Löw schmollt: „Ich kann nicht immer eine Gala erwarten!“

Bundestrainer kontert die Kritik von Kahn: „Wir haben eine glänzende Bilanz“
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Bundestrainer Joachim Löw
dpa Bundestrainer Joachim Löw

ASTANA - Bundestrainer kontert die Kritik von Kahn: „Wir haben eine glänzende Bilanz“

Es war kurz nach eins in der Früh, Ortszeit in Astana, und somit Zeit, ans Schlafengehen zu denken, als Joachim Löw noch Fernsehinterviews geben musste und gefragt wurde, ob er denn nun an Hotelbuchungen denke, weil die deutsche Mannschaft nach dem 3:0 in Kasachstan, dem vierten Sieg in vierten Spiel, ja wohl ziemlich sicher qualifiziert sei für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Da lächelte der Bundestrainer endlich auch einmal. „Ne, ne“, sagte er dann, „wir haben nochwichtige Aufgaben vor uns.“

Hinter sich hatten Löw und sein Tross nicht nur die längste Anreise zu einem EMQualifikationsspiel (8670 Kilometer von Frankfurt nach Astana, viereinhalb Stunden Flugzeit), sondern nach einem langen und anstrengenden WM-Jahr auch eine zähe und unbefriedigende erste Halbzeit beim Tabellenletzten der Gruppe A, drei standesgemäße Treffer in Hälfte zwei und eine anschließende Qualitätsdebatte imZDF.

Oliver Kahn, früher als Profi selbst eher allergisch reagierend auf Schnellschusskritik nach Abpfiff, hatte als ZDF-Experte von einem „durchschnittlichen 3:0“ gesprochen, über „Fehler in der Rückwärtsbewegung“ lamentiert und gemeckert: „Aus meiner Sicht hat der Gegner zu viele Torchancen. Das war auch schon gegen die Türkei so.“

So ist es halt in Fußball- Deutschland, dass man sich auch an einem 3:0 nicht erfreuen kann und es diese junge deutsche Auswahl einfach nicht allen recht machen kann, wenn man – wie Kahn – schon vorher „irgendwas zwischen einem gegurkten 2:0 und einem grandiosen 6:0“ erwartet hat.

Löw tat gut daran, den ZDFReporter, dem das Spiel und sein Ausgang ebenfalls nicht gefallen hatte, gleich zu Beginn zurechtzuweisen. „Zuerst mal möchte ich sagen, dass wir die Aufgabe gelöst haben mit einem Sieg“, so begann der Bundestrainer seine Ausführungen, und in der Folge machte Löw deutlich, dass wenigstens er einverstanden war mit der nächtlichen Ausbeute. „Wir haben eine glänzende Bilanz mit zwölf Punkten, das stellt mich zufrieden. Was die Mannschaft in diesem Jahr geleistet hat, ist sensationell. Ich kann nicht immer eine Gala erwarten.“

Löw erinnerte schmollend noch einmal an die Strapazen eines langen Spieljahres und Erlebnisse in Südafrika, wo Deutschland Dritter wurde bei der Weltmeisterschaft: „Es ist enorm viel passiert, auch mit der WM. Und es war schwierig, das wieder in den Alltag rüberzubringen. Aber das haben wir geschafft. Und das stellt mich zufrieden.“

Der Bundestrainer selbst hatte ja von einer Leere nach der WM gesprochen und Gedanken geäußert, die einem Burn-Out-Syndrom ähnelten. Jetzt aber hat er gesagt, er spüre das Feuer wieder, „ich brenne“, und offenbar hat er dies seinem Team vermitteln können. „Der Trainer hat uns optimal eingestellt“, sagte 3:0-Torschütze Lukas Podolski. „Für uns zählen die drei Punkte, wir sind jetzt vorneweg. Alles andere ist unwichtig.

So sah’s auch Philipp Lahm, der Kapitän: „12 Punkte aus vier Spielen – besser geht’s nicht.“ Nur einem wie Oliver Kahn genügt auch die bestmögliche Punktausbeute nicht, ihn kann auch Löws Appell wider die Miesepetrigkeit nicht beeindrucken: „Sie sollten sich nicht zu lange in den Armen liegen, sondern darüber nachdenken, wasman besser machen kann.“ Kahn, der Kritiker, war früher ja auch mal Spieler, und woran die so um ein Uhr nachts nach einem Fußballspiel denken müssen, sagte ihm Philipp Lahm: „Morgen früh um drei ist Wecken, um halb vier ist Abfahrt.“ G. Jans

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