Labaddia-Rede: Brunos Wut-Welle

Nach dem Ausraster des VfB-Coach („Wir sind nicht die Mülleimer! Das Fass ist voll!”) solidarisieren sich seine Trainerkollegen. Und auch Stuttgarts Boss zeigt Verständnis.
von  fil, otr, mpl, tbc

Nach dem Ausraster des VfB-Coach Bruno Labbadia („Wir sind nicht die Mülleimer! Das Fass ist voll!”) solidarisieren sich seine Trainerkollegen. Und auch Stuttgarts Boss zeigt Verständnis.

MÜNCHEN - Immerhin, so viel Rückendeckung hat Bruno Labbadia lange nicht mehr gehabt in Stuttgart. Nach dem denkwürdigen Auftritt des Stuttgarter Trainers nach dem 2:2 gegen Leverkusen haben sich Kollegen und VfB-Funktionäre hinter Labbadia gestellt.

Im Anschluss an das Spiel war Labbadia, der mit Stuttgart noch immer auf Rang 15 liegt und der von den Fans bei der Auswechslung von Raphael Holzhauser ausgepfiffen worden war, der Kragen geplatzt. „Ich kann gewisse Dinge nicht akzeptieren, wenn ein Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird, als hätte er gar keine Ahnung”, schimpfte Labbadia. Und weiter: „Die Trainer in der Bundesliga sind nicht die Mülleimer von allen Menschen! „Das Fass ist absolut voll! Als normaler Bundesliga-Trainer muss man sich heute die Frage stellen, gehe ich einen schweren Weg, wie ihn der VfB Stuttgart gehen muss, gehe ich den mit, oder sage ich: am Arsch geleckt”.

Labbadia griff Stuttgarter Medien und Vereinsführung gleichermaßen an. „Mich wundert's nicht, dass es hier alle paar Monate einen neuen Trainer gibt, wenn man sich so verhält, wie es hier der Fall ist”, sagte er. Doch nachdem sich am Sonntag bereits VfB-Sportdirektor Fredi Bobic hinter Labbadia gestellt hatte, erhielt der Coach nun auch von Klub-Präsident Gerd Mäuser zustimmende Worte. „Ich kann den emotionalen Ausbruch unseres Trainers absolut nachvollziehen und bin inhaltlich und in der Sache völlig bei ihm. Allein die Wortwahl in der letzten Passage hätte ich mir anders gewünscht", ließ Mäuser mitteilen. Zudem sickerte aus Vereinskreisen durch, Labbadia müsse trotz der weiterhin sportlich prekären Lage zumindest bis zum nächsten Ligaspiel beim Hamburger SV nicht um seinen Job fürchten.

Und Labbadias Trainerkollegen erklärten sich ohnehin solidarisch. Brunos Wut macht die Welle. So meldeten sich noch am Sonntag Wolfsburgs Trainer Felix Magath und 1860-Coach Reiner Maurer zu Wort. „Es wird wirklich respektlos mit den Trainern umgegangen”, sagte Magath, mit seinem Klub selbst auch in Schwierigkeiten, dem NDR. Und Maurer sprach bei Sky gar von einer „Hetzjagd”, der die Trainer ausgesetzt seien.

Auch Peter Neururer, der nach einem Herzinfarkt und überstandener Reha auf neue Job-Angebote wartet, kann Labbadia verstehen. „Das hat der Bruno zwar drastisch formuliert, aber durchaus verständlich. Man muss als Trainer nicht alles schlucken, nicht alles hinnehmen”, sagte er der AZ. Und der streitbare Ex-Löwen-Coach Ewald Lienen sagte: „Was immer mehr stört, ist die Direktheit der Respektlosigkeiten. Da steht ein Trainer schnell ganz allein da”. Es könne „1000 Gründe für Misserfolg geben, oft kann ein Trainer nicht mal was dafür. Aber wenn er durch öffentliche Beschimpfungen an den Pranger gestellt werden und sich eine Vereinsführung davon auch noch beeinflussen lässt, dann wird es richtig problematisch.”

Lienen wollte die ganze Angelegenheit sogar bei der am Montag Nachmittag in Frankfurt stattfindenden Trainertagung zum Thema machen. „In solchen Situationen würde ich mir mehr Solidarität unter den Kollegen wünschen. Da liegt das Problem aber in unserer Mentalität. In Spanien gibt es einen weitaus größeren Zusammenhalt unter Trainer-Kollegen”, sagte er. Ebenfalls kritisch sah der frühere Friedensaktivist das Verhalten einzelner Spieler. „Letztes Jahr haben wir schon über die Unverschämtheiten im Buch von Philipp Lahm („Der feine Unterschied”, die Red.) gegen einige Trainer wie Rudi Völler gesprochen. Wenn ein Trainer einen Spieler oder einen Schiedsrichter so angreifen würde, dann bekommt er gleich eine Strafe aufgebrummt.” 

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