Löw & Co. in der Velmore-Festung

Das DFB-Team wird in Pretoria bestens abschirmt. Am Dienstag durfte der AZ-Reporter erstmals ins Mannschaftsquartier. Hier berichtet er vom Leben und Leiden der Nationalspieler.
CENTURION Diese Ruhe. Wirklich, schön ruhig. Und schön nichts los.
Am Dienstagmittag hat der DFB zum ersten Mal ins Mannschaftsquartier „Velmore Grande" geladen, auf 1600 Metern Höhe gelegen, im Niemandsland zwischen Johannesburg und Pretoria. Die M25, eine Schlaglochpiste, führt zu dem Anwesen im Vorort Erasmia, der außer ein paar Tankstellen und Minimärkten nur eines zu bieten hat: Abgeschiedenheit. Außer ein paar Lastern auf dem Weg ins Industriegebiet verirrt sich hier keiner.
Natürlich haben die Hotelbetreiber ein paar deutsche Flaggen aufgehängt, die durch das schmiedeeiserne Einfahrttor zu sehen sind. Den Reporter deutet die Security an dieser Stelle: Sie müssen leider draußen bleiben. Besuchszeit auf dem acht Hektar großen Gelände? Das war mal. Vor Monaten, als die Reporter eine Führung durchs Areal bekamen.
Nun während der WM haben sie ihren eigenen Eingang, in einem Anbau finden die Pressekonferenzen und Interviews statt. Damit den Reportern bei langen Wartezeiten nicht zu öde wird, hat man vier Tore, groß wie beim Eishockey, aufgestellt. Ein paar Jabulanis, die offiziellen Spielgeräte, liegen auf dem staubigen Schotterplatz rum. Vielleicht hilft's beim Frustabbau.
Etwa, wenn die Internetverbindung mal wieder unterbrochen wurde oder sich erst gar nicht aufgebaut hat. Für die Journalisten konnte im (so genannten) Medienzentrum keine Online-Zugänge eingerichtet werden, es wurde die Anschaffung einer UMTS-Karte empfohlen.
Und die Spieler? Sie können online gehen, freilich auch die DFB-Mitarbeiter, dafür sorgt die Deutsche Telekom. Ein Konferenzraum wurde mit dem Tele-Presence-System ausgestattet und sorgt laut Mitteilung „für eine zuverlässige, leistungsstarke Anbindung an die TelePresence-Plattform in Deutschland".
Nur eins funktioniert nicht. Dabei war die Idee so schön und kostensparend. Jedem der 23 Spieler des WM-Kaders wurde ein Handy eines Sponsors in die Hand gedrückt – mit südafrikanischer Sim-Karte und Nummer. Damit sich niemand verletzt, wurden auch sämtliche Nummern bereits auf die Handys gespielt. Und dann das: „Wenn wir uns untereinander anrufen wollen, funktioniert das nicht", sagte Abwehrspieler Arne Friedrich, „meine Freundin in Berlin konnte ich anrufen, das war wunderbar." Per Mertesacker hatte die Lösung, die Old-School-Variante: „Ich rufe einfach von Zimmer zu Zimmer an, das ist einfacher und billiger." Ein Problem bleibt, wieder Mertesacker: „Meine Eltern sind etwas perplex, die können das nicht ganz nachvollziehen, dass ich jetzt plötzlich eine andere Nummer habe." Ach, als Nationalspieler hat mans’s schon schwer.
Gut abgeschirmt sind also Bundestrainer Löw und seine Spieler, in allen Bereichen. Sicherheit hat Priorität eins. Der Airbus wurde nach der Landung in Johannesburg von Militär umstellt, Soldaten und Polizisten sichern den Mannschaftsbus auf dem Weg zum Training und am Stadion. Einzelaktionen sind nur auf dem Spielfeld gefragt, keinesfalls auf der Schlaglochpiste in Erasmia. Alles läuft immer nur nach Absprache: Damit die Spieler immer von Bodyguards begleitet und bewacht werden können.
Patrik Strasser