Löw-Umstellungen greifen nicht: Nur 3:3 bei Kroos-Jubiläum

Wieder drei Tore erzielt. Wieder nicht gewonnen. Auch gegen die Schweiz leistet sich die Nationalmannschaft folgenschwere Abwehrfehler.
Von Jens Mende, Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa |
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Deutschlands Kai Havertz (2.v.r.) bejubelt sein Tor zum 2:2 mit Leon Goretzka (l-r), Toni Kroos und Timo Werner.
Deutschlands Kai Havertz (2.v.r.) bejubelt sein Tor zum 2:2 mit Leon Goretzka (l-r), Toni Kroos und Timo Werner. © Federico Gambarini/dpa
Köln

Mit einem Handkuss für seine Familie auf der Tribüne trabte Toni Kroos enttäuscht vom Rasen. Sein Jubiläum hatte sich der 30-Jährige sicher anders vorgestellt - mit dem 3:3 (1:2) in Köln gegen die Schweiz erlitt die deutsche Nationalmannschaft den nächsten Rückschlag.

Die personellen und taktischen Umstellungen von Joachim Löw griffen in Kroos' 100. Länderspiel nicht. Kai Havertz und Serge Gnabry retteten dem Löw-Team im Geisterspiel der Nations League nach einem 0:2-Fehlstart zumindest noch das Remis. Der Bundestrainer wird in den drei ausstehenden Spielen des Jahres unter noch größerer öffentlicher Beobachtung stehen.

"Es war wahnsinnig intensiv, beide Mannschaften haben viel riskiert im Spiel nach vorne", sagte Löw in der ARD. "Wir haben aber auch viele Fehler gemacht." Er habe eine "sehr, sehr gute Moral" gesehen, "dass wir immer wieder Rückstände egalisiert haben". Kroos sagte, er sei mit dem Punkt "nicht zufrieden". Es müsse der Anspruch sein, solche Spiele zu gewinnen. Durch die 0:1-Niederlage der Spanier parallel in der Ukraine hat Deutschland als Tabellenzweiter allerdings weiter alle Chancen auf den Gruppensieg. "Wir geben natürlich nicht auf", sagte Kapitän Manuel Neuer. Die DFB-Auswahl tritt am 17. November in Spanien an.

Mario Gavranovic (5. und 57. Minute) und Remo Freuler (26.) nach einem fatalen Fehlpass von Kroos trafen für die robusten Gäste. Fabian Schär sah Gelb-Rot (90.+3). Timo Werner verkürzte noch vor der Pause (28.), dann trafen Havertz (55.) und Gnabry (60.), der Bayern-Profi frech mit der Hacke. Wie vor knapp einer Woche gegen die Türkei reichten aber drei Tore nicht zum Sieg. Durch die 0:1-Niederlage der Spanier in der Ukraine hat Deutschland als Tabellenzweiter allerdings weiter alle Chancen auf den Gruppensieg.

"Nicht für die Kritiker", sondern für sich selbst sollte die DFB-Auswahl überzeugen, hatte Löw vor dem Anpfiff in der ARD gesagt. Nach den wenig gelungen Auftritten zuletzt spielte statt einer Dreier- wieder eine Viererkette. Infolge der wieder folgenschweren Fehler in der Abwehr schaute der Bundestrainer zwischenzeitlich aber konsterniert ins fast leere Kölner Stadion. Nach nur knapp vier Minuten tauchte der frühere Bayern-Profi Xherdan Shaqiri erstmals frei vor Manuel Neuer auf. Der Triple-Torhüter konnte zunächst stark klären, im Anschluss an die folgende Ecke stand die DFB-Abwehr aber wieder so unsortiert, dass Gavranovic ohne Mühe zur Schweizer Führung köpfte.

Löw hatte im Vergleich zum 2:1 in der Ukraine am 10. Oktober Robin Gosens, Werner und Havertz in die Startformation beordert. Die Offensivspieler rochierten viel, vor allem Torschütze Havertz sorgte mit gelungenen Aktionen für Bewegung. In der Abwehr hatte das Löw-Team früh Riesenglück, dass ein schwerer Patzer von Neuer nicht sofort zum zweiten Gegentor führte. Der Kapitän spielte einen Pass genau auf Haris Seferovic, der den Ball aber nicht perfekt weiterleiten konnte (15.).

