Löw: Mit "großer Spannung" zur WM-Auslosung
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat das Länderspieljahr 2013 mit einem 1:0-Sieg im Klassiker gegen England in Wembley abgeschlossen. Bundestrainer Joachim Löw ist mit seinen Gedanken aber schon in Brasilien.
London - Joachim Löw kann es kaum noch erwarten. Schon etwas nervös blickte der Bundestrainer nach dem erfolgreichen Abschluss des Länderspieljahres in Richtung Costa do Sauípe, wo am 6. Dezember die Auslosung der WM-Gruppen stattfindet. "Ich fahre mit großer Spannung dahin, mit großer Neugier. Das ist der Moment, wo es so richtig losgeht. Wenn man da reinläuft, das ist nervenaufreibend", sagte Löw nach dem 1:0 (1:0) im Klassiker gegen England im Wembley-Stadion.
Die Gedanken des 53-Jährigen kreisen längst um die Weltmeisterschaft in Brasilien, für die die deutsche Fußball-Nationalmannschaft als einer der großen Favoriten gehandelt wird. "In Gesprächen sind wir die Gruppen schon einmal durchgegangen. Danach ist man froh, wenn man endlich weiß, gegen wen wir spielen und wo wir spielen. Dann nimmt das eine wahre Gestalt an, dann wird das alles konkreter", machte Löw seine Vorfreude auf die Zeremonie im Badeort am Atlantik schon einmal deutlich.
Der DFB-Coach wird eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) anführen, die am 3. Dezember nach Brasilien reisen wird. Unmittelbar im Anschluss an die Auslosung (17.00 Uhr MEZ) soll endlich auch die seit Monaten andauernde Suche nach einem geeigneten WM-Quartier abgeschlossen werden. Zur Auswahl stehen noch eine Hotelanlage in Salvador und eine Unterkunft in Sao Paolo. Die Entscheidung hängt nun davon ab, in welche Gruppe Deutschland gelost wird.
Auch wenn es für die DFB-Auswahl eine Hammer-Vorrundengruppe werden könnte, in der Gegner wie Erzrivale Niederlande, Angstgegner Italien, Frankreich, Portugal oder auch England drohen – Löw ist dieser Umstand offenbar egal: "Wir nehmen es wie es kommt. Wir haben keine Wunschgegner. Wenn Deutschland in ein Turnier geht, will man immer den maximalen Erfolg." Der Bundestrainer betont zwar immer wieder, dass es für den ersten großen Titel seit 1996 "keine Garantie" gibt ("Sieben oder acht Nationen haben zu Recht die gleichen Ambitionen").
Aber von seiner Mannschaft ist er nicht erst seit dem erneuten Prestige-Erfolg in Wembley – dem sechsten in Folge im englischen "Wohnzimmer" – überzeugt. Er gehe mit "einem guten Gefühl" und "zufrieden" ins WM-Jahr. Nur die Verletzungen der Dortmunder Mats Hummels (knöcherner Bandausrisses am rechten Fersenbein) und Marcel Schmelzer (Faserriss in der linken Wade) – beide fallen wochenlang aus – trübten das Bild. "Wenn sich Spieler in Länderspielen verletzen, ist das immer bedauerlich – für den Spieler, die Nationalmannschaft, die Vereine", sagte der 53-Jährige: "Marcel und Mats waren zuletzt gut drauf, dass sie nun ausfallen, ist für sie selbst und Borussia Dortmund natürlich unglücklich."
Dagegen gab Münchens Jerome Boateng (Fersenprobleme) am Mittwoch Entwarnung. Löws Fazit für 2013 fiel dennoch positiv aus. "Wir waren in den entscheidenden Spielen sehr präsent. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht", konstatierte Löw. Man habe auch Rückschläge wie etwa durch die Verletzungen von Bastian Schweinsteiger, Ilkay Gündogan oder Sami Khedira "ganz gut kompensieren können. Allerdings ist klar, dass wir diese Spieler im nächsten Jahr in einer Topform brauchen, auch einen Miroslav Klose oder Mario Gomez", verdeutlichte er. Dies war wohl auch eine Erkenntnis aus dem Klassiker gegen enttäuschende Three Lions. Zwar war es für Löw "eine besondere Freude, dass wir hier gewonnen haben, in diesem ehrwürdigen Stadion". Diese "junge und auf acht Positionen veränderte Mannschaft" habe das "sehr gut gemacht"
. Doch vor 85. 934 Zuschauern dürfte ihm bei aller Wertschätzung für sein Team nicht entgangen sein, dass der zweite Anzug noch nicht ganz so passt. Lars und Sven Bender auf der Doppelsechs, ein Max Kruse im Angriff, ein Heiko Westermann als Verteidiger oder selbst ein Mario Götze sind derzeit kein gleichwertiger Ersatz für Schweinsteiger, Klose und Co. Dass er in Wembley, wo Torwart Roman Weidenfeller mangels Beschäftigung ein unspektakuläres DFB-Debüt feierte, einige Male wild gestikulierend an der Seitenlinie stand, habe aber alleine damit zu tun gehabt, "dass wir die Chancen liegen gelassen und kein zweites Tor erzielt haben. Über viele andere Dinge habe ich mich Freude, deshalb bin ich absolut zufrieden", sagte Löw.
Gefreut hat er sich besonders über den entscheidenden Treffer ausgerechnet von England-Legionär Per Mertesacker (39.), der nicht nur Kapitän, sondern auch Kopf der deutschen Elf war. "Per organisiert die Mannschaft und die Abwehr. Er steht immer am richtigen Platz", lobte Löw den 29-Jährigen vom FC Arsenal. Es war bezeichnend, dass ein Abwehrspieler traf. "Beim Spiel im letzten Drittel fehlt uns die Cleverness, die Entschlossenheit. Daran müssen wir arbeiten", monierte der Bundestrainer. Auch Teammanager Oliver Bierhoff lobte den "tollen Teamgeist. Wir sind auf einem guten Weg". Solche Spiele wie gegen England oder zuletzt in Italien (1:1) "lassen die Spieler wachsen und geben Kraft und Selbstvertrauen für das WM-Jahr". Und dem blicken alle mit Spannung entgegen.