Leverkusen geht gegen ManU unter
Leverkusen Historisches Debakel statt großer Party: Bayer Leverkusen hat seine glänzende Ausgangsposition in der Champions League durch einen erschütternden Auftritt verspielt und das Weiterkommen nach einer 0:5 (0:2)-Lehrstunde gegen Manchester United nicht mehr in der eigenen Hand. Der Bundesliga-Zweite rutschte durch die höchste Heimpleite seiner Champions-League-Geschichte auf den dritten Platz ab und braucht zum Abschluss der Gruppenphase einen Sieg bei Real Sociedad San Sebastian sowie Schützenhilfe der nun vorzeitig qualifizierten Briten gegen Schachtjor Donezk.
Sollte Manchester am 10. Dezember gegen die Ukrainer gewinnen, würde Leverkusen ein Unentschieden im Baskenland genügen, um das zweite Vorrunden-Aus bei der achten Königsklassen-Teilnahme und den Abstieg in die Europa League abzuwenden.
Bayer verpasste gegen die stark ersatzgeschwächten Red Devils neben dem vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale auch die große Chance, sich angesichts der ersten Live-Übertragung im deutschen Free-TV in dieser Saison bundesweit als Spitzenteam zu präsentieren. Trotz großer Ankündigungen im Vorfeld und zuletzt zehn Heimsiegen in der Gruppenphase agierten die in der Liga zum "Bayern-Jäger Nummer eins" aufgestiegenen Rheinländer noch ängstlicher als beim 2:4 im Hinspiel und erhielten prompt die Quittung.
Antonio Valencia (22.) hatte die in der Premier League nur auf Rang sechs liegenden Engländer in Führung gebracht, acht Minuten später unterlief Abwehrchef Emir Spahic ein Eigentor, nach dem 0:3 durch Jonny Evans (65.) trafen noch Chris Smalling (77.) und Nani (88.). Wayne Rooney bereitete drei der fünf Tore vor. Der zweimalige Champions-League-Sieger aus Manchester überstand damit bei seiner 18. Teilnahme in Folge zum 17. Mal die Vorrunde.
Bayer musste zwar Sidney Sam (Muskelfaserriss) ersetzen, den Überflieger der aktuellen Saison. Doch Manchester traf es eigentlich ungleich härter: Michael Carrick, Marouane Fellaini, Kapitän Nemanja Vidic und Torjäger Robin van Persie fehlten – gleich vier absolute Stützen des Teams. So erhielt der Ex-Dortmunder Shinji Kagawa wie im Hinspiel eine seiner wenigen Bewährungschancen, die er diesmal eindrucksvoll nutzte. Zudem kam Ryan Giggs, Assistenz-Trainer und nach offizieller Wahl Manchesters "bester Spieler aller Zeiten", zwei Tage vor seinem 40. Geburtstag zum 138. Champions-League-Einsatz.
Trotz des personellen Aderlasses hatte der englische Rekordmeister die Partie jederzeit fest im Griff. Bayer legte den übergroßen Respekt nie komplett ab, kam nicht richtig in die Zweikämpfe und ließ im Spiel nach vorne jeden Mumm und jede Kreativität vermissen.
Bitter zudem, dass das 0:1 ausgerechnet Sekunden nach Leverkusens bester Torchance fiel. Stefan Kießling hatte sich zentral in den Strafraum durchgewühlt, seinen Schuss blockte Vidic-Ersatz Evans im letzten Moment zur Ecke. Direkt danach eroberte Kagawa 30 Meter vor dem eigenen Tor den Ball gegen Reinartz, den mustergültigen Konter vollendete Valencia nach einer schönen Hereingabe von Rooney am langen Pfosten. Acht Minuten später verlängerte Spahic einen Freistoß von Rooney unglücklich und unhaltbar für Bayer-Keeper Bernd Leno mit dem Kopf ins eigene Tor.
Nach dem Wechsel agierte der Bundesligist etwas couragierter, aber keineswegs konstruktiver. Manchester tat nur das Nötigste, ohne die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Nach 56 Minuten vergab Nani den dritten Scorerpunkt Rooneys, als er nach dessen schöner Vorlage vorbeizielte. Rooney selbst verzog kurz darauf ebenfalls knapp, ehe Evans nach einer Ecke alle Zweifel beseitigte. Danach wurde es eine Demütigung für Bayer.
In einer schwachen Bayer-Mannschaft verdiente sich der auch nicht fehlerfreie Leno noch die beste Note. Aus einer kompakten Manchester-Elf ragten Rooney, Valencia und Kagawa heraus.