerade erst wieder durch Europa tourte. Wie sind Sie auf das Projekt gestoßen?
Mittermeier: Wir wollten das wunderschöne Land 2009 vor der WM zeigen. Dabei sind wir auch auf das Waisenhaus Vulamasango gestoßen, in dem traumatisierte Kinder und Jugendliche leben. Viele Mädchen wurden Jahre lang vergewaltigt und dürfen in diesem Heim dann zum ersten Mal in ihrem Leben Kind sein und spielen. Und in diesem Waisenhaus gibt es eben auch diesen umwerfenden Zabalaza-Chor.
Was ist das Besondere an dem Chor?
Mittermeier: Der Chor besteht aus Kindern und Jugendlichen, die Schreckliches erlebt haben. Dank ihrer Kreativität haben sie nicht nur ein tolles Programm auf die Beine gestellt, sondern auch viel verarbeitet. Neben dem künstlerischen gibt es also auch einen therapeutischen Aspekt. Das finde ich einfach toll.
Sie präsentieren Ihr eigenes Programm regelmäßig auch in Kapstadt, London oder Zwickau. Wie funktioniert es dort für einen bayerischen Comedian?
Mittermeier: Ich passe das Programm natürlich an und versuche, aktuelle Themen aus dem jeweiligen Land einzubeziehen. Außerdem spreche ich auf der Bühne nicht besonders Bayerisch, weil ich ja nie nur lustig sein wollte, weil ich lustiges Bayerisch spreche. Das war schon vor 20 Jahren mein Anspruch.
Eine Färbung hört man aber natürlich schon.
Mittermeier: Ja, und das darf ja auch sein. Ich spreche auch kein tolles Englisch. Ich spreche aber auch nicht bewusst ein extremes Deutsch-Englisch.
Wie viel Spaß macht das Übersetzen der Passagen Ihres Programms, die Sie auch im englischen Sprachraum spielen?
Mittermeier: Gar keinen. Aber das Meiste übersetze ich auch nicht. Ich nehme eher Versatzstücke, die dann auch mit andere Figuren funktionieren.
Wie beeindruckend finden Sie Comedians anderer Länder?
Mittermeier: Sehr beeindruckend! Eddie Izzard machte zum Beispiel etwas noch nicht Dagewesenes: Zum 70. Jahrestag vom D-Day spielte er in Caen in der Normandie drei Shows hintereinander, in drei verschiedenen Sprachen. Englisch, Französisch und Deutsch. So kann Comedy wirklich völkerverbindend sein. Oder wie Eddie es sagt: "Das ist Comedy ohne Grenzen - nicht Grenzen ohne Comedy!"
Mit Eddie Izzard haben Sie auch gerade am Broadway in New York gespielt...
Mittermeier: Ja, ich habe an zwei Abenden vor jeweils 2.800 Gästen im Beacon Theatre, in dem sonst Bands wie Coldplay oder die Foo Fighters zu Hause sind, Support Shows für Eddie Izzard's Programm "Force Majeure" gespielt. Und die waren auch alle begeistert und hatten ihren Spaß. Michl am Broadway - da bin ich schon stolz!
Sie reisen unheimlich viel. Wie lösen Sie das leidige Kofferpackproblem? Gibt es einen Trick?
Mittermeier: Wenn ich da einen Trick hätte, wäre ich ein glücklicher Mensch. Ich finde packen extrem nervig. Und obwohl ich schon jahrelang auf Tour gehe, habe ich immer noch zu viel in meiner Tasche. Irgendwann habe ich dann aber meinen Frieden damit gemacht, ich habe ja eigentlich auch lieber zu viel dabei, bevor mir dann ein frisches T-Shirt für einen Auftritt fehlt.
Sie haben eine Frau und ein Kind. Wie halten Sie auf Tour Kontakt, damit Sie sich nicht zu sehr vermissen?
Mittermeier: Mehr als fünf Tage am Stück bin ich eigentlich meistens nicht weg. In dieser Zeit reicht das Telefon oder Skype. Ein Problem ist es aber auf jeden Fall, wenn man wochenlang von Zuhause weg ist. Ich fliege dann, wenn möglich, zwischendurch nach München - und wenn es nur für einen Tag ist. Wichtig ist halt, dass man die gemeinsame Zeit zuhause intensiv nutzt.
Momentan sind Sie auf Tour mit Ihrem Programm "Blackout". Was erwartet die Zuschauer?
Mittermeier: "Blackout" ist mein bisher bestes Programm. Es hat die Leichtigkeit von "Zapped", die Härte von "Paranoid" und die Reisegeschichten von "Safari". Es bewegt sich zwischen Blödeln und Politik und beschäftigt sich mit den globalen Blackouts und den vielen Blackouts im Alltag.
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