Manchester United: Erst Giggs, dann van Gaal?
Manchester - Mit dem Ende wurde David Moyes schon am vergangenen Sonntag konfrontiert. Während des letzten Ligaspiels des Schotten in Diensten von Manchester United bei seinem früheren Verein FC Everton, hatte ein als Tod verkleideter Fan mit einer Sense hinter dem 50-Jährigen auf der Tribüne gestanden – und immer wieder drohend mit seinem Zeigefinger auf Moyes gezeigt.
Am Dienstag war für den Schotten tatsächlich Sense, der englische Fußball-Rekordmeister trennte sich nach 295 Tagen von seinem seit Monaten umstrittenen Teammanager. Als Interimstrainer wird ManU-Legende Ryan Giggs (40) auf der Bank sitzen – solange bis ein Nachfolger für Moyes gefunden ist, Giggs war bisher Spieler und Assistenztrainer.
Eine Mitteilung auf der Homepage, morgens um halb neun Uhr Ortszeit war zunächst alles, was der Tabellensiebte der Premier League verlautete: "David Moyes verlässt United", der Klub wolle sich für die "harte Arbeit, Ehrlichkeit und Integrität", mit der Moyes seinen Job erfüllt habe, bedanken. Das war's – über fünf Jahre vor dem eigentlichen Vertragsende.
United liegt drei Spieltage vor Saisonende 23 Punkte hinter Spitzenreiter FC Liverpool, die Champions League wird damit erstmals seit 19 Jahren verpasst. In der laufenden Saison war United im Viertelfinale am Titelverteidiger Bayern München und auch in den beiden nationalen Pokal-Wettbewerben vorzeitig gescheitert. 51 Spiele, 27 Siege, neun Unentschieden und 15 Niederlagen lautet die ernüchternde Bilanz der Moyes-Ära.
Am Sonntag unterlag Manchester 0:2 in Everton. "Ich weiß, dass es besser laufen müsste. Aber jeder weiß, dass wir hier Veränderungen herbeiführen, etwas anderes versuchen, einen Neuaufbau", sagte Moyes danach. Für diesen Neuaufbau bekommt er jetzt keine Zeit mehr.
Als Nachfolger werden in englischen Medien der frühere Bayern-Coach Louis van Gaal und Diego Simeone, Trainer des Champions-League-Halbfinalisten Atlético Madrid, gehandelt. Jürgen Klopp sagte Manchester indessen schon ab. Als heißester Kandidat gilt sowieso van Gaal.
Der einstige Münchner Meistercoach hatte bereits seinen Abschied als Nationaltrainer der Niederlande nach der WM in Brasilien angekündigt. Englands Medien melden übereinstimmend von einem Termin des 62-Jährigen mit den ManU-Bossen noch in dieser Woche. Van Gaal soll angeblich mit einer Unterschrift bei Tottenham Hotspur gezögert haben, weil er bereits mit dem Job in Manchester geliebäugelt hatte.
Fest steht jedenfalls: Manchesters Plan, das Erbe des großen Sir Alex Ferguson mit einem eher kleinen Namen fortführen zu wollen, ist gescheitert.