Mehr WM-Tore als Ronaldo: So tickt der neue Rekordhalter Miroslav Klose

Es war ein Tor für die Geschichtsbücher. Das 2:0 gegen Brasilien war Miroslav Kloses 16. Tor bei einer Weltmeisterschaft. Damit hat er Ronaldo um ein Tor übertrumpft und ist nun alleiniger WM-Rekord-Torjäger. Wo andere Spieler ausflippen würden, bleibt der 36-Jährige ganz besonnen. Und das liegt nicht an seinem Alter. Miro tickt einfach anders.
In den Medien ist momentan überall zu lesen "Miro Klose, Fußball-Gott!". Nicht zu unrecht - immerhin ist der 36-jährige Angreifer seit seinem Tor gegen Brasilien zum alleinigen WM-Rekord-Torschützen aufgestiegen. Ronaldo, der einstige brasilianische Wunder-Stürmer, wurde von seinem Thron gestoßen. Doch Klose selbst würde sich wohl nie einen solch heroischen Namen verpassen. Das entspricht nicht seiner Mentalität. Miro tickt anders.
Das offizielle DFB-Trikot von Miro Klose können Sie sich hier bestellen
Das war schon direkt nach dem Abpfiff gegen Brasilien zu merken. Im Interview am Spielfeldrand wollte er nicht groß über sich und sein historisches 16. WM-Tor reden, sondern rückte gleich das Team in den Mittelpunkt. "Die Spieler, die auf der Bank waren, muss ich wirklich loben. Wir sind eine Einheit." So klingt keiner mit Star-Allüren.
Klose ist "ein Fußballer reinster Seele", heißt es auf seiner Homepage. Seine Ambition ist es, auf dem Rasen Bestleistungen abzuliefern. Neben dem Platz ist der Pfälzer mit polnischen Wurzeln ein ruhiger, bescheidener Zeitgenosse. In Werbespots ist er im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen kaum zu sehen. Auch das Rampenlicht war Miro noch nie wichtig. Einen Twitter-Account zur Selbstdarstellung? Kein Thema für Klose.
Seine polnische Frau Sylwia ist ebenfalls sehr selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Die beiden sind seit zehn Jahren verheiratet und krönten im Jahr 2005 das Familienglück mit der Geburt ihrer Zwillingssöhne. Zu Hause spricht die Familie übrigens polnisch. Seine Herkunft ist Klose eben wichtig. Trotzdem singt er mittlerweile die deutsche Nationalhymne leise mit. Aber so kennt man ihn. Er ist kein Typ der lauten Töne.
Lesen Sie hier: Deutschland im WM-Finale - So tippen die Promis
2001 wurde Klose im Alter von 24 Jahren in den Kreis der Nationalmannschaft berufen. Sein Vater Josef war sich damals schon sicher: "Keine Sorge, der hebt nicht ab." Und er sollte mit dieser Aussage recht behalten. Der damalige Bundestrainer Rudi Völler sagte zu den Gründen seiner Nominierung einst: "Mir imponieren seine Schlitzohrigkeit, seine Schnelligkeit und seine Kopfballstärke." Auch 13 Jahre später hat Klose von all dem nichts verloren.
Nicht ganz unschuldig daran ist sein gesunder Lebensstil: "Ich denke, es zahlt sich jetzt aus, dass ich früher auf Alkohol verzichtet habe und wenig um die Häuser gezogen bin. Ich war in meiner Karriere im Training immer pflichtbewusst und kann noch fast aus dem Vollen schöpfen", erklärte er Anfang des Jahres im Interview mit Sport1. Seit seinem Wechsel zu Lazio Rom hat sich dies jedoch ein klein wenig geändert. "Was vor allem daran liegt, dass ich seit drei Jahren in Italien lebe. Hier kommt schon mal ein Gläschen Wein auf den Tisch", verriet Klose der "Welt" vor der WM. Um dann aber noch nachzuschieben: "Und wenn es bei einem Glas bleibt, ist das sicherlich auch nicht ganz so schlimm. Ich bin da streng."
Doch momentan wird Klose keinen Gedanken an ein Gläschen Wein verschwenden. Denn er hat ein klares Ziel vor Augen - nämlich "am Schluss das Ding in der Hand zu halten". Der goldene WM-Pokal soll nach 24 Jahren wieder nach Deutschland kommen. Für diesen großen Traum wird der Rekord-Stürmer am Sonntag im Finale auf dem Rasen alles geben. Vielleicht noch ein weiteres Tor für die Unsterblichkeit. Abheben wird Klose jedoch selbst dann nicht. Es sei denn zu noch einem letzten Salto im DFB-Dress. Doch anschließend wird er wieder die Bodenhaftung zurückgewinnen. Prahlen können andere - Miro tickt anders.
Hier gibt es alle Informationen zur WM 2014