Löw verspricht großen Kampf - «Heiß» auf England

Bloemfontein (dpa) - Fußball-Deutschland fiebert dem Anpfiff des WM-Knüllers gegen England entgegen. Um 16.00 Uhr beginnt in Bloemfontein das Achtelfinale gegen den Erzrivalen von der Insel. «Wir sind in der Lage, England zu schlagen», sagte Bundestrainer Joachim Löw selbstbewusst.
von  Abendzeitung
Joachim Löw zeigt sich beim Abschlusstraining gut gelaunt.
Joachim Löw zeigt sich beim Abschlusstraining gut gelaunt. © dpa

Bloemfontein (dpa) - Fußball-Deutschland fiebert dem Anpfiff des WM-Knüllers gegen England entgegen. Um 16.00 Uhr beginnt in Bloemfontein das Achtelfinale gegen den Erzrivalen von der Insel. «Wir sind in der Lage, England zu schlagen», sagte Bundestrainer Joachim Löw selbstbewusst.

Cacau fällt aus, das Bangen um Bastian Schweinsteiger geht weiter - doch das Ziel bleibt das Husarenstück. Trotz der personellen Sorgen geht die schwarz-rot-goldene Nationalmannschaft voller Tatendrang und Zuversicht in das ganz besondere Match. Löw verspricht den Millionen Fans in der Heimat einen großen Kampf, der 90 Minuten, 120 Minuten oder sogar bis zu einem entscheidenden Elfmeterschießen dauern könnte: «Wir werden in der Lage sein, mit unserer jungen Mannschaft dagegenzuhalten.»

«Alle Spieler sind heiß zu spielen. Das ist eine große Herausforderung», erklärte Kapitän Philipp Lahm vor der 32. Auflage des Klassikers gegen die «Three Lions». Meistert das DFB-Team diese hohe Hürde, könnte im WM-Viertelfinale in Argentinien ein weiterer heißer Turnier-Favorit warten.

Keine Tore schießen kann Cacau. Der 29-jährige Angreifer hatte sich im Training eine Bauchmuskelzerrung zugezogen, die einen Einsatz unmöglich macht. «Er kann nicht dabei sein», berichtete Teammanager Oliver Bierhoff. «Wir sind aber zuversichtlich, dass er im übernächsten Spiel wieder dabei ist», ergänzte der Manager und machte damit die optimistische Stimmung im jungen deutschen Team deutlich.

Zwar gehe England «ein bisschen favorisiert» in das Duell der beiden Fußball-Traditionsnationen, meinte Bierhoff und verwies auf die größere Erfahrung der Terry, Lampard, Gerrard und Rooney. «Das kann vielleicht ein bisschen helfen.» Aber letztlich wolle die Mannschaft natürlich gewinnen, bei einem K.o. wäre ein ganz großes Ziel verfehlt. «Sie geht nicht entspannter ins Spiel, weil sie sagt, im Achtelfinale gegen England kann man ausscheiden», betonte der Teammanager vor seinem möglicherweise letztem Länderspiel in dieser Funktion. Denn wie bei Löw ist auch bei Bierhoff die berufliche Zukunft nach einem WM-Ausscheiden offen.

Mediziner und Physiotherapeuten werden indes bis zum Anstoß weiter intensiv den verletzten Oberschenkel von Bastian Schweinsteiger und die Wadenblessur von Jérome Boateng behandeln. Beide Akteure nahmen zwar am Samstag am Abschlusstraining auf dem Platz der Technischen Universiät von Bloemfontein teil, absolvierten aber wegen ihrer muskulären Probleme nur ein «reduziertes Programm», wie Torwart-Coach Andreas Köpke anschließend in Vertretung von Bundestrainer Joachim Löw auf der offiziellen FIFA-Pressekonferenz berichtete.

«Wir werden definitiv erst relativ kurz vor dem Spiel sehen können, ob sie dabei sind», sagte Köpke. Die Entscheidung über einen Einsatz werde Löw nach Rücksprache mit den Ärzten und nach «einem weiteren Test» am Spieltag treffen. «Beide müssen schon hundert Prozent fit sein», betonte Köpke. Auf die Ersatzlösungen habe man sich noch nicht festgelegt: «Wir haben gute Alternativen, denn die Jungs, die hinten dran sind, haben super trainiert.» Der 20 Jahre junge Toni Kroos gilt als erster Schweinsteiger-Vertreter. Marcell Jansen wird für Boateng als linker Verteidiger erwartet.

Jugendliche Frische und Unbekümmertheit kontra Erfahrung und englische Härte heißt die Ausgangs-Position für das auch international mit viel Spannung erwartete Duell. In der Heimat werden bei bestem Sommerwetter Millionen vor großen Videowänden die Daumen drücken, die TV-Anstalten hoffen auf neue Rekord-Quoten. «In ganz Deutschland kursiert ja schon Ausnahmezustand», kommentierte Köpke im fernen Südafrika. «Jeder weiß, dass es ein besonders großes Spiel ist. Es ist eine große Anspannung da», bemerkte Bierhoff.

«England bleibt England, laufstark, kampfstark, mental stark», erklärte Löw. «Wir kennen die Engländer gut, ich habe viele Spiele der Premier League gesehen. Ich bin immer begeistert vom Tempo und der Eigenschaft, nie nachzulassen und immer bis zur letzten Sekunde alles zu tun», lobte Löw den Kontrahenten. Allerdings machte der DFB- Chefcoach auch klar: «Angst haben weder wir noch die Engländer.»

Die stetig wachsende deutsche Fan-Gemeinde hofft auf die Fortsetzung der Achtelfinal-Erfolge bei Weltmeisterschaften auch in Südafrika. Von acht wurde erst eines verloren. «Ein Spiel gegen England ist immer wieder ein Highlight», betonte Sami Khedira, der im Sommer des Vorjahres beim 4:0-Finalsieg der Junioren-EM schon einmal geprobt hatte, wie man Engländer schlägt. Seit dem WM-Triumph 1966 im eigenen Land warten die «Three Lions» auf einen großen Titel.

«Ich hoffe, dass die Mannschaft gute Nerven sammelt, sich ruhig vorbereitet», übermittelte Bundeskanzlerin Angela Merkel und ergänzte: «Es ist eine große Herausforderung, vor der man Respekt haben muss. Aber ich glaube, wir haben eine Chance.» Merkel werde am Rande des G20-Gipfels im kanadischen Huntsville gemeinsam mit dem britischen Premierminister David Cameron zumindest die zweite Halbzeit des Klassikers anschauen. «Ich sag mal, ich tippe 2:1», sagte Merkel den ARD-«Tagesthemen».

Zur Not gibt es ja noch das Elfmeterschießen und den psychologischen Vorteil, England bei der WM 1990 und bei der EM 1996 jeweils im Nervenduell vom Punkt bezwungen zu haben. Vorbereitet wäre man jedenfalls. «Wir haben unser Scouting auf alle Bereiche ausgedehnt, von den Schiedsrichtern bis zu den Torhütern und Schützen», sagte Bierhoff. Und im Training wurde Elfmeterschießen bereits fleißig geübt - für alle Fälle.

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