Liebling Löw

Der Bundestrainer zählt zu den beliebtesten und bei Sponsoren begehrtesten Deutschen – und auch DFB-Boss Zwanziger vertraut ihm: „Von ihm brauche ich gar keinen schriftlichen Vertrag.“
von  Abendzeitung
Hat gut lachen im Moment: Bundestrainer Joachim Löw.
Hat gut lachen im Moment: Bundestrainer Joachim Löw. © dpa

Der Bundestrainer zählt zu den beliebtesten und bei Sponsoren begehrtesten Deutschen – und auch DFB-Boss Zwanziger vertraut ihm: „Von ihm brauche ich gar keinen schriftlichen Vertrag.“

HAMBURG Joachim Löw klebt. Überlebensgroß. Am Jungfernstieg in Hamburg hängt der Bundestrainer an den Schaufestern eines Kosmetikladens und wirbt lächelnd für Körperpflege. Joachim Löw kann aber auch anders. Er kann rumhängen. In der Hängematte lümmeln oder ins Meer springen – ein Touristikunternehmen bezahlt für seinen Namen und sein Lächeln.

Jogis Welt, die Werbewelt. Ein Nebenprodukt seines Schaffens. Kassieren kann er nur, weil er was kann: Trainieren und aufstellen. Er hat die deutsche Nationalelf zur WM 2010 geführt mit einem souveränen, fast schon hängematten-lässigen Ritt durch die Qualifikationsgruppe 4 – das 1:0 am Samstag in Russland war die Krönung.

Er ist der Bundes-Jogi, Liebling Löw. In Umfragen wurde er zu einem der beliebtesten Deutschen gekürt. „Ich schätze das richtig ein“, sagte der 49-Jährige, „nach zwei, drei Jahren als Nationaltrainer ist man populär, aber man sieht sich bei Misserfolg auch vielen Kritikern gegenüber.“

Misserfolg hat Löw aber kaum gehabt seit er im Juli 2006 die Nachfolge von Jürgen Klinsmann angetreten hat: Erst machte er im Herbst 2007 drei Spiele vor Ende der Runde das Ticket für die EM 2008 klar, vor Ort in Österreich/Schweiz erreichte seine Elf dann das Finale. Nun die souveräne WM-Qualifikation.

Arsène Wenger, der Arsenal-Coach vertritt die Ansicht, jedes Team sei „das Spiegelbild der Persönlichkeit des Trainers“. Die DFB-Elf spielt Löw-Fußball. Intelligent, redlich, kämpferisch, manchmal bestimmend, stets respektvoll. Kurz: Mit charmanter Effizienz. So ist Löw. Er lässt keinen hässlichen Erfolgsfußball spielen wie in den 80er Jahren ein Jupp Derwall oder selbst ein Franz Beckenbauer. Er zieht aber auch keine Sturm-und-Drang-Show ab wie meist Klinsmann. Löw und sein Team bleiben lässig.

Auch in diesen Tagen, da seine Vertragsverlängerung bis 2012 ansteht. Löw weiß nun um seinen Wert, ein angebliches Angebot wie eben reingeflattert vom türkischen Verband kommt da gerade recht. Eine Gehaltserhöhung ist anzunehmen, der DFB wird sich das leisten können. Die Absichtserklärungen sprechen eine deutliche Sprache.

„Ich habe bereits vor dem Russland-Spiel erklärt, dass eine Vertragsverlängerung auch im Falle eine Misserfolges unser Wunsch war. Durch den Sieg in Moskau ist die Situation aber glücklicherweise optimal", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger in Hamburg, „jetzt haben wir alle Zeit der Welt, denn es herrscht ein großes Vertrauensverhältnis zwischen dem Bundestrainer und mir. Joachim Löw gehört zu den wenigen Menschen, von denen ich sagen würde, dass ich von ihm gar keinen schriftlichen Vertrag brauche. Aber wir werden einen machen."

Nach der Qualifikation für die EM 2008 war der Löw-Vertrag noch innerhalb von 13 Tagen im Schnellverfahren verlängert worden – nun kann man im November mit einer Einigung rechnen.

Verhandeln muss Zwanziger mit Roland Eitel, Löws Berater. Dem Mann, der wohl ein Gespür dafür hat, den beliebtesten Deutschen unter Vertrag zu nehmen. Einst war es Klinsmann, nun ist es Löw. „Jetzt haben wir auch noch den Jauch überholt", sagt Eitel und lacht. Verlängert Löw bis 2012, kann Eitel sich wohl auch in die Hängematte legen.

Patrick Strasser

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