Massenpanik vor WM-Start: Menetekel oder Ausnahme?

Johannesburg (dpa) - Alles steht bereit für Afrikas erste Fußball-WM. Der Countdown ist angezählt, die Stimmung gut, das Wetter sonnig und selbst hartnäckige Skeptiker glauben nun an «die größte Party aller Zeiten» - und dann das Unglück im Makhulong-Stadion!
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Fans versuchen vor dem Makhulong Stadion einen Blick ins Innere zu bekommen.
dpa Fans versuchen vor dem Makhulong Stadion einen Blick ins Innere zu bekommen.

Johannesburg (dpa) - Alles steht bereit für Afrikas erste Fußball-WM. Der Countdown ist angezählt, die Stimmung gut, das Wetter sonnig und selbst hartnäckige Skeptiker glauben nun an «die größte Party aller Zeiten» - und dann das Unglück im Makhulong-Stadion!

Blutüberströmte Menschen liegen bei einer Massenpanik verletzt am Boden, winseln verzweifelt um Hilfe. Sicherheitskräfte sind kaum in der Lage, die andrängenden Menschen abzudrängen, als die nigerianische Fußball-Nationalmannschaft das letzte Testspiel vor WM-Beginn 3:1 gegen Nordkorea gewann. 16 Personen wurden dabei verletzt. «Chaos durch Massenpanik», titelte die Tageszeitung «The Star». Auch andere Zeitungen wie der «The Citizen» («wilde Stadionflucht») hatten ähnliche Schlagzeilen auf den ersten Seiten.

Es waren chaotische Zustände, wie sie 2001 nur wenige Kilometer weiter im Johannesburger Ellis Park-Stadion zu einer blutigen Tragödie mit 43 Toten geführt hat. Viele der Berichterstatter aus aller Welt, die im Vorfeld des sportlichen Großereignisses bereits in Südafrika sind, werfen nun erneut die alte Frage nach der Sicherheit dieser WM auf. Waren diese Bilder aus dem Township Tembisa - die seit dem Wochenende um die Welt gehen - ein düsteres Menetekel oder nur die Ausnahme von der Regel? Der Weltfußballverband (FIFA) weist darauf hin, dass er für Freundschaftsspiele keine Verantwortung trägt. Auch die Polizei gibt die Verantwortung weiter an die privaten Organisatoren, die für die Sicherheitsdienste verantwortlich sind.

Nigerias Verband bedauerte die Zwischenfälle, machte aber auch deutlich, dass man beim Austragungsort des Testspiels keine Wahl gehabt habe. «Das war der einzige Platz, der zur Verfügung stand», sagte das nigerianische Delegationsmitglied Taiwo Ogunjobi. «Die FIFA kontrolliert alle Stadien, die für uns sonst infrage gekommen wären.»

In gewisser Weise ruft auch dieses Szenario die Tragödie von Ellis Park in Erinnerung, bei der niemand direkte Verantwortung übernehmen wollte und ein Wirrwarr von Zuständigkeiten zur Katastrophe führte. Tausende Fans ohne Eintrittskarten kamen zu spät, drängten gegen die Zäune, überforderten völlig unvorbereitetes Sicherheitspersonal. Auch in Johannesburgs Vorort gab es am Wochenende ähnliche Pannen, als tausende Menschen ohne Eintrittskarte gegen die Umzäunung des Stadions drängten.

An Mahnern mangelt es nach diesem Vorfall nur wenige Tage vor WM- Anpfiff daher nicht. Sicherheitsexperten des nationalen Zentrums für Konfliktlösungen (Centre for Conflict Resolution) warnten vor der «wahren Gefahr dieser WM«. Die drohe nicht durch finstere Terroristen mit düsteren Motiven, sondern durch die WM-Begeisterten auf den vielen geplanten Fan-Meilen im Lande selbst.

«Die von den Kommunen beauftragten Sicherheitsfirmen sind von der Polizei nicht überprüft worden, ob sie dort eine sichere Umgebung gewährleisten können. Sicherheitsstörungen sind daher an diesen Plätzen wahrscheinlicher als in den Stadien, da dort Menschenmassen zusammenkommen, die kaum zu überwachen oder kontrollieren sein werden», schrieb der Sicherheitsexperte Gwinyayi Dzinesa am Montag in der Wirtschaftszeitung «Business Day». Und ergänzte: «Das (südafrikanische) Parlament war schockiert als es hörte, dass für die Fan-Parks keine scharfen Sicherheitspläne existieren.»

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