Löw: Mächtig wie nie

Bundestrainer Joachim Löw hat sich beim DFB eine erstaunliche Unabhängigkeit erarbeitet. Bei Entscheidungen lässt er sich von niemandem reinreden: „Die Bedingungen stelle ich.“
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Bundestrainer Joachim Löw lässt sich nicht reinreden in seine Entsc heidungen. Von niemandem.
dpa Bundestrainer Joachim Löw lässt sich nicht reinreden in seine Entsc heidungen. Von niemandem.

Bundestrainer Joachim Löw hat sich beim DFB eine erstaunliche Unabhängigkeit erarbeitet. Bei Entscheidungen lässt er sich von niemandem reinreden: „Die Bedingungen stelle ich.“

BRÜSSEL Ein Titelgewinn fehlt ihm noch, trotzdem präsentiert sich Joachim Löw beim Neuanfang in der EM-Qualifikation so stark wie nie. Der Bundestrainer hat sich durch den Spaß-Fußball seiner Kicker bei der WM in eine Position katapultiert, aus der heraus er noch konsequenter seine Ziele und Visionen verfolgen kann – Löw ist mächtig wie nie.

Das bekommt nicht nur der geschwächte Kapitän Michael Ballack zu spüren, den Löw zwar vor dem Länderspiel gegen Belgien am Freitag (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen), zwar bis auf weiteres wieder zum Kapitän ernannte, aber für das Spiel nicht mal nominierte. „Die Spieler können vielleicht Wünsche äußern, aber keine Bedingungen stellen. Die Bedingungen stelle ich als Trainer“, sagte Löw.

 Der Bundes-Jogi gibt die Marschroute vor: auf dem Platz und darüber hinaus. Ob bei seiner Vertragsverlängerung, der Kapitäns-Frage oder dem erstrittenen Festhalten an dem in der EM- und Olympia-Qualifikation gescheiterten U21-Auswahltrainer Rainer Adrion – überall diktierte der mächtige Bundestrainer die Abläufe und Resultate.

Löw lässt sich dabei nicht treiben, weder von Funktionären noch von Spielern – und schon gar nicht von der Öffentlichkeit. Die über Wochen „sehr emotional diskutierte Kapitänsfrage“ ließ er solange unbeantwortet, wie es in seinen Plan passte. „Ich habe mir die Zeit genommen“, erklärte er an dem Tag, als er den Schleier lüftete.

Nach der WM und seiner Verlängerung als Bundestrainer beim Deutschen Fußball-Bund bis 2012 tauchte Löw ab, um „etwas Abstand“ zu finden: „Ich habe den Anker geworfen. Ich hatte auch Schwierigkeiten, die WM emotional zu verarbeiten. Ich wollte mir in allen Dingen in aller Ruhe Gedanken machen“, begründete der Bundestrainer. Löws Masterplan hat nach Platz zwei bei der EM 2008 und Bronze in Südafrika nur ein Ziel – er will den Titel. Aber bis zur nächsten Chance 2012 in Polen und der Ukraine ist es ein langer Weg. Das Rampenlicht der WM, das auch Löw genoss und ihn endgültig zum Trainer-Star gemacht hat, ist erloschen. Nach Glanzvorstellungen wie gegen England und Argentinien muss sich nun auch Löw wieder gegen kleine Gegner wie Aserbaidschan oder Kasachstan behaupten. „Es ist wichtig, die Konzentration wieder auf den Alltag zu richten“, sagt er.   „Eine Qualifikation ist etwas ganz anderes als ein Turnier“, ergänzte er, „bei einem Turnier ist eine Mannschaft einige Wochen zusammen und hat einige Spiele in Serie. Eine Qualifikation ist dagegen ein Marathon.“  

 Auch deswegen lässt er sich beim 98-maligen Nationalspieler Ballack alle Optionen offen, ebenso handelt er beim „Luxus-Thema“ Torhüter. Hinter Manuel Neuer ernannte er René Adler und Tim Wiese zur „gemeinsamen Nummer 2“ auf dem Weg zur EM: „Wir wollen uns da nicht auf eine absolute Reihenfolge festlegen“, so Löw. Es könne sich ja immer mal einer verletzten. „In der Qualifikation braucht man einen größeren Kader, weil sich Spieler in den Vereinen auch mal verletzen“, so Löw, der auch bei dieser Entscheidung stets die Fäden in der Hand hält.

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