Löws Neuaufbau beim DFB: Kein zeitlicher Rabatt
Bundestrainer Joachim Löw fordert für den Umbruch in der Nationalmannschaft mehr Zeit ein. AZ-Redakteur Simon Stuhlfelner findet allerdings, dass Löw sich viele seiner Baustellen selbst geschaffen hat.
Joachim Löw lässt keine Gelegenheit aus, es klarzustellen: Nach dem Umbruch brauche seine junge Mannschaft Zeit, um sich einzuspielen, um Automatismen zu entwickeln, Erfahrungen zu sammeln.
Und erstmals gab der Bundestrainer einen zeitlichen Rahmen vor, bis wann er den Prozess des Neuaufbaus abgeschlossen sieht: "Holland hat drei Jahre gebraucht, da müssen wir noch hinkommen." Weltspitze also erst wieder bei der WM 2022?
Löw hat sich den radikalen Umbruch selbst eingebrockt
Allzu viel zeitlichen Rabatt sollte Löw allerdings nicht für sich in Anspruch nehmen, denn die Notwendigkeit des Radikalumbruchs hat er selbst erst heraufbeschworen: Im Vorfeld der WM 2018, die dann kolossal daneben ging, hatte er es versäumt, rechtzeitig junge Spieler einzubauen und einen sanften Umbruch einzuleiten. Als dann die Ergebnisse nach der WM genauso schlecht blieben, opferte er drei seiner Leistungsträger, um den eigenen Kopf zu retten. Mats Hummels etwa würde weiterhin zur Verfügung stehen, der Bundestrainer bräuchte ihn nur zu nominieren.
Also gilt: Löw muss sich an Ergebnissen messen lassen, denn die Rahmenbedingungen hat er selbst geschaffen. Mildernde Umstände gelten nur bedingt.
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