Löw gegen Zwanziger: DFB-Präsident lenkt ein

Nach dem Hauen und Stechen der vergangenen Tage hat Theo Zwanziger im Streit mit Bundestrainer Joachim Löw eingelenkt.
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Einigen sie sich doch noch? Bundestrainer Joachim Löw (r), DFB-Präsident  Theo Zwanziger und Manager Oliver Bierhoff (l.)
dpa Einigen sie sich doch noch? Bundestrainer Joachim Löw (r), DFB-Präsident Theo Zwanziger und Manager Oliver Bierhoff (l.)

WARSCHAU - Nach dem Hauen und Stechen der vergangenen Tage hat Theo Zwanziger im Streit mit Bundestrainer Joachim Löw eingelenkt.

„Ich will ihn behalten. Wenn wir die WM erfolgreich spielen, werde ich mit Löw sprechen. Und wenn wir sie nicht so erfolgreich spielen, dann auch. Er wird immer mein erster Ansprechpartner sein“, sagte der DFB-Präsident der Süddeutschen Zeitung (Samstagausgabe).

Kein klares Bekenntnis gab der 64-Jährige dagegen zu Oliver Bierhoff ab. Der umstrittene Teammanager wurde stattdessen von Zwanziger und auch von Fußball-Kaiser und DFB-Präsidiumsmitglied Franz Beckenbauer für seinen Verhandlungsstil scharf attackiert. „Es war absolut richtig, die Forderungen von Bierhoff nicht zu akzeptieren. Auch in Zukunft darf nur das DFB-Präsidium über den Bundestrainer entscheiden und nicht ein Nationalelf-Manager. Ein Vetorecht war nicht akzeptabel. Meine Meinung: Der Übernahme-Versuch ist gescheitert“, sagte Beckenbauer der Bild-Zeitung.

Zwanziger hatte am Donnerstag die Vertragsgespräche mit der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft wegen unterschiedlicher Auffassungen überraschend abgebrochen und auf die Zeit nach der WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) vertagt. Beckenbauer hofft allerdings, dass darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. `Ich habe immer noch die leise Hoffnung, dass es vorher eine Einigung gibt. Die kann jedoch nur zustande kommen, wenn sich die Löw/Bierhoff-Seite bewegt. Der DFB kann nicht auf wichtige Rechte verzichten. Er vertritt nicht nur die Nationalelf, sondern ist auch mehr als sechs Millionen Mitgliedern verpflichtet", sagte der 64-Jährige.

„Einen Handschlag-Vertrag hat es nicht gegeben.“

Sollten die beiden Parteien keinen gemeinsamen Kurs mehr finden und sollte Löw nach der WM aufhören, wäre das für den ehemaligen DFB-Teamchef aber kein großes Problem: „Keiner ist unentbehrlich. Es gibt auch noch andere, die es können. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht die Forderungen. Bundestrainer ist doch ein Traumjob, der ordentlich bezahlt wird.“ Löw selbst hatte am Freitag mit einer öffentlichen Erklärung für weiteren Zündstoff gesorgt. „Von unserer Seite wurde ein verhandelbarer Vorschlag vorgelegt, uns dagegen wurde ein nicht-verhandelbares Angebot zugestellt“, über das in 48 hätte entschieden werden müssen, so der Bundestrainer. Zudem bestritt der 50-Jährige, dass es bereits eine Einigung zwischem ihm und Zwanziger gegeben habe, wie es der Präsident im Dezember verkündet hatte. „Einen Handschlag-Vertrag hat es nicht gegeben.“

Zwanziger sieht das anders: „Es war ein Vieraugengespräch, wir waren uns einig und haben uns anschließend die Hand gegeben.“ Diese offensichtliche Fehlinterpretation des DFB-Bosses hat nicht nur bei Löw anscheinend zu Irritiationen geführt. Dennoch sieht Zwanziger das Verhältnis zu seinem leitenden Angestellten nicht belastet. „Ich sehe das nicht als Vertrauensbruch. Wir sind Freunde, wir sind keine Feinde. Wir arbeiten an einem gemeinsamen Projekt“, erklärte der frühere Schatzmeister, der im Vorfeld der Gruppenauslosung für die EM-Qualifikation am Sonntag in Warschau (12.00 Uhr/live in der ARD und Eurosport) das Gespräch suchen wird. Entgegen erster Planungen flog die deutsche Delegation mit Zwanziger, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, Bierhoff und Löw nach SID-Informationen am Samstag gemeinsam in die polnische Hauptstadt.

Die WM-Vorbereitungen sollen nicht belastet werden

„Aktuell ist die Atmosphäre sicherlich nicht optimal“, sagte Niersbach dem SID und forderte alle Beteiligten auf, „in Ruhe und sachlich mit der Situation umzugehen“. Zwanziger geht davon aus, dass der aktuelle Zoff die Nationalmannschaft bei ihrer WM-Vorbereitung nicht belasten wird: „Es ist nicht die Schicksalsfrage der Nation, ob ein Bundestrainer mit einem auslaufenden oder laufenden Vertrag ins Turnier geht.“ Löw sagte: „Für mich stehen Teamwork, Loyalität und Respekt an erster Stelle. In diesem Sinne werden wir uns in den nächsten Wochen intensiv auf die WM in Südafrika vorbereiten.“ In Warschau kommt es zunächst aber zu einer grotesken Situation. Denn nach der Zeremonie im altehrwürdigen Kulturpalast müssen sich Löw und Bierhoff zu den Gruppengegnern äußern, obwohl sie vielleicht ab Juli gar nicht mehr in der Verantwortung stehen.

Das gilt wohl insbesondere für Bierhoff, den Zwanziger für die gescheiterten Vertragsgespräche verantwortlich macht. Es habe beim ersten Gespräch mit Löw Mitte Dezember keine Anzeichen für gravierende Unterschiede gegeben, `die gab es erst, als Oliver Bierhoff in einem Gespräch Mitte Januar neue Fakten geschaffen hat, indem er uns Entwürfe für völlig neue Verträge präsentiert hat. Wir wollten verlängern – doch wir wollten keinen neuen Vertrag machen." Zwanziger verwies auf unannehmbare finanzielle Erwartungen und auf Bierhoffs Wunsch nach einer stärkeren Manager-Stellung: `Das war nicht machbar. Ich hätte dann drei oder vier Anträge auf Satzungsänderung beim nächsten Bundestag stellen müssen. Diese offensive Ausdehnung der Kompetenzen wäre mit den Grundsätzen des DFB nicht vereinbar gewesen. Eine Nationalmannschafts-GmbH mit dem DFB als Aufsichtsrat – das geht nicht."

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