Löws Pro- und Kontra-Liste: Knappe Sache!

Neuer Vertrag? Bundestrainer lässt DFB-Boss auflaufen. Hier steht, was ihn treibt.
CENTURION Keiner ließ sich locken. Keine Tendenz. Wie es denn jetzt weitergehe, wurden Theo Zwanziger und Joachim Löw am Abreisetag gefragt. Zwanziger lobte, Löw zuckte leicht mit der Wimper.
„Mir ist es wichtig, mit Joachim Löw weiterarbeiten zu können", sagte der DFB-Präsident erneut. Der Bundestrainer berief sich auf das vereinbarte Zeitfenster, er will ein paar Tage ausspannen, dann entscheiden. Löw ließ Zwanziger auflaufen. Bis Monatsende soll eine Entscheidung fallen, doch was spricht aus der Sicht des Bundestrainers für und gegen eine Verlängerung? Die AZ macht sich Löws mögliche Gedanken. Ein Pro-/Kontra-Liste. Eine ganz knappe Sache.
LÖWS PRO–LISTE
Die Mannschaft: Löw liebt die Arbeit mit diesem jungen Team, das ihm so ans Herz gewachsen ist. Er lobt überschwänglich: „Die Spieler haben sich wie Champions verhalten, eine besondere Spielfreude, ja Spielkultur ausgestrahlt." Der Draht kann nicht besser sein.
Hat schon den besten Job: Löw geht voll auf in seiner Aufgabe, bei einem Klub müsste er von Null anfangen. Außerdem: Eine Stelle ist momentan bei keinem großen Klub frei, die Vereine sind schon in der Vorbereitung.
...und den sichersten: Während im Liga-Alltag böse Überraschungen von Woche zu Woche lauern, wird ein Nationaltrainer nur bei einem Versagen in der Qualifikation oder bei einer Endrunde entlassen.
Ist der beliebteste Deutsche: Nie hatte er bessere Grundlagen für Werbedeals. Einen Abschied aus Groll über das Präsidium aber würden die Fans kaum verstehen.
Gehaltserhöhung: Sein Job ist gut bezahlt und nicht so stressig wie bei einem Liga-Coach. Unterschreibt er, darf er eine kräftige Aufstockung des Salärs verbuchen.
LÖWS KONTRA-LISTE
Zwanziger/Sammer: Nachdem er im Februar bei den Verhandlungen brüskiert wurde, möchte er sich eine weitere Zusammenarbeit mit dem Präsidenten und dem Sportdirektor nicht antun. Dazu kommt: Er wird die Kritiker (Sammer, Generalsekretär Niersbach) wohl nie ruhig stellen können.
Die Kapitänsfrage: Verlässt er die Nationalelf, muss er sich nicht mit dem Problem herumschlagen, was passiert, wenn Michael Ballack zurückkommt und das Kapitänsamt von WM-Capitano Philipp Lahm zurückhaben will.
Das Gehaltsplus: Bei den großen Klubs könnte er mit seinem Renommee nun richtig absahnen. Potente Vereine können seine Wünsche nach Stars erfüllen, er muss nicht auf Talente hoffen – etwa eines Tages beim FC Bayern, falls van Gaal 2011 aufhört?
Die Perspektive: Es kann kaum noch besser werden: nur Titel zählen ab jetzt – doch genau die erwarten jetzt alle von ihm.
Patrick Strasser, Gunnar Jans