Matthäus vs. Podolski: der Weltmeister-Zoff
München - Der Transfer von Weltmeister Lukas Podolski vom FC Arsenal zu Inter Mailand war noch nicht einmal offiziell bestätigt, da gab’s schon Zoff um den 29-Jährigen. Und zwar weltmeisterlichen Zoff – mit Rekordnationalspieler und Ex-Inter-Star Lothar Matthäus.
„Ich finde es sehr amüsant, dass ausgerechnet Matthäus mir Tipps gibt, wie ich mich verhalten soll“, twitterte Podolski am Samstag aus Mailand, wo er zuvor den Medizincheck bei Inter bestanden hatte. Er verfeinerte seinen Tweet mit den Hashtags „Erfolgscoach“ und „Greenkeeper“, nimmt dabei Bezug auf Matthäus’ relativ erfolg- und titellose Trainerkarriere und die Aussage von Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß („So lange ich und Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nichtmal Greenkeeper“).
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Dazu ein Tränen lachender Smiley, ein Symbol für eine Braut und ein durchschossenes Herz durften nicht fehlen, um dem zum fünften Mal verheirateten Matthäus darzulegen, was Prinz Poldi von dessen zuvor getätigten Aussagen hält. Rums. Auch der hat gesessen. Podolskis doppelte Retourkutsche.
Die entsprechende Vorlage von „Greenkeeper“ Matthäus: Er hatte den aktuell aktiven Nationalspieler mit den meisten Einsätzen (121) auf „Sky“ kritisiert, falsche Prioritäten zu setzen: „Er twittert mehr, als er spielt. Er sollte sich mehr auf Fußball konzentrieren.“ Im „Express“ verteidigte Matthäus am Sonntag seine Aussage: „Ich finde: Twitter ist sexy, aber er sollte mehr Fußball spielen als twittern. Durch seine Reaktion hat er das ja wieder bestätigt. Er ist nicht fokussiert.“
Matthäus, der von 1998 bis 1992 bei Inter spielte und ‘90 und ‘91 zum Weltfußballer gewählt wurde, nahm Podolskis Konter aber nicht persönlich: „Er hat jetzt eine große Aufgabe vor sich, für die ich ihm alles Gute wünsche.“
Die Aufgabe Inter Mailand – zunächst als Leihgeschäft für sechs Monate bis zum Saisonende angestrebt – in Matthäus’ Augen ein sportlicher Abstieg: „Die italienische Liga hat an Glanz verloren. Viele Skandale, keine Infrastrukturen mehr, Teams wie Inter oder AC Mailand, die in den 90er Jahren Fußballgeschichte geschrieben haben – mit Stars wie Gullit, van Basten, Hansi Müller oder Karl-Heinz Rummenigge – die haben an Attraktivität verloren. Deswegen spielen die Topspieler nicht mehr in Italien, sondern in Deutschland, England und Spanien.“
Wohl auch deswegen ist beim Tabellen-Elften der Serie A angesichts des Transfers eines Weltmeisters die Poldi-Mania ausgebrochen: Podolski wurde am Samstag von mehreren hundert Fans am Flughafen empfangen, zeigte sich mit einem Inter-Schal inmitten einer feiernden Menschenmenge. „Forza Inter, ich hoffe auf eine großartige Saison. Ich bin sehr glücklich, hier angekommen zu sein“, sagte Podolski.
Gleichzeitig verabschiedete er sich von den Arsenal-Fans: „In meinem Herzen wird immer ein Platz für Euch sein. Ich habe jede Minute im Arsenal-Trikot geliebt, und ich hoffe, dass ich einen bleibenden Eindruck beim Klub und bei den Fans hinterlassen haber“, schrieb der scheidende „Gunner“ per Instagram.
Dort wird Poldi bereits vermisst: Per Mertesacker wünschte seinem bisherigen Arsenal-Teamkollegen viel Erfolg bei Inter: „Es war großartig, dich hier gehabt zu haben und du wirst mir fehlen“, schrieb der Verteidiger bei Facebook. Trotz einer soliden Torquote von 31 Treffern in 82 Spielen wurde Podolski wie schon beim FC Bayern (2006 bis 2009) nie richtig glücklich bei den Gunners, wo er am Ende nur noch Reservist war.
Mit dem Wechsel zu Inter beginnt ein neues Kapitel, eine weitere Chance für Podolski, sich bei einem großen Klub durchzusetzen und zu beweisen, dass er nicht nur beim 1. FC Köln zur Höchstform auflaufen kann. Dabei hätte der Goalgetter gute Chancen, würde er die Steilvorlagen seiner Kollegen genauso zielsicher verwerten wie die von Lothar Matthäus.