Meckern, Mobbing und Meuterei: Zoff bei Franzosen

Knysna (dpa) - Zoff ohne Ende beim Vizeweltmeister: Nur Stunden vor dem WM-Debüt gegen Uruguay standen bei der französischen Fußball-Nationalelf Meckern, Mobbing und Meutern auf dem Programm.
von  Abendzeitung
Frankreichs Nationalspieler scheinen beim Training im Gleichschritt zu sein.
Frankreichs Nationalspieler scheinen beim Training im Gleichschritt zu sein. © dpa

Knysna (dpa) - Zoff ohne Ende beim Vizeweltmeister: Nur Stunden vor dem WM-Debüt gegen Uruguay standen bei der französischen Fußball-Nationalelf Meckern, Mobbing und Meutern auf dem Programm.

Wir aus Teamkreisen verlautete, gibt es Spieler, die sich im Quartier der «Bleus» im südafrikanischen Knysna immer mehr von der Gruppe isolieren. Eine große Mehrheit der Spieler soll außerdem dem von Trainer bevorzugten Spielmacher Yoann Gourcuff das Leben zur Hölle machen.

Ins Kreuzfeuer der Kritik gerät zunehmend Franck Ribéry. «Es reicht nicht, wenn er nur gut spielt. Er muss entscheidend sein», forderte Ex-Nationalspieler Emmanuel Petit. Ribéry soll zur Gruppe von Spielern gehören, die den Aufstand gegen Domenech proben und Gourcuff im Quartier im luxuriösen Pezula Resort wie einen Aussätzigen behandeln. Medien wie das Sportblatt «L'Équipe» wollen beobachtet haben, wie der Münchner Dribbelkönig Gourcuff im Testspiel vor einem Freistoß schon mal den Ball aus der Hand riss.

Ribéry, Nicolas Anelka und andere wollten erreichen, so heißt es, dass Domenech den im Training überzeugenden Arsenal-Profi Abou Diaby im Mittelfeld einsetzt. Außerdem fordern viele in der «Équipe Tricolore» einen Stammplatz für den vom Coach auf die Bank verbannten Rekordtorjäger Tierry Henry. Da gibt ihnen Petit, Kollege von Henry in der Weltmeisterelf von 1998, Recht. «Wir schießen keine Tore, es gibt keine Pässe, wie kann man da nur konstant auf Henry verzichten?», fragt er in der Onlineausgabe von «L'Équipe».

Dass Abwehrchef William Gallas wegen der an Patrice Evra verlorenen Kapitänsbinde weiter schmollend herumläuft, trägt nicht zur Verbesserung des Klimas bei. Beim morgendlichen Training in Knysna blickte der 32-jährige Profi des FC Arsenal sehr mürrisch drein. Die Fans zu Hause setzen unterdessen alles auf die Waffen der holden Weiblichkeit. Die Ehefrauen und Freundinnen der französischen Profis werden nämlich vom FFF-Verband zum Spielort nach Kapstadt eingeflogen. Sie werden ihre Männer kurz vor der Begegnung sehen und sofort wieder nach Paris zurückfliegen.

Auch 2008 gab es im Quartier der Franzosen mehr Streit als Strategie. Domenech, der nach der WM von Laurent Blanc abgelöst wird, wäscht bereits seine Hände in Unschuld. «Der Trainerstab hat das Beste gegeben (...) es gibt keine Ausreden mehr», so der 58-jährige «verrückte Professor».

Bei Uruguay herrschte zunächst Ruhe und Gelassenheit. «Wir wollen hier Spaß haben», hatte Trainer Oscar Tabárez erklärt, und Abwehr- Routinier Diego Lugano ergänzte: «Wir haben Hunger nach Ruhm». Doch dann kam es ganz dick für die «Urus»: Das Flugzeug, das mit den Südamerikanern an Bord um 11.30 Uhr Richtung Kapstadt abheben sollte, kam erst mit mehreren Stunden Verspätung in die Luft. Tabárez sei sehr verärgert, sagte ein Delegationsmitglied der Nachrichtenagentur dpa. Und Starstürmer Diego Forlán beschwerte sich via Twitter: «Unglaublich. Einen Tag vor WM-Start, gab es denn kein Ersatzflugzeug?».

Der Weltmeister von 1930 und 1950 ging in den letzten 16 WM- Spielen nur ein einziges Mal als Sieger vom Platz. Gegen Frankreich blickt man bei den «Celestes», den Hellblauen, aber auf eine positive Bilanz zurück: In fünf Begegnungen gab es zwei Siege und nur eine Niederlage. Tabárez setzt vor allem auf das Sturmduo mit Atlético- Madrid-Profi Forlán, der den Goldenen Torjäger-Schuh der UEFA 2005 und 2009 gewann, sowie dem 23-jährigen Ajax-Mann Luis Suarez. Aber auch bei einem so starken und oft überhart agierenden Gegner warnt Petit seine Franzosen: «Verlieren ist verboten».

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