Matthäus schämt sich: "Es ist erbärmlich"

Deutschlands Rekordnationalspieler Matthäus scheitert mit Bulgarien gegen England – entschuldigen muss sich der Trainer jedoch wegen rassistischer Gesänge einiger Fans.
von  Abendzeitung

Sofia - Bedient war Lothar Matthäus ohnehin. Schließlich hatte sich Bulgariens Nationaltrainer vor der Partie gegen die Engländer zumindest noch ein bisschen Hoffnung auf die EM-Teilnahme gemacht. Darüber, dass sein Team dann doch klar und deutlich 0:3 unterlag, musste er sich ärgern. Zu Kreuze kriechen musste er jedoch nicht wegen des sportlichen Desasters, sondern wegen des schändlichen Verhalten einiger bulgarischer Fußballfans.

Während des EM-Qualifikationsspiels hatte eine kleine, aber unüberhörbare Gruppe von fehlgeleiteten Bulgarien-Anhängern vier dunkelhäutige Akteure der Briten mit Affenrufen beleidigt. „Es ist erbärmlich, wenn solche Dinge passieren. Ich entschuldige mich im Namen des bulgarischen Fußball-Verbandes”, sagte Nationaltrainer Matthäus, der zugleich behauptete, die Rufe selbst nicht gehört zu haben.

Die Opfer Theo Walcott, Ashley Young, Chris Smalling und Ashley Cole hatten jedoch sehr wohl vernommen, was da von den Rängen des Wassil-Lewski-Nationalstadions kam. „Es war deutlich zu hören und ich habe versucht, es zu ignorieren. Ich denke, die FA (der englische Verband, d. Red.) wird sich der Sache annehmen”, sagte Arsenal-Stürmer Walcott. Was auch geschah: Die FA protestierte unmittelbar nach dem Ende des Spiels beim Uefa-Abgesandten. Dem bulgarischen Verband drohen nun Konsequenzen, die dem vorzeitigen Aus in der EM-Qualifikation einen noch bittereren Geschmack geben könnte. In der Gruppe G hat das Team von Matthäus keine Chance mehr auf Platz zwei, die Gruppenspitze scheint nach dem Spieltag ohnehin an England vergeben zu sein.

Bei dem, was seine Mannschaft da auf dem Rasen des Lewski-Stadions bot, blieb Matthäus nichts anderes übrig, als ein vernichtendes Urteil zu fällen. „England war in allen Bereichen eine Klasse besser als wir”, sagte der Ex-Bayern-Star. Man habe einfache Fehler gemacht und Geschenke verteilt. Drei dieser Geschenke nahm England dankend an und traf in Person von Gary Cahill (13.) und Wayne Rooney (21./45.).

Vor ziemlich genau einem Jahr war Matthäus in Bulgarien angetreten, um in der Gruppe Zweiter zu werden und sich letztlich für die EM in Polen und der Ukraine zu qualifizieren. Damals hatte der Franke einen Vertrag für ein Jahr mit einer Option auf weitere zwei Jahre unterschrieben. Und trotz des Scheiterns muss sich Matthäus offenbar keine Sorgen um seinen Job machen.

Bereits vor dem Spiel gegen England hatte er der „FAZ” gesagt, dass er auch künftig beim WM-Vierten von 1994 an der Seitenlinie stehen werde. „Wir haben uns in den vergangenen Tagen über die Vertragsgestaltung geeinigt, man hat sich die Hand gegeben und davon gehe ich aus. Für mich sind Handschlagverträge bindend”, so Matthäus.

Er sei bereits mit der Planung für die WM-Qualifikation für 2014 beauftragt worden. Zuletzt hatte sich Bulgarien 1998 für eine WM qualifiziert, bei einer EM war man zuletzt 2004 dabei. Der bulgarische Fußball, das hat der peinliche Auftritt einiger Zuschauer gezeigt, hat dieser Tage allerdings weitaus größere Sorgen. Und die liegen definitiv vor allem außerhalb des Platzes.

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