Magath weghauen

Schalkes neuer Trainer Rangnick kann sich vor dem Duell seiner Schalker mit Wolfsburg die Motivationstricks sparen. Die Stars sind heiß auf den Ex-Chefcoach, dem kaum einer nachtrauert.
Andreas Morbach |
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Ralf Rangnick trifft auf seinen Vorgänger Felix Magath.
firo/Augenklick Ralf Rangnick trifft auf seinen Vorgänger Felix Magath.

GELSENKIRCHEN Seit gut drei Wochen ist Ralf Rangnick nun wieder auf Schalke tätig, zurück im königsblauen Emotionsbad ist er seit vergangenem Wochenende: zunächst der Spielabbruch in St.Pauli, dann die magische Nacht von Mailand. Doch das Heimdebüt des zurückgekehrten Trainers verspricht noch mehr Gefühle – denn der Gegner am Samstag (15.30 Uhr) heißt VfL Wolfsburg. Und dort steht bekanntlich Schalkes mitten in der Saison abgewanderter Ex-Coach Felix Magath an der Linie.


Rangnick ist die Brisanz natürlich bewusst. „Nachdem wir die letzten beiden Auswärtsspiele gewonnen haben, erwarte ich eine fantastisch schöne Heimspielatmosphäre”, sagt er. Und weiter: „Ich weiß, wie die Stimmung in der Arena sein kann. Wenn es so läuft wie zum Beispiel beim 3:1 gegen Valencia, dann fliegt der Rest des Daches weg.”


Eine Anspielung auf das riesige Loch, das den blau-weißen Mehrzwecktempel seit Weihnachten stets gut durchlüftet – für das im Übrigen bislang niemand Magath verantwortlich gemacht hat. Ansonsten war der Rangnick-Vorgänger, der nur zwei Tage nach seinem Rauswurf auf Schalke in Wolfsburg anheuerte, zuletzt der beliebteste Prügelknabe bei S04. Wegen seines – erst ausdrücklich erwünschten, später aber verfluchten – eisenharten Führungsstils. Wegen seiner Solo-Touren im sportlichen und, wie Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bei der Magath-Entlassung andeutete, wirtschaftlichen Bereich. Und wegen seines menschlich angeblich fragwürdigen Umgangs mit vielen Spielern.


Einige von ihnen, wie die vom Ex-Coach einst bei den S04-Amateuren abgestellten Alexander Baumjohann und Hans Sarpei, haben durch ihren wichtigen Beitrag zur Dienstags-Sensation von San Siro mächtig Oberwasser bekommen. Mittelfeldspieler Baumjohann („Ich will nicht gegen Magath nachtreten, aber ich hatte keine leichte Zeit”) genießt seine Genugtuung dabei eher still, Kollege Sarpei dagegen schickte dem Wochenendbesucher schon von Mailand aus ein paar kernige Sätze entgegen. „Jetzt kommt er nach Schalke, und wir wollen Magath schön weghauen", tönte der 34-Jährige.


Ralf Rangnick bereitet sich auf Magath, Wolfsburg und sein erstes Schalke-Heimspiel seit seiner legendären Trainer-Ehrenrunde da lieber in gewohnter Nüchternheit vor. Wer da beim Gegner auf der Bank sitzt, sei „unerheblich”, ließ er verlauten. Abgesehen davon hat der 52-Jährige aus Backgang gegen Motivationstechniken à la Sarpei jedoch nichts einzuwenden, sondern freut sich lieber über die Arbeitserleichterung. „Spieler anschieben zu müssen”, so Rangnicks These, „wäre schwieriger als sie zu bremsen. Außerdem ist es gut, wenn man heiß ist.”


Es werde wieder gelacht in der Schalker Kabine, der psychische Druck und die Angst vieler Spieler seien weg, hat der peruanische Schalke-Star Jefferson Farfán, der sich laut „Bild” an Magath „rächen” will, erzählt. Es scheint zu stimmen. So raunte der Ex-Verbannte Sarpei dem Ex-Verbannten Baumjohann nach den jeweiligen Großtaten beim 5:2-Triumph im Giuseppe-Meazza-Stadion lachend zu: „Wir zwei ehemaligen Amateurspieler.”


Das psychologische Aufwärmprogramm für Samstag kann sich Rangnick jedenfalls getrost schenken – und der neue Schalke-Coach ahnt: „Jetzt müssen wir die besondere Motivation nur noch in die richtigen Bahnen lenken.”

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