Löws Silberjäger: Müller, Hummels und Volland machen das Team stärker

München - Ein Stürmer mit Löwen-Herz im deutschen EM-Kader – damit hatte im Vorfeld keiner gerechnet. Doch Kevin Volland erfüllt sich bei der Endrunde (11. Juni bis 11. Juli) tatsächlich den Traum von einem Turnier mit der Nationalmannschaft. Drei Gruppenspiele in München inklusive.
Ex-Löwe Volland bei der EM dabei
Der 28-jährige Angreifer, der insgesamt fünf Jahre für den TSV 1860 spielte und dort Profi wurde, steht nach einer starken Saison in Frankreich für die AS Monaco im 26 Spieler umfassenden Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw. "Er hat 16 Tore erzielt, macht körperlich einen sehr guten Eindruck und ist durchsetzungsstark. Von daher waren wir sicher, dass er uns bereichern kann", sagte Löw über Volland, der letztmals 2016 für Deutschland auflief.

Nun das Comeback. "Ich bin extrem glücklich und dankbar, wieder ein Teil der Nationalmannschaft zu sein!", sagte Volland. Das war wohl die Untertreibung des Jahres...
Der Ex-Löwe ist freilich nicht der einzige Rückkehrer in Löws EM-Team – und auch nicht der prominenteste. Neben Freiburgs Linksverteidiger Christian Günter (28/zuletzt 2014 nominiert) stehen die Weltmeister Thomas Müller (31) und Mats Hummels (32) wie erwartet im Aufgebot. Beide haben ihren Stammplatz wohl sicher.
"Es steht über allem, ein erfolgreiches Turnier zu spielen", sagte Löw über Müller und Hummels, die er gemeinsam mit Jérôme Boateng (32) im Frühjahr 2019 ausgemustert hatte. "Beide haben eine sehr starke Saison gespielt. In puncto Führung können sie der Mannschaft einiges geben. Die anderen Spieler respektieren sie aufgrund ihrer Erfolge."

Boateng wurde nicht von Löw nominiert
Während es Boateng nicht in den Kader schaffte, reagierten Müller und Hummels mit großer Freude und Motivation. "Ich habe richtig Bock auf ein neues Kapitel", erklärte Hummels via Instagram: "Ich bin sehr glücklich und stolz, wieder dabei zu sein." Und Müller meinte: "Die sportliche Herausforderung, nochmals gemeinsam mit den Jungs die deutschen Farben bei einem Turnier zu vertreten und die damit verbundene Chance, den EM-Titel zu holen, reizen mich sehr."
Denn genau darum geht es: um den silbernen Pokal, den Deutschland zuletzt 1996 gewann. In sein finales Turnier als Bundestrainer geht Löw zwar nicht als Titelanwärter Nummer eins, aber zumindest als gefährlicher Geheimfavorit. "Wir zählen nicht zu den absoluten Favoriten, das sind Frankreich und andere Nationen", sagte Löw: "Wir müssen jedes Spiel angehen, als wäre es ein Finale. Wenn wir das schaffen und nach der Gruppenphase in einen Flow kommen, ist für die Mannschaft alles möglich."

Deutschland bei der EM: Schon die Vorrunde hat es in sich
Doch schon die Vorrunde wird mit Spielen gegen Frankreich (15.6.), Portugal (19.6.) und Ungarn (23.6.) kompliziert für Löw und seine Silberjäger. Auch deshalb setzt der Bundestrainer auf Müller und Hummels, die in großen Spielen oft brilliert haben. Gerade von Hummels verspricht er sich mehr Stabilität in der wackligen Defensive. "Die müssen wir beim Turnier erreichen. Mats hat in der Abwehr als Spieler einen sehr guten Einfluss. Er hat viel Turniererfahrung", sagte Löw. Genau wie Müller, der seit seinem Debüt im Jahr 2010 die mit Abstand meisten Tore (38) im DFB-Team erzielt hat.
Gemeinsam mit Torhüter und Kapitän Manuel Neuer (35), Niklas Süle (25), Joshua Kimmich (26), Leon Goretzka (26), Serge Gnabry (25), Leroy Sané (25) und Jamal Musiala (18) bildet Müller einen Achterblock vom FC Bayern. Mit Volland sind es sogar neun Münchner für Löw. Was soll da noch schiefgehen?
"Wir wissen schon auch, dass wir unsere Fans wieder überzeugen müssen", sagte Löw: "Wir wollen eine Mannschaft, die vor Energie und Ehrgeiz sprüht, und die den Fans das Gefühl vermittelt, dass da eine Einheit auf dem Platz steht. Leute, mit denen sich die Fans identifizieren, die gewisse Werte verkörpern und die auf dem Platz alles investieren, was möglich ist, um erfolgreich zu sein." Na dann: Auf zum Titel!