Michael Ballack, der Unvollendete

Mitten in der Sommerpause schickt Bundestrainer Löw den früheren Capitano Ballack vorzeitig in den DFB-Ruhestand. Der 34-Jährige will das angebotene Abschiedsspiel ausschlagen
Christoph Maier |
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Mitten in der Sommerpause schickt Bundestrainer Löw den früheren Capitano Ballack vorzeitig in den DFB-Ruhestand. Der 34-Jährige tendiert dazu, das ihm angebotene Abschiedsspiel auszuschlagen

München - Michael Ballacks Länderspielkarriere begann mit einem 0:1 (gegen Schottland, 28. April 1999), schloss mit einem 0:1 (gegen Argentinien, 3. März 2010), doch das Ende dieser 98 Länderspiele langen Karriere im DFB-Dress fühlte sich dann eher an wie ein sattes 0:4. Monatelang musste Ballack zuschauen, wie sein Comeback als Kapitän der Bundesadler-Truppe immer unwahrscheinlicher wurde. Der Volksmund kennt dafür einen Begriff – am langen Arm verhungern lassen.

Michael Ballack: Seine Schicksalsspiele:

„Eine Ära geht zu Ende: Danke, Michael Ballack!“ So enden die Ausführungen von Bundestrainer Joachim Löw. Wie lange er schon von diesem Ende weiß, wird sein Geheimnis bleiben. Seit Boatengs Foul im Wembley-Stadion und der daraufhin verpassten WM 2010? Seitdem Streit ums Kapitänsamt mit Philipp Lahm? Seit der neuerlichen Verletzung (Bruch des Schienbeinkopfes) Mitte September? Seit dem Zoff mit Klubtrainer Jupp Heynckes? Löw gibt keine Antwort. Er lässt Taten sprechen: Selbst als in der jüngsten Länderspielserie gleich mehrere defensive Mittelfeldspieler verletzt ausfielen, holte Löw lieber den Jungspund Sebastian Rudy aus dem Bade-Urlaub als den von Jürgen Klinsmann einst zum „Capitano“ geadelten Ballack. Harte Zeiten für den Vize-Welt- und Europameister. Ballack bleibt der Unvollendete. Ein Titel mit der DFB-Elf bleibt ihm verwehrt.

Löws Argumentation zur Entscheidung gegen den 34-Jährigen ist aber stringent: „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass viele junge Spieler in den Blickpunkt gerückt sind. Mit ihnen ist die Entwicklung der Nationalmannschaft seit der WM 2010 absolut positiv verlaufen“, sagte Löw, „nachdem ich diese Thematik mit Michael Ballack zuletzt bei unserem Treffen Ende März 2011 in aller Offenheit erörtert habe, ist nun vor dem Start in die EM-Saison der Zeitpunkt gekommen, klar Position zu beziehen.“

Über den Zeitpunkt könnte man sicher diskutieren, was aber müßig ist. Löw lobt lieber: „Er war ein Jahrzehnt ein sehr wichtiger Führungsspieler der Nationalmannschaft und hat enormen Anteil an den großen Erfolgen des Teams seit der WM 2002. Er hat eine Ära geprägt und sich als Kapitän stets in den Dienst der Mannschaft gestellt, was ich bei der WM 2006 oder der EURO 2008 aus nächster Nähe erleben konnte. Seine spielerische und kämpferische Klasse sprechen ebenso für ihn wie seine Torgefährlichkeit und seine Nervenstärke gerade in wichtigen Spielen.“

Laut Löw habe Ballack „durchaus Verständnis“ für die Sichtweise der Nationalmannschaftsführung gezeigt, wird aber wohl das Angebot, die DFB-Elf im Freundschaftsspiel gegen Brasilien am 10. August in Stuttgart noch einmal als Kapitän aufs Feld zu führen, nicht annehmen. Das kommt ihm wohl wie ein mitleidiger Gnadenakt vor. Löw sagt: „Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Michael Ballack als Nationalspieler in attraktivem Rahmen verabschiedet werden soll und wir ihm ein ehrliches Dankeschön für seine großen Verdienste um den deutschen Fußball sagen wollen.“ Und Ballack? Schweigt bislang. Obwohl es in ihm rumoren wird. Bitter, so ein 0:4.

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