Markus Söder wettert wegen Ausrüsterwechsel gegen DFB: "Falsch, schade und unverständlich"

Frankfurt - Diese Meldung aus dem Fußball kam unerwartet. Am Donnerstag verkündete der Deutsche Fußball-Bund, dass der langjährige Partner Adidas nicht mehr Ausrüster der deutschen Nationalmannschaft sein wird. Nach über 70 Jahren Zusammenarbeit habe man sich für Nike entschieden. Der US-Hersteller wird diese Aufgabe ab 2027 für mindestens sieben Jahre bis 2034 übernehmen. Die Weltmeisterschaft 2026, die in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden wird, soll damit auch die Abschieds-WM für den Traditionsausrüster aus Herzogenaurach sein.
Kritik am DFB von Wirtschaftsminister Robert Habeck
Der DFB erklärte am Donnerstag, dass Nike "mit seiner inhaltlichen Vision, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet" überzeugt habe.
Der Adidas-Chef wollte den Nike-Deal wohl kurz vor Schluss noch verhindern
Der bisherige Ausrüster Adidas versuchte offenbar bis zum Schluss, den Ausrüsterdeal doch noch zu verlängern. Die "Bild" berichtete am Freitag, Adidas-Chef Björn Gulden sei am Mittwoch persönlich zur DFB-Zentrale nach Frankfurt/Main gereist. Dort sei ein letztes Angebot vorgelegt und über eine mögliche Verlängerung gesprochen worden. Das Angebot wurde allerdings abgelehnt.

Adidas war DFB-Ausrüster bei den vier WM-Titeln, den drei EM-Titeln der Männer sowie bei zwei WM-Titeln und acht EM-Titeln der Frauen. Insbesondere am WM-Titel 1954, der als "Wunder von Bern" in die Historie einging, soll das Unternehmen entscheidenden Anteil gehabt haben. Bis heute sind viele davon überzeugt, dass Adidas-Gründer Adi Dassler mit seiner damals innovativen Idee, den Spielern Schraubstollen an den Sohlen der Schuhe zu montieren, für den entscheidenden Unterschied gesorgt hat. Der Beginn eines Mythos.
Markus Söder kritisiert Adidas-Aus beim DFB: "Kommerz ist nicht alles"
Die Entscheidung des DFB sorgt weit über den Fußball hinaus für große Diskussionen – selbst in der Politik. Unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder übte deutliche Kritik am Ausrüsterwechsel. "Die Erfolgsgeschichte begann 1954 mit dem unvergessenen WM-Sieg, der unserem Land wieder Selbstbewusstsein gegeben hat. Deshalb ist es falsch, schade und auch unverständlich, dass diese Geschichte jetzt enden soll", schrieb der CSU-Politiker am Freitag auf X (früher Twitter). Die Nationalelf "spielt in drei Streifen – das war so klar, wie dass der Ball rund ist und ein Spiel 90 Minuten dauert".
Söder weiter: "Deutscher Fußball ist Heimat pur - und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe. Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden", erklärte der 57-jährige Söder. Der deutsche Fußball sei immer auch "ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte" gewesen. Adidas hat seinen Sitz in Herzogenaurach im Freistaat Bayern.
Seinen Post versah Söder mit einem Foto der Siegerehrung nach dem WM-Triumph 2014. Bastian Schweinsteiger, wie seine Kollegen mit dem bekannten Trikot gekleidet, hält auf dem Bild den WM-Pokal in die Höhe.
Auch Habeck und Lauterbach kritisieren Ausrüsterwechsel
Kritik an der Entscheidung kam auch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: "Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht".
Ähnlich äußerte sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Auf der Plattform X, ehemals Twitter, zeigt er sich patriotisch und schießt gegen den DFB und Nike: "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Statt dessen ein US Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet…"
DFB über das Adidas-Aus: "Das lässt uns nicht kalt"
Auf X reagierte der Verband auf die Äußerungen des Wirtschaftsministers: "Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt", schrieb der DFB auf X.
Neuer DFB-Ausrüster: Nike zahlt wohl doppelt so viel wie Adidas
Der DFB erklärte weiter, dass der Hersteller aus den USA außerdem "das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben" habe. Was genau das in Zahlen bedeutet, hatte der Verband am Donnerstag jedoch nicht konkretisiert. Licht in die Vertragsdetails kam dagegen von anderer Seite. Wie das "Handelsblatt" mit Berufung auf Branchenkreise berichtet, solle Nike jährlich 100 Millionen Euro pro Jahr an den DFB überweisen, Adidas komme dagegen bis zum Ende des Vertrags auf 50 Millionen Euro jährlich.
Neuer DFB-Ausrüster: Nike zelebriert Sieg über Adidas
Der neue Ausrüster Nike zelebriert den Ausrüstervertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund als Zeichen für die Stärke des US-Konzerns und Adidas-Rivalen. Es sei "ein großartiger Beweis dafür, dass wenn wir unser Bestes bringen, uns niemand schlagen kann", sagte Konzernchef John Donahoe in einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage aktueller Quartalszahlen in der Nacht zum Freitag.