Kurz - oder doch noch lang?
KAISERSLAUTERN Wenn der Vorwurf von Stefan Kuntz stimmt, fährt der 1. FC Kaiserslautern in der Trainerfrage das totale Kontrastprogramm zu Hertha BSC. Otto Rehhagel, meinte der Pfälzer Klubchef, ist eine „reine Medienverpflichtung”. Gewonnen haben die Berliner zuletzt trotzdem. Ganz im Gegensatz zu den „Roten Teufeln”, die am Freitag mit dem nüchternen Marco Kurz beim VfB Stuttgart antreten, obwohl der die Hypothek von 14 sieglosen Spielen mit sich herum schleppt, Letzter der Tabelle ist und ein Wunder braucht, um den Klassenerhalt zu schaffen. Einmal heißt es, Kurz müsse sicher gehen, wenn er in Stuttgart verliert. Dann wieder wird von Strömungen berichtet, die ihn halten wollen, wenn sich die Mannschaft beim VfB reinhängt wie beim 0:0 gegen Wolfsburg. Die Frage ist nur: Wie lange geht der Spagat noch gut?
„Wir reden”, sagt Stefan Kuntz. Er mit dem Vorstand und Aufsichtsrat. Der Trainer mit ihm. Und er und der Trainer mit der Mannschaft. Ein Chaosklub sieht sicher anders aus. „Es taucht zwangsläufig die Frage auf, wer kann es besser?”, berichtet Kuntz. Die Erfolgsquote bei Trainerwechseln, liege bei 50 Prozent. „Wer garantiert uns, die anderen 50, die wir brauchen? Wir sprechen alle Varianten durch”, sagt Kuntz. Allerdings – das ist der Unterschied zu früheren Zeiten – „hinter verschlossenen Türen”.
Marco Kurz weiß also Bescheid. „Es ist ein Zweispalt”, sagt Kuntz. „Wie lange wartet man mit einer Entscheidung?”, sei die Frage. Eine Reaktion aus der Emotion heraus werde es nicht geben betont er. „Zweimal hat der FCK versucht, sich durch Trainerwechsel zu retten. Zweimal ging es 1996 und 2006 schief.” Am Freitag könnte es das dritte Mal „nötig” werden.
Am Mittwoch saßen Kurz und Kuntz mit der Mannschaft zusammen, die in 24 Spielen erst 16 Tore schießen konnte und wieder einmal vor der Saison ihre besten Spieler verlor. Es ging um „Nuancen im Spielsystem”, sagt Kuntz. Er glaubt an ausreichendes Bundesligapotential und sieht die positive Einstellung. 11000 Karten sponsort die Mannschaft für die letzten vier Heimspiele, die zu 10 Euro das Stück an die Fans verkauft werden. Eine Idee der Spieler, sagt er.
Auf Kurz lässt der FCK-Boss nichts s kommen. „Der Trainer erreicht die Mannschaft”, sagt er. Kurz habe vor allem eines verdient: „höchsten Respekt und Anstand im Umgang.” Ihm missfällt der Werteverfall, den Kurz erfuhr. „Zuerst war es der beste Fußball, den der FCK je gespielt hat nach dem Aufstieg. Nach Platz sieben letztes Jahr, den keiner überbewertet, war er legitimer Nachfolger der Generation Klopp. Und jetzt ist er die größte Wurst?” Nach der Partie gegen Stuttgart wird es einen Faktenckeck geben. „Das ist ein Geschäft, das von Spieltag zu Spieltag lebt”, sagt Kuntz. An diesem Spieltag gilt das für Marco Kurz wie für keinen anderen.