Löw: "Müssen sehen, wie er den Schmerz erträgt"

In der EM-Planung von Bundestrainer Löw ist Bastian Schweinsteiger eine feste Größe. Derzeit leidet der Champions-League-Final-Fehlschütze aber noch.
von  Filippo Cataldo

In der EM-Planung von Bundestrainer Joachim Löw ist Bastian Schweinsteiger eine feste Größe. Derzeit leidet der Champions-League-Final-Fehlschütze aber noch – seelisch und an einer maladen Wade

TOURRETTES Der Plan war schlüssig. Bei der Nationalmannschaft, im Training mit den hochmotivierten Gipfelstürmern um Bundestrainer Joachim Löw, sollten die traumatisierten Vize-Bayern binnen kürzester Zeit wieder neuen Mut fassen. Zumal nach dem vogelwilden 3:5 gegen die Schweiz auch dem letzten Beobachter klar geworden sein dürfte, dass die mit Lukas Podolski und Per Mertesacker verstärkte Dortmunder Boyband die Bayern beim DFB eben nicht ersetzen kann.

Blöd nur, dass Löws Plan ausgerechnet bei Bastian Schweinsteiger nicht aufzugehen scheint. Denn Schweinsteiger, in der Nationalelf wie bei Bayern der Spieler, auf den die ganze Mannschaft hören soll, ist malad. An seinem verschossenen Elfmeter im Champions-League-Finale knabbert er sowieso noch. Doch auch sein Körper bereitet ihm derzeit Probleme. Schweinsteiger, das tragische Symbol des traumatischen Champions-League-Dramas des FC Bayern, ist verletzt, laboriert an einem Bluterguss an der Wade. „Die Verletzung stammt aus dem Champions-League-Finale und Bastian hat damit 115 Minuten gespielt. Das macht die Sache schwieriger als wir gedacht haben. Wir wollen das Risiko absolut minimieren. Wir gucken von Tag zu Tag. Heute macht er nur eine Laufeinheit”, sagte Löw am Dienstag bei seiner Abschluss-Pressekonferenz des Trainingslagers in Tourrettes.

Wie wichtig das gemeinsame Training mit den Kollegen für Schweinsteigers Geist wäre, offenbarte der Mittelfeldspieler erst am Wochenende nach seiner Ankunft im DFB-Quartier. „Du versuchst zwar, den Kopf frei zu kriegen, aber du denkst trotzdem immer an dieses Spiel”, sagte Schweinsteiger der „Bild”: „Es ist nicht leicht, aber wenn man sich neue Aufgaben sucht, geht es einfacher. Die EM ist ein Neuanfang.”

Doch vor dem Neuanfang muss er nun erst mal fit werden. Statt Kraft zu tanken im Kreise der Kollegen, statt Spielformen einzuüben und auch so auf andere Gedanken zu kommen, muss Schweinsteiger bis auf Weiteres alleine trainieren, nur begleitet von Fitnesstrainer Darcy Norman. Sein Einsatz beim Test gegen Israel am Donnerstag in Leipzig (20.30 Uhr, ARD live) ist mehr als fraglich, entscheidet sich spontan. „Wir müssen sehen, wie er den Schmerz, der immer noch da ist, erträgt”, sagte der Bundestrainer. Und weiter: „Wenn ärztliche Einwände da sind, werde ich den Teufel tun und den Spieler aufstellen”.

Löw verweigerte am Dienstag weitgehend jede Äußerung zu Schweinsteigers psychischer Verfassung, stellte nur fest: „Das Finale der Champions League interessiert mich nicht mehr. Vielleicht brauchen sie noch ein bisschen Zuspruch für den Kopf, dann werden vor allem Lahm und Schweinsteiger ihre Rolle als Führungsspieler wieder übernehmen.”

Doch was für den fitten Lahm gelten und auch schon funktionieren mag, ist beim angeschlagenen Schweinsteiger derzeit schwierig umzusetzen. Und Löw dürfte wohl so gut wie kein anderer wissen, dass er zumindest im Moment ein Schweinsteiger-Problem hat. Inseinem angedachten Spielsystem mit drei zentralen Mittelfeldspielern, die ständig zwischen Defensive und Offensive rochieren sollen, ist Schweinsteiger als einzige Konstante fest eingeplant. Je nach der Spielart des Gegners und Spielverlauf würde Löw dann entscheiden, welche zwei Spieler neben Schweinsteiger aufliefen, ob die etwas defensiveren Toni Kroos, Sami Khedira, Ilkay Gündogan und Lars Bender oder die freigeistigeren Mesut Özil und Mario Götze. Doch damit Löws Plan aufgeht, muss Schweinsteiger gesund sein. Körperlich und mental. 

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