Lattek: „Ich bin ein Bauernsohn“

Trainer-Legende Udo Lattek wird 75. Hier erklärt er, warum seine Karriere mit Problemen begann, wie das mit Maradona war– und was er an Louis van Gaal bewundert
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Wenn Bayern feiern, anno 1985: Udo Lattek, damals mit Lothar Matthäus.
dpa Wenn Bayern feiern, anno 1985: Udo Lattek, damals mit Lothar Matthäus.

Trainer-Legende Udo Lattek wird 75. Hier erklärt er, warum seine Karriere mit Problemen begann, wie das mit Maradona war– und was er an Louis van Gaal bewundert

Herr Lattek, am Samstag werden Sie 75 Jahre alt. Wie fällt die Bilanz Ihres beruflichen Lebens aus?

UDO LATTEK: Mehr positiv als negativ, auch wenn nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das vorgestellt hat. Wie zum Beispiel der Tod meines Sohnes, der mich ein bisschen aus der Bahn geworfen hat. Mit dem Verlauf meiner Fußball-Karriere kann ich sehr zufrieden sein. Ich bin aus dem Nichts gekommen, ich bin ein Bauernsohn. Außer dem, was ich kann, habe ich nichts mitgebracht. Ich habe dem Fußball alles zu verdanken.

Anfangs lief allerdings nicht alles rund, oder?

Mit 20 Jahren, als ich zur Sporthochschule kam, habe ich mich mit Hennes Weisweiler überworfen. Die Trainerausbildung habe ich dann mit 30 nachgeholt. Hennes hat 14 Tage versucht, mich zu provozieren, aber ich habe mich nicht provozieren lassen. Später hat er, wenn er morgens keine Lust mehr hatte, zu mir gesagt: „Lattek, machen Sie das mal.“ Dann kam die Prüfung, Helmut Schön war damals Prüfungsleiter. Dann hat er Weisweiler gefragt: „Ich brauche einen Assistenten, wen haben Sie denn da?“ Da hat Hennes gesagt: „Ich habe da noch einen Jungen, der ist zwar Student und kein Fußballer, aber der kann das.“ So bin ich für fünf Jahre zum DFB gekommen.

Wie kam dann der Wechsel zu Bayern zustande?

Franz Beckenbauer kam damals zu mir und fragte, ob ich nicht zum FC Bayern wechseln wolle, weil die Zusammenarbeit mit Branko Zebec keine Zukunft habe. Dann bin nach München geflogen und habe einen Dreijahresvertrag unterschrieben. So begann die ganze Scheiße. Meine Frau hat mir später gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass du Fußballlehrer wirst, hätte ich dich nicht geheiratet.

Bei Bayern erlebten Sie wohl Ihre bitterste Niederlage: im Endspiel des Landesmeister-Cups 1987 gegen Porto.

Das hat mir unheimlich weh getan, der Pott war nur zwei Meter entfernt, wir mussten nur zufassen. Ludwig Kögl hat per Kopf das Führungstor erzielt. Ich habe aber der Mannschaft in der Halbzeit in der Kabine gesagt, dass das Spiel noch nicht entschieden ist. Aber die alten Hasen meinten, sie könnten das Spiel über die Runden schaukeln. Deshalb ist es schiefgegangen. Damals habe ich bei der Pressekonferenz gesagt: „Gut, dass ich nichts mehr damit zu tun habe.“ Da stand schon fest, dass ich bei Bayern aufhöre.

Mit FC Barcelona holten Sie den Europacup der Pokalsieger. Aber es gab Probleme mit Superstar Diego Maradona.

Hintergrund war die Abfahrt zu einem Abschlusstraining. Alle waren da, nur Diego nicht. Ich bin abgefahren, habe ihn stehen lassen. Daraufhin ist Maradona zum Präsidenten und hat ihm erklärt, dass er mit mir nicht zusammenarbeiten könne und er lieber seinen Landsmann Cesar Luis Menotti haben möchte. Aber der war trotzdem nur sechs Monate in Barcelona.

Wie kam es zum Angebot durch den FC Barcelona?

Nach dem Tod meines Sohnes habe ich den Dortmunder Präsidenten Reinhard Rauball gebeten, mich ziehen zu lassen. Ich brauchte eine neue Aufgabe, Barcelona war damals der schwierigste Klub, der mich 24 Stunden am Tag gefordert und dadurch abgelenkt hat. Ich musste zudem eine neue Sprache lernen, habe das in drei Monaten geschafft, brauchte nie einen Dolmetscher.

Und wer wird Meister 2010?

Es werden doch die Bayern schaffen. Ich finde es superstark von Louis van Gaal, wenn er erkennt, dass sein Weg nicht der richtige ist und dann die Meinung der Mannschaft mit einbezieht. Wenn er stur geblieben wäre, wäre er jetzt schon in Holland. Er hat zum richtigen Zeitpunkt die Zeichen der Zeit erkannt.

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