Maradona wird 60: "Der Ball und er kamen zusammen auf die Welt"

Klar, er war Weltmeister, Fußballer und Torschütze des Jahrhunderts, zig Mal Fußballer und Sportler des Jahres, Torschützenkönig in Argentinien und Italien. Aber große Titel hat er wenige gewonnen: Uefa-Pokal 1989, einmal argentinischer, zwei Mal italienischer Meister. Das war's.
Diego Maradona: Wildes Achterbahnleben
Wenig für den mit Sicherheit spektakulärsten Kicker des Planeten: Diego Maradona. Am Freitag wird er 60 Jahre alt.
Mehr als ein Mal in seinem wilden Achterbahnleben sah es so aus, als würde er die 60 nicht erreichen. So atemraubend er auf dem Platz agierte, so selbstzerstörerisch handelte er neben dem Rasen. Sir Alf Ramsey sagte einst zur ewigen Frage nach dem Besten aller Zeiten: "Pelé hatte beinahe alles. Maradona hat alles. Er arbeitet härter, tut mehr und ist gewandter. Das Problem ist, dass man sich aus einem anderen Grund an ihn erinnern wird. Er biegt die Regeln so, dass sie ihm passen."

Das war 1986, in Maradonas stärkster Phase. Ramsey ahnte wohl, was da alles noch kommen würde. Und es kam ganz schön viel.
Zum Geburtstag bekommt Maradona nun ein symbolisches Geschenk. Nach der Corona-Pause rollt auch in Argentinien wieder der Ball, mit der "Hand Gottes" als Trainer von Gimnasia y Esgrima La Plata in der Auftaktpartie. Mit einer Zeremonie vorab als Verneigung vor dem WM-Genie von 1986.
Im Juni hatte sein Arzt die Glaubensgemeinde von Maradona schockiert. "Die Quarantäne und die familiären Probleme sind fürchterlich für ihn", sagte er. Das Ball-Genie durchleide "in den schlimmsten Momenten Alkohol-Exzesse". Trainer-Ikone Cesar Luis Menotti sagte: "Diego existiert in keiner anderen Welt als auf einem Fußballplatz."
Gehen fällt Maradona immer schwerer
Und Maradona stieg einmal mehr aus der Asche empor, arbeitete auf Laufband und Rad-Ergometer die Kilos ab, spielte sich mit dem Hausarzt im Garten wieder Bälle zu.
Trotz der im Juli 2019 eingesetzten Knieprothese werden die von Arthrose krummen O-Beine nie mehr die alten. Gehen fällt schwer, Sitzen wird zur Gewohnheit.

Vor einem Monat tauchte er endlich auf, ließ sich von Stürmer Nicolas Contin umarmen, der später positiv auf Covid getestet wurde. Am Dienstag traf es eine Person aus dem Trainerstab, und so geht erneut die Angst um die Legende um. Im August war ein Schwager am Virus gestorben.
Maradona hat nicht die Tore Pelés, nicht die Trophäen Messis, aber an seine Magie kam keiner ran. Am 22. Juni 1986, heute offiziell Tag des Fußballs in Argentinien, zeigte er im WM-Viertelfinale gegen England seine Tricks, schlug erst mit der "Hand Gottes" zu und erzielte dann nach einem Solo über den halben Platz an sechs Engländern vorbei das WM-Tor des Jahrhunderts.

Im Finale gegen Deutschland dann sein tödlicher Pass auf Burruchaga, der ihn mit dem 3:2 endgültig auf den Thron hievte. Vier Jahre später in Rom endete die Geschichte anders. Bei der WM 2010 ging er als Coach der Seleccion gar 0:4 unter.
Luftgewehr-Schüsse auf Journalisten
Heißblut Maradona: 1982 verließ er seine erste WM nach einem Tritt gegen einen Brasilianer mit Rot, schoss mit dem Luftgewehr auf Journalisten, agierte oft wie aufgeputscht. Wie etwa 1994, als er mit Ephedrin gedopt seine letzte WM verspielte. Mehr als einmal hätte ihn Kokain, dem er 1984 in Barcelona verfiel, fast getötet. Heute braucht er Antidepressiva. Mit Ex-Frau Claudia Villafane und drei weiteren Müttern seiner fünf Kinder liegt er im Dauerclinch. "Der Ball und er kamen zusammen auf die Welt, wie beim Tango", sagt Menotti. Am Freitag tanzt "el Pibe de Oro", der Goldjunge, wieder. Glückwunsch und gute Besserung, Diego!