Löws Taktik mit einem zusätzlichen Offensivspieler ging in der ersten Halbzeit gegen extrem aggressiv anlaufende Schweizer kaum auf. Kimmich, der sein 50. Länderspiel absolvierte, versuchte es aus der Distanz (22.), Werner scheiterte zunächst am Schweizer Torhüter Yann Sommer (25.). Der Fehlpass von Kroos leitete den nächsten Schweizer Konter ein, den Freuler mit einem überlegten Lupfer über Neuer zum 2:0 der Gäste abschloss.

Die DFB-Elf hatte zwar Mühe, die wenigen Räume in der dichten, Bundesliga-erprobten Abwehr der Schweizer zu finden. Dann aber eroberte der starke Havertz den Ball und leitete direkt an Werner weiter, der die deutsche Mannschaft mit einem präzisen Schuss ins lange Eck im Spiel hielt. Es war das 13. DFB-Tor des Chelsea-Stürmers, das elfte in Pflichtspielen. "Das war jetzt ganz wichtig", kommentierte Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger am ARD-Mikrofon.

Im Anschluss kam die DFB-Elf zu weiteren Möglichkeiten. Der Gladbacher Sommer im Schweizer Tor war beim Fernschuss von Robin Gosens (35.) und beim Abschluss von Leon Goretzka (42.) zur Stelle. Kroos traf mit einem satten Linksschuss nur das Außennetz (44.), der auffällige Havertz zunächst den Pfosten (49.) - und dann nach starker Einzelleistung ins Tor.

In der zweiten Halbzeit konnte die DFB-Elf vermehrt von der individuellen Klasse der Offensivspieler profitieren. Die fast unmittelbare Antwort der Schweizer gegen die wieder unsortierte DFB-Abwehr durch Gavranovic konterte Gnabry sehenswert. Der eingewechselte Julian Draxler verfehlte das Tor knapp (81.).

© dpa-infocom, dpa:201013-99-933838/7

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6 Kommentare
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  • am 14.10.2020 16:47 Uhr / Bewertung:

    Mit so vielen Fußball-Niemand kann man nicht gewinnen. Schon mit Hummels, Brandt, Boateng und Müller wäre dieses Spiel leicht gewonnen worden. Aber mit boy-friends?

  • Heinrich H. am 14.10.2020 12:57 Uhr / Bewertung:

    ....habe gerade gelesen, Deutschland ist weder im Weltfußball noch in Europa, eine Fußballnationalmannschaft, die vorne mitspielt...? Dann könnte man aber auch die Frage stellen, wer ist im Moment besser als Deutschland, da fällt mir jetzt, so auf die schnelle, auch keine andere Nationalmannschaft ein, wir können alle schlagen und auch gegen viele verlieren. Aber sehen wir es klar, momentan spielen nicht die besten für Deutschland, warum auch immer und vor allem fehlt die Ausgewogenheit, zwischen Defensive und Offensive. Da sollten sich einige Leute Gedanken machen, aber Draxler hat schon bewiesen, das er nicht auf höchsten Niveau spielen kann und was spielt, wenn die Frage erlaubt ist, Toni Kroos ? Soll der einen Abwehrspieler geben, da haben wir bessere !!!! Wenn er überhaupt Spielen sollte, das sieht wohl jeder anders, dann muß er näher an das Gegnerische Tor, soweit hinten ist er verschenkt und schneller wird er nicht mehr...!

  • König Jannick am 14.10.2020 13:38 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Heinrich H.

    "wer ist im Moment besser als Deutschland,"

    Wir sind in unserer Gruppe nur Zweiter. In anderen Gruppen haben Mannschaften wie Portugal oder Frankreich sogar mit weniger Spielen mehr Punkte gesammelt als wir.

    Aktuell schlagen wir weder die Schweiz noch die Türkei.

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