Maradonas erster Todestag: Die Hand Gottes ohne Herz

Am ersten Todestag von Argentiniens Fußball-Ikone Diego Armando Maradona ist alles wie immer: Es herrscht großes Chaos um "El 10". Fest steht nur eines: Nicht mal unter der Erde findet er Ruhe.
von  Thomas Becker
Ein Engel? Vor einem Jahr starb Maradona im Alter von 60 Jahren.
Ein Engel? Vor einem Jahr starb Maradona im Alter von 60 Jahren. © picture alliance/dpa/AP

Dass Diego Maradona ein großes Herz hatte, würde man direkt unterschreiben. Jeder, der das sagt, meint es natürlich im metaphorischen Sinn. Nicht so Nelson Castro. Der Mann ist Journalist und Arzt, und als solcher sagte er unlängst in der argentinischen Talkshow "La Mesa de Juana Viale": "Maradonas Herz wog ein halbes Kilo. Es war ein sehr großes Herz. Normalerweise wiegen sie 300 Gramm." Madonna!

Maradona ist ohne Herz begraben

Vor einem Jahr sind mit dem Tod Maradonas ungezählte Herzen gebrochen. Es gab und gibt keinen Fußballer, der so fanatisch verehrt wurde - und immer noch wird -, wie der Argentinier mit der Zehn. Und wie nicht anders zu erwarten, endet das ewige Drama um ihn auch nicht mit seinem Tod. In seinem Buch "Diegos Gesundheit: die wahre Geschichte" beschreibt der Journalist/Arzt Castro Erstaunliches: "Es gab eine Ultra-Gruppe von Gimnasia La Plata (Maradonas letzte Station als Trainer, d. Red.), die plante, einzubrechen und das Herz zu entfernen." Der Diebstahl konnte verhindert werden, doch das Herz sei dennoch weg, behauptet Castro: "Offensichtlich war es sehr wichtig für die Feststellung der Todesursache. Es ist also tatsächlich so, dass er ohne Herz begraben ist." Der größte Fußballer aller Zeiten herzlos unter der Erde: Welch traurige Vorstellung!

Letztes Geleit: Der Leichenwagen Maradonas, gesäumt von unzähligen Fans des legendären Kickers.
Letztes Geleit: Der Leichenwagen Maradonas, gesäumt von unzähligen Fans des legendären Kickers. © picture alliance/dpa/telam

Über der Erde findet er keine Ruhe - in seinem unscheinbaren Grab auf dem Friedhof Jardin Bella Vista, bewacht von Sicherheitsbeamten und Kameras, ist er aber unter einer schlichten Steinplatte einer von allen, im Tode gleich.

Nachlass von Maradona wird versteigert

Über das Grab haben Dalma und Gianinna Maradona das Sagen - den Nachlass müssen die Töchter aus erster Ehe aber mit drei bereits anerkannten Kindern teilen. Allein dieses Jahr wollten zwei weitere Personen Maradonas Vaterschaft (vergeblich) per DNA erstreiten. Spekuliert werden über rund 100 Millionen US-Dollar.

Die ersten Erbstücke werden am 19. Dezember per Streaming versteigert. Nichts von sentimentalem Wert, nur Wohnungen, Autos, Trikots, eine Bibel, Wasserkocher, Zigarren-Humidor.

Aus den Einnahmen sollen zunächst mal die Schulden beglichen und Rücklagen für Kosten der Restsammlung gebildet werden.

Anklage gegen Leibarzt

Denn auf die noch lukrativ laufenden Geschäfte haben die fünf Kinder keinen Zugriff, nur sein Anwalt Matias Morla, der im Namen von Maradonas Schwestern seit 2015 Labels wie "El 10" und "La Mano de Dios", die Hand Gottes, unter dem Firmennamen Sattvica vermarktet. Die eine wirft der anderen Seite vor, Maradonas "Untergang" tatenlos zugesehen zu haben. Ein durch und durch unwürdiges Schauspiel.

Für die Justiz gibt es sieben Schuldige für die fatale Kette der letzten Tage nach einer operativen Entfernung eines Blutgerinnsels im Gehirn. "Einfacher Mord mit eventueller Absicht" lautet die Anklage gegen seinen Leibarzt Leopoldo Luque und dessen Helferteam, weil sie Maradona wohl zu früh nach Hause geholt haben. Strafen zwischen acht und 25 Jahren drohen.

Gegen Maradonas Arzt Leopoldo Luque wird wegen Mordes ermittelt.
Gegen Maradonas Arzt Leopoldo Luque wird wegen Mordes ermittelt. © picture alliance/dpa/AP

Tage vor Maradonas Tod werden Vergewaltigungsvorwürfe laut

Aber auch gegen den "Goldjungen" gibt es Anschuldigungen. Wenige Tage vor dem Todestag hat eine jetzt 37-jährige Kubanerin Vergewaltigungsvorwürfe erhoben. Maradona habe sie vor 20 Jahren in Kuba, wo er sich zwecks Drogenentzug aufhielt, sexuell missbraucht. Zudem sei sie später von Maradonas Umfeld mehrere Wochen in einem Hotel festgehalten worden. Mavys Alvarez Rego, die inzwischen in Miami lebt, berichtete Journalisten davon, wie sie Maradona als 16-Jährige kennengelernt hatte.

Die Kubanerin Mavys Alvarez Rego behauptet, Maradona habe sie vergewaltigt.
Die Kubanerin Mavys Alvarez Rego behauptet, Maradona habe sie vergewaltigt. © picture alliance/dpa/AP

Ungeachtet der Skandale, Streitigkeiten und Gerüchte läuft das Memorien-Geschäft. Amazon Prime zeigt eine Serie seiner Karriere, bei Spotify sind Ton-Dokumente seiner letzten Tage zu hören. Am 14. Dezember findet in Saudi-Arabien ein Duell zwischen seinen Ex-Klubs Barcelona und Boca Juniors unter dem Titel Copa Maradona statt.

Organisiert von Morla wollen Maradonas Schwestern dabei sein, seine Kinder lieber nicht. Solange die Marke Maradona wirtschaftlich ausgeschlachtet wird, gibt es auf Erden keine Ruhe für ihn. Armer Diego...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.