Löw: «Kapitän und Torwart klar»

Eppan (dpa) - Erst Michael Ballack, nun auch die mögliche Alternative Christian Träsch: Bundestrainer Joachim Löw wird in der Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft vom Verletzungspech geplagt.
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Joachim Löw gibt nach dem Testspiel Anweisungen.
dpa Joachim Löw gibt nach dem Testspiel Anweisungen.

Eppan (dpa) - Erst Michael Ballack, nun auch die mögliche Alternative Christian Träsch: Bundestrainer Joachim Löw wird in der Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft vom Verletzungspech geplagt.

Nach Kapitän Ballack fällt möglicherweise auch Träsch für Südafrika aus. Der Stuttgarter hatte sich beim 4:0 im Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen den FC Südtirol eine Fußverletzung zugezogen, die sich als Kapselverletzung im oberen Sprunggelenk entpuppt hat. Trotz einer ersten Meldung vom WM-Aus durch den DFB, hofft Löw weiter auf eine schnelle Genesung des Mittelfeldspielers. Der Bundestrainer ließ übermitteln, dass eine Entscheidung erst in den nächsten Tagen fallen solle.

Dafür ist die brisante Kapitäns- und Torwartfrage geklärt - doch Löw will die Namen erst in einigen Tagen verraten. Die Suche nach dem restlichen Stammpersonal spitzt sich dagegen zu. Noch bevor die sieben Spieler des FC Bayern nach dem verlorenen Champions-League-Finale im Trainingscamp der deutschen Nationalmannschaft in Südtirol in die WM-Vorbereitung einsteigen, setzte Löw in der idyllisch gelegenen Sportzone Rungg von Eppan am Pfingstmontag den ersten Wettkampf-Test über zweimal 30 Minuten gegen den Drittligisten FC Südtirol an. Das DFB-Team gewann nach Toren von Piotr Trochowski (36.), Mesut Özil (47.), Cacau (55.) sowie einem Eigentor von Walter Zullo (58.) und verlor Träsch.

Die Trainingsarbeit seiner 19 verfügbaren WM-Kandidaten lobte der Bundestrainer zu Pfingsten fast überschwänglich: «Alle Spieler arbeiten unglaublich hart, sind wahnsinnig ehrgeizig, sind permanent aufmerksam. Jeder einzelne investiert mehr als hundert Prozent.» Von Bayern- und DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt kam zudem ein beruhigendes Signal: Alle Münchner WM-Kandidaten «sind kerngesund», berichtete Manager Oliver Bierhoff.

Bereits vor dem Trainingsspiel gegen die italienischen Profis hatte sich Löw intern auf den WM-Kapitän und seine Nummer 1 festgelegt - ohne die Namen zu verraten. Vieles deutet darauf hin, dass der Münchner Philipp Lahm beim WM-Turnier in Südafrika die Kapitänsbinde des verletzten Michael Ballack übernehmen darf und der Schalker Turnier-Neuling Manuel Neuer im Tor stehen wird. «Wir sind in unserer Entscheidungsfindung soweit klar. Aber ich werde es erst bekanntgeben, wenn alle hier vor Ort sind», sagte Löw. «Es ist meine Pflicht, erst mit den Spielern zu sprechen, die es betrifft.»

Den sieben Bayern in seinem vorläufigen 26-Mann-Aufgebot spendiert der Chefcoach noch ein oder zwei zusätzliche Tage zu Hause, damit sie die Köpfe nach einer langen Saison und der Enttäuschung von Madrid frei bekommen. Auch an den ersten Tagen in Südtirol will Löw die Belastung bei Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Holger Badstuber dosieren. «Man muss vorsichtig sein. Wir möchten, dass diese Spieler die nächsten fünf, sechs, sieben Wochen Topleistungen abrufen können. Da dürfen wir jetzt keine Fehler machen.»

Dagegen sollen Miroslav Klose, mit dem Löw schon telefonisch die wichtigsten Dinge besprochen hat, und Mario Gomez «vom ersten Moment an integriert und belastet» werden: «Sie hatten im letzten halben Jahr wenig Einsatzzeiten.» Der designierte Kapitän Lahm und der nach dem bitteren Ballack-Aus zum neuen Mittelfeldchef aufgestiegene Schweinsteiger könnten sogar beim nächsten Länderspiel am Samstag gegen Ungarn ganz oder zumindest teilweise geschont werden, deutete Löw an. Der 50-Jährige verriet zudem, dass der WM-Torwart beide Tests in Budapest und gegen Bosnien-Herzegowina bestreiten wird.

Während der verletzte Kapitän Ballack in der ZDF-Show «Wetten dass?» auf Mallorca nochmals über seinen WM-Frust sprechen musste («Auf ein Wunder hoffe ich nicht mehr. Die WM ist passé»), arbeitete der Bundestrainer in Südtirol weiter an der Stärkung seines Personals. Löw scheuchte die Spieler nicht nur über den Rasen, sondern auch auf Mountainbikes durch die Weinberge. Danach mussten im Hotel zum Beine-Kühlen 150 Kilogramm Eiswürfel aufgetrieben werden. «Ich konnte noch locker mithalten», berichtete Hobby-Biker Löw von der Tour. Am Pfingstmontag wurde das Fitness-Training im Kraftzelt neben dem Übungsplatz von lauter Musik begleitet.

Das Anforderungs-Profil an den neuen «Capitano» hatte Löw deutlich umrissen: «Integrativ» und «kommunikativ» müsse er sein und dürfe «nicht nur auf sich selbst» schauen, sondern «ein offenes Ohr für die Probleme anderer» haben. Zudem müsse er «viele repräsentative Aufgaben» erfüllen. Philipp Lahm scheint der Geeignetste zu sein, die Rolle übernahm er bereits aus der Ferne: «Ziel ist, weit zu kommen - das Halbfinale ist das große Ziel», formulierte der 26-Jährige.

Als nächstes muss Löw bis zum 1. Juni die «schwierige Entscheidung» treffen, welche drei der 26 WM-Kandidaten er nicht mit nach Südafrika nimmt. Aktuell hat er zumindest öffentlich «niemanden im Kopf». Nach dem Länderspiel am kommenden Samstag in Ungarn werden auf jeden Fall nochmals alle 26 Spieler nach Südtirol zurückreisen. Der Stuttgarter Innenverteidiger Serdar Tasci gehört nicht zu den Streich-Kandidaten: Man könne davon ausgehen, «dass er in den endgültigen Kader gehört», verriet der Bundestrainer.

Besonders angetan ist Löw von Lukas Podolski, der sich in den WM- Vorbereitungstagen wieder als «Deutschland-Poldi» präsentiert. «Er wird explodieren bei der WM», sagte der Bundestrainer voller Überzeugung. Löw bescheinigte dem Kölner eine körperliche Top- Verfassung und darüber hinaus eine «unglaubliche Dynamik».

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