Löws Viererkette

Mit Gomez, Götze, Müller und Özil hat Deutschland sein neues Offensiv-Quartett gefunden. Die AZ erklärt, warum es in der neuen Angriffs-Formation klappt – und was noch besser werden muss.
von  P. Strasser
Nicht nur Mario Gomez, sonder auch die ARD hatte allen Grund zum Jubeln: Das letzte Gruppenspiel der Nationalmannschaft erreichte einen gigantischen Marktanteil.
Nicht nur Mario Gomez, sonder auch die ARD hatte allen Grund zum Jubeln: Das letzte Gruppenspiel der Nationalmannschaft erreichte einen gigantischen Marktanteil. © dpa

Évian - Eine Turniermannschaft ist eine Mannschaft, die sich erst im Laufe des Turniers findet. Okay, das ist eine neue Interpretation. Die ursprüngliche lautet: Die deutsche Nationalelf hat ihren eigenen Mythos dadurch geschaffen, sich während einer Endrunde peu à peu (rein-)zu steigern. Und so erlebt man in diesen Tagen von Frankreich ein doppeltes Déjà-vu.
Die Parallelen zur WM 2014 in Brasilien sind da, in beiden Aspekten. Das DFB-Team fand in den Wochen vor Ort zueinander und Joachim Löw die richtige Startformation. Auch in der Offensive: Erst versuchte es der Bundestrainer in Brasilien mit Mesut Özil oder Thomas Müller an vorderster Front, ab dem Viertelfinale gegen Frankreich war Miroslav Klose in der Startelf und danach gesetzt. Nun könnte es mit Mario Götze, Mario Gomez und Müller ähnlich laufen.
„Meiner Meinung nach passt jetzt das Offensiv-Dreieck“, meinte der ehemalige Teamchef Franz Beckenbauer. „Ins Zentrum gehört ein kopfballstarker Stürmer, besonders wenn man verstärkt über die Flügel angreift.“ Nimmt man den verbesserten Spielmacher Mesut Özil – von der Uefa zum „Man of the Match“ gewählt – hinzu, steht das Offensiv-Quartett.

Mario Gomez: Als Meister und Torschützenkönig mit Besiktas Istanbul hat er Selbstvertrauen und nun die Fitness, „wieder die Power, die Wege zu gehen“, sagt Gomez. Bei seinem ersten Startelf-Einsatz in einem DFB-Pflichtspiel seit fast vier Jahren überzeugte er mit dem Rücken zum Tor als wuchtiger Wandspieler, kombinierte aber auch mit und traf nach Doppelpass mit Müller. Bewegungsradius und Präsenz stimmten. „Deshalb ist er ja auch dabei, dass wir mal eine richtige Neun in die Spitze stellen können. Das war wichtig, so kam Müller zum Abschluss und deshalb war auch Özil gut“, sagte Löw.

Mario Götze: „Ich fühle mich ein Stück weiter zurück, also in den Zwischenräumen, deutlich wohler, wenn ich ein bisschen von hinten kommen kann“, erklärte Götze. Er habe nun die richtige Rolle gefunden, meinte Beckenbauer, „die Mitte war nicht sein Platz“. Das sieht der 24-Jährige auch so. Er habe sein „bestes EM-Spiel bisher gemacht“, meinte er. Seine neue Aufgabe beschrieb er so: „Ich sollte auf der linken Seite spielen mit dem Drang in die Mitte zu kommen, um mit Mesut und Thomas Mario im Zentrum zu unterstützen. Das hat ganz gut geklappt.“ Nur die Chancenauswertung war mau. Dennoch: Götze hat auf halblinks Julian Draxler verdrängt.
Thomas Müller: Sein EM-Fluch hält an. Er traf Pfosten, Latte, zielte daneben. Nun sind es acht Spiele ohne Torerfolg – wenigstens hat er nun eine Vorlage auf dem Konto. Der 26-Jährige fand es zwar „ärgerlich“, war aber keinesfalls unglücklich. Im Gegenteil. „Ich war einen Tick mehr im Zentrum und da ist der Weg zur Gefahrenzone kürzer. Die Chancen, die wir herausgespielt haben, waren klasse Kombinationen. Timing, Laufwege – da hat alles gepasst.“ Demnächst klappt’s auch mit dem Abschluss.

Mesut Özil: Der Spielmacher „kam mehr zur Geltung, weil er auch Anspielstationen hatte in der Spitze und den letzten Pass spielen konnte“, befand Löw. Özil (27) ist „sehr froh über meine Turnierleistung“ und versprach: „Ich weiß, dass ich mich steigern kann, welche Qualität ich habe. Das werde ich in den nächsten Spielen zeigen.“

Im Achtelfinale soll sich das Quartett weiter finden und einspielen – es soll nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zur richtigen Prüfung sein, wenn es im Viertelfinale gegen Italien oder Spanien geht.

 

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