Meyer, der Machthaber unter Ex-Bayern

1000 Fans feiern den Rückkehrer bei seinem ersten Training in Mönchengladbach. Der 65-Jährige Hans Meyer ist gleich Chef im Ring. Ziege und Eberl arbeiten ihm zu, Vorgesetzte hat er quasi keine.
von  Abendzeitung
Hans Meyer, wieder Trainer von Borussia Mönchengladbach - und Chef von Ex-Bayer Christian Ziege (l.).
Hans Meyer, wieder Trainer von Borussia Mönchengladbach - und Chef von Ex-Bayer Christian Ziege (l.). © dpa

1000 Fans feiern den Rückkehrer bei seinem ersten Training in Mönchengladbach. Der 65-Jährige Hans Meyer ist gleich Chef im Ring. Ziege und Eberl arbeiten ihm zu, Vorgesetzte hat er quasi keine.

MÖNCHENGLADBACH Der alte Bekannte kannte sich gar nicht so recht aus. Gestern hat Hans Meyer (65) seinen Dienst als Trainer und Retter von Borussia Mönchengladbach angetreten. Bei jenem Klub also, den er zwischen September 1999 und März 2003 bereits betreut hatte. Aber auch in Gladbach ist nichts mehr so wie früher, das fiel Meyer gleich auf: „Ich treffe hier ideale Bedingungen an, die gab es in meiner ersten Amtszeit noch nicht.“ In seiner ersten Amtszeit hat die Borussia noch am Bökelberg gespielt. Nun ist der neue Borussia-Park die Heimstatt.

Und Meyer war gestern gleich Chef im Ring. Zu seinem ersten Training kamen 1000 Zuschauer. Die Fans standen auf und applaudierten, als Meyer mit seinen Assistenten den Spielern auf den Platz folgte.

Jetzt sind in Gladbach die Hierarchien klar ausgerichtet: Alle Macht dem kauzigen Routinier. Bei Meyer konzentrieren sich quasi alle sportlichen Kompetenzen. Auch Christian Ziege, der vormalige Sportdirektor, ist ihm nun untergeordnet. Der Ex-Bayer arbeitet als Co-Trainer. Der frühere Profi Max Eberl übernahm das Amt des Sportdirektors.

Eberl, der wie Ziege einst für den FC Bayern gespielt hat (ein Einsatz in der Saison 1991/92), ist allerdings deshalb noch lange nicht Meyers Chef: „Mit diesem Begriff kann ich wenig anfangen. Ich fühle mich nicht als Vorgesetzter, sondern als Teamplayer.“

Meyer also ist der neue Machthaber zwischen den früheren Bayern. „Big Boss“ hat ihn der „kicker“ genannt. Mit Eberls Unterstützung darf er vorbehaltlos rechnen. Als Rustikalverteidiger hatte Eberl unter Meyer seine beste Zeit als Profi erlebt. Er ist einer von wenigen, die aus Meyers erster Amtszeit noch übrig geblieben sind bei der Borussia.

In vielen Einzelgesprächen mit den Spielern will Meyer in den nächsten Tagen die Ursachen für den Absturz ergründen. Sein Comeback auf der Trainerbank feiert er am Samstag im Heimspiel gegen den Karlsruher SC. Meyer: „Wir wollen so schnell wie möglich von den Abstiegsrängen weg. Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft ein Erfolgserlebnis braucht, dann kann sie auch wieder besser Fußball spielen.“ Er kennt sich aus mit so etwas. Nach seinem ersten zeitweiligen Ruhestand hatte er 2003 die sieche Hertha BSC aus dem Abstiegs-Schlamassel befreit. Danach stieg er beim 1.FC Nürnberg ein und führte den kriselnden Club zum Pokalsieg.

Jetzt ist er zurück in Gladbach. „Ich übe einen Traumberuf aus“, findet Meyer. „Konrad Adenauer war doch auch schon 72, bevor er richtig losgelegt hat.“ Ihm blieben also noch einige Jahre. So lange wie er in seiner ersten Amtszeit hat es in den letzten zwölf Jahren sowieso kein Trainer in Gladbach ausgehalten.

ill, thk

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