Messi & Co: Viel besser als Dzeko und Grafite
Eto’o, Messi, Henry: Barcelona hat die stärkste Tormaschine Europas. Arme Bayern!
BARCELONA Die Herren Bea und Aguirre, die beide ihr Geld als Verteidiger bei Real Valladolid verdienen, konnten gar nicht fassen, was ihnen an diesem Arbeitstag widerfuhr. Es ging alles zu schnell für sie. Ein schlichter Doppelpass, zwei Sekunden nur – und schon zappelte der Ball im Tor von Valladolid. So rasant und so genial einfach hatten Barcelonas Spielgestalter Xavi Hernandez als Vorlagengeber und Samuel Eto'o als Vollstrecker die Abwehr ausgehebelt.
„Eine Demonstration, wie sich jede Abwehrreihe zerstören lässt“, jubelte am Tag darauf die Zeitung „Sport“. Eto'os Tor reichte Barca zu einem souveränen 1:0 im letzten Ligaspiel vor dem ersten Duell im Viertelfinale der Champions League gegen die Bayern. Dabei schonte Barca-Trainer Pep Guardiola in Thierry Henry und Lionel Messi zwei seiner Besten. Während Bayern also beim 1:5 in Wolfsburg von Grafite und Dzeko gedemütigt wurde, sparte Barcas Tormaschine sogar ihre besten Kräfte. Droht Bayern nach der Blamage in Wolfsburg am Mittwoch im Camp Nou ein Desaster?
Grafite und Dzeko mögen derzeit als der Wunderangriff der Bundesliga gelten. Doch im Vergleich zur Durchschlagskraft der Herren Messi, Eto'o und Henry sind sie bald entzaubert. Dank des famosen Barca-Dreigestirns werden die Katalanen wohl die 100-Tore-Marke in der Liga brechen, nach 29 Spielen haben sie 85 Treffer erzielt. In der Liga auf Meisterkurs, im nationalen Pokal im Finale und in der Champions League laut ManU-Trainer Sir Alex Feguson „das stärkste Team“: Für Barca läuft es so gut wie lange nicht mehr.
Doch was macht dieses Team so gefährlich?
"Ein Genuss, Teil dieser Mannschaft sein zu dürfen"
Thierry Henry erklärte bei „spox.com“: „Wir Stürmer sind zwar fürs Toreschießen zuständig, aber wir haben eigentlich keinen so schweren Job.“ Tatsächlich ist es das Spielsystem des 37-jährigen Trainerneulings Guardiola, von dem vor allem Henry profitiert. Der war für 30 Millionen von Guardiolas Vorgänger Frank Rijkaard vom FC Arsenal geholt worden; doch der Franzose geriet bald zum Flop. Erst als Guardiola jene Taktik einführte, die er selbst als Spieler unter Barcas Trainer-Legende Johan Cruyff einst praktiziert hatte, leuchtete Henrys Stern auch in Barcelona. Das schnelle Kombinationsspiel, Barcas Urtugend, mit Andres Iniesta und Xavi als Strategen und Vorlagengeber, verhalfen Henry zu 15 Ligatoren. Mehr erzielten nur die Kollegen Messi (21 Treffer) und Samuel Eto'o (26 Tore). Henry: „Es ist ein Genuss, Teil dieser Mannschaft sein zu dürfen.“
Auch sein Sturmpartner Samuel Eto'o, das frühere enfant terrible, das Guardiola in dieser Saison diszipliniert hat, sagt: „Die Tore werden eigentlich vom ganzen Team erzielt.“ Und Mittelfeldspieler Aliaksandr Helb, der Ex-Stuttgarter, analysiert: „Barcas Strategie ist es, eine gegnerische Abwehr systematisch auf ihre Fehler abzutasten. Am Ende müssen Henry, Eto'o oder Messi nur noch im richtigen Moment zuschlagen.“
Barcas Präsident Joan Laporta bezeichnet die aktuelle Mannschaft bereits als „legitimen Nachfolger unseres legendären Dreamteams“. Gemeint ist das Barca unter Trainer Cruyff, das in den 90er Jahren vier Mal in Serie die Meisterschaft und den Europapokal der Landesmeister gewann.
Doch wie lange sind Eto'o (28) und Henry (32) noch Teil dieser Traumelf? Laut des britischen „Guardian“ will Barca am Saisonende beide Torjäger zum Verkauf anbieten, um mit dem Erlös Stürmer Robin van Persie und Cesc Fabregas vom FC Arsenal zu holen. Stehen Henry und Eto'o nun schon gegen Bayern im Schaufenster?
Ihrem Torhunger könnte das nur zuträglich sein.
Reinhard Keck
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