Lehmann – mal wieder!

Der frühere Nationaltorhüter fällt erneut aus der Rolle. In Dortmund rammt der VfB-Star den Borussen Subotic mit dem Ellbogen – und beschwert sich danach, dass dieser sich wehrt.
von  Abendzeitung
Jens Lehmann ist beim Spiel in Dortmund wieder mal ausfällig geworden.
Jens Lehmann ist beim Spiel in Dortmund wieder mal ausfällig geworden. © dpa

Der frühere Nationaltorhüter fällt erneut aus der Rolle. In Dortmund rammt der VfB-Star den Borussen Subotic mit dem Ellbogen – und beschwert sich danach, dass dieser sich wehrt.

DORTMUND Austeilen konnte Jens Lehmann, vor allem verbal, ja schon immer. Aber mit seinen Nehmerfähigkeiten ist es offenbar nicht so weit her. Wutentbrannt und mit dick geschwollener Oberlippe ging der Ex-Nationalkeeper nach dem 1:1 seiner Stuttgarter in Dortmund durch die Katakomben des Westfalenstadions. „Ich hatte Angst, einen Zahn zu verlieren. 22 Jahre habe ich geschafft, ohne dass mir jemand den Kiefer einschlägt. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Lehmann in jede Kamera, an der er auf dem Weg in die Kabine vorbei lief.

Lehmann war sauer. Auf Dortmunds Verteidiger Neven Subotic, der ihm in der 43. Minute den Ellenbogen ins Gesicht gerammt hatte. „Ich weiß nicht, was die in der Kabine immer besprechen. Wenn ich das gewesen wäre, hätte man mich für acht Wochen gesperrt“, schimpfte er.

Das, freilich, kann ihm noch blühen. Denn Subotic’ Attacke war, wie die Fernsehbilder zeigen, ein Angriff Lehmanns vorangegangen. Die Realität war nämlich so: Zunächst stocherte Subotic leicht mit dem Arm, Lehmann drückte ihm seinen Ellenbogen in Wrestling-Manier in den Nacken, daraufhin revanchierte sich Subotic mit einem Ellenbogen-Schwinger ins Gesicht. „Ich habe mich gewehrt und ihn getroffen, aber er muss nicht so spektakulär umfallen, als hätte ich ihn mit 400 Stundenkilometern getroffen“, sagte Subotic.

Doch die Reporter, die Lehmann vorsichtig auf die Fernsehbilder hinwiesen, bekamen auch noch eine Portion von Lehmanns Wut ab. „Wenn Sie das nicht wissen, was Sie in Ihrer Kamera sehen, müssen Sie das nächste Mal ein bisschen besser hingucken“, blaffte Lehmann einen ZDF-Reporter an – und verschwand in der Kabine.

Ganz genau hingucken werden in den kommenden Tagen die Experten vom DFB-Kontrollausschuss. Der kündigte am Sonntag nämlich Ermittlungen gegen Subotic und Lehmann an. Beiden droht eine nachträgliche Sperre. „Weder das Schlagen von Lehmann noch das von Subotic habe ich wahrgenommen, beide Szenen demzufolge auch nicht bewertet. Wenn ich es so gesehen hätte wie nachträglich im Fern-

sehen, hätte ich

beide vom Platz gestellt“, sagte Schiedsrichter Helmut Fleischer aus Hallstadt dem „kicker“.

Einsehen wird Lehmann das wahrscheinlich nicht. Seine Stärke war schließlich immer nur das Austeilen. So wie am ersten Spieltag der Saison, als er sich vor der Wolfsburger Fankurve mit dem Mittelfinger so an der Schläfe kratzte, dass es für die so aussehen musste, als ob Lehmann ihnen den Mittelfinger zeigen würde. „Die haben mich die ganze Zeit provoziert“, sagte Lehmann später.

Letzte Saison hatte Lehmann für Aufsehen gesorgt, als er etwa den Schuh von Hoffenheims Sejad Salihovic auf sein Tor warf, sich mit Bremens Diego einen heftigen Disput im Kabinengang geliefert und seinem Mannschaftskollegen Boulahrouz das Stirnband vom Kopf gerissen hatte. „Das ist sein Stil“, meinte Subotic. Noch pointierter drückte es Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke aus. „Jens ist ein toller Junge, aber die Opferrolle ist bei ihm nicht adäquat.“

Filippo Cataldo

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