Mario Basler im Interview: „Es gab Autos und Küchen zu gewinnen!“

Am Sonntag reisen die Bayern ins Trainingslager nach Doha. Mario Basler hat dort, im Land des WM-Ausrichters 2022, acht Monate gespielt. Und sagt: „Ich war froh, als ich wieder zu Hause war.“
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Mario Basler über seine Zeit bei Al-Rayyan: "Du kannst abends nicht einfach mal in eine Kneipe."
dpa Mario Basler über seine Zeit bei Al-Rayyan: "Du kannst abends nicht einfach mal in eine Kneipe."

Am Sonntag reisen die Bayern ins Trainingslager nach Doha. Mario Basler hat dort, im Land des WM-Ausrichters 2022, acht Monate gespielt. Und sagt: „Ich war froh, als ich wieder zu Hause war.“

AZ: Herr Basler, mit Ihrem Team Wacker Burghausen, reisen Sie im Januar nach Side in die Türkei. Die Bayern fliegen für ihr Trainingslager nach Doha. Würden Sie gerne tauschen?

MARIO BASLER: Den Ort oder den Job?

Den Ort.

Na ja, das wird schon etwas exklusiver und luxuriöser zugehen dort. Das Klima ist in Katar um diese Jahreszeit erträglich, um die 25 Grad, angenehm fürs Training. Ich sehe bei diesen Reisen nach Arabien jedoch ein Problem.

So? Welches denn?

Die Klimaumstellung. Du kommst dann zurück in die Kälte in Deutschland. Die Gefahr, dass die Spieler erkranken, ist sehr hoch.

Sie haben 2003 für acht Monate in der Qatar Stars League für Al Rayyan gespielt. Die Menschen dort interessieren sich eher für Kamelrennen und Falknerei. Wird man überhaupt registrieren, dass Bayern vor Ort trainiert?

Die werden schon was auf die Beine stellen, die Scheichs. Wissen Sie: Der Stefan Effenberg und ich, wir waren damals die Ersten, die da runter gegangen sind. Das war schon spannend. Für die ganze Familie eine neue Lebenserfahrung. Mein Sohn Maurice war damals acht, der hat in drei Monaten richtig gut Englisch gelernt.

Mal ehrlich: Das war doch mehr Urlaub als Job.

Am Anfang war meine Motivation sehr hoch. Wir hatten eine Villa mit eigenem Pool in einem abgesperrten, gesicherten Compound. Der Stefan hat im Ritz Carlton Hotel gewohnt, in ’ner Suite, da wär’ ich kaputt gegangen. Der Rest hat mir schon gereicht.

Was meinen Sie?

Alles lief unprofessionell ab. Plötzlich hieß es zwei Stunden vor Spielbeginn, dass wir in ein anderes Stadion müssen. Oder das Training! Einmal kam ich an, und da war gar keiner – verschoben! Bescheid gesagt hat niemand. Manchmal haben nur die Ausländer trainiert. Das Niveau war bescheiden, vielleicht Regionalliga, also 4. Liga.

Aber die Bezahlung war Champions League, oder?

Ja, es gab ordentliches Geld. Aber die Kataris haben im Spiel nur getreten, die Schiedsrichter hatten von Tuten und Blasen keine Ahnung – schrecklich. Fußball hat eh keinen interessiert, wir hatten oft 1000 bis 2000 Zuschauer.

Und das trotz Fernando Hierro, der in Ihrer Mannschaft spielte, oder Gabriel Batistuta, der mit Effenberg bei Al-Arabi kickte?

Stimmung kommt dort bei Spielen nicht auf. Einmal hatten wir 26000 Zuschauer, ausverkauft. Aber nur, weil jeder Fan zur Eintrittskarte ein Los bekam. Es gab Autos und Küchen zu gewinnen.

Ob sich Sepp Blatter und die Fifa damit zufrieden geben?

Ach, für die WM 2022 werden die sich schon was einfallen lassen.

Wie war das Leben sonst?

Sehr gewöhnungsbedürftig. Als Ausländer darfst du dir da nichts erlauben, es herrschen sehr strenge Gesetze. Einer hat mal einer Frau aus den Emiraten seine Handynummer gegeben. Ich glaube, der ist dann für kurze Zeit eingesperrt worden.

Sie waren’s aber nicht.

Haha! Guter Witz.

Wie liefen die Tage ab?

Es war langweilig! Du konntest da ja nix machen, nullkommanull. Wegen der Sonne wurde erst am Abend, um 20.30 Uhr oder später trainiert. Du bist den Tag in der Sonne gelegen am Pool oder hast Golf gespielt. Am Anfang ist man zwei, drei Mal mit dem Jeep in die Wüste – dann hatte man das auch gesehen.

Und die tollen Restaurants in den Hotels?

Schön und gut. Aber du kannst da ja nicht abends einfach mal in die Kneipe, das gibt’s dort nicht.

Also ab an die Hotelbar!

Ach was. Da sitzen dann drei Leute, das war’s. Tote Hose. Ich war froh, als ich wieder zu Hause war.

Interview: Patrick Strasser

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