Kroosartiges Luxusproblem

Ausnahmetalent Toni Kroos führt Leverkusen zum Herbsttitel. Doch was passiert im Sommer, wenn der Leihvertrag des jungen Spielmachers endet? Der 19-Jährige hofft auf „eine vernünftige Lösung.“
LEVERKUSEN Zwei Bayern sind Herbstmeister – so weit die gute Nachricht vom letzten Bundesliga-Wochenende. Der Mann, der Bayer Leverkusen zum Weihnachtstitel geschossen hat, steht beim FC Bayern unter Vertrag und ist nur ausgeliehen: Toni Kroos. Und der Mann, der seit Beginn der Saison konsequent auf den 19-Jährigen setzt, heißt Jupp Heynckes, einer der besten Freunde von Uli Hoeneß und letzte Saison Bayern-Retter.
1:0 Kroos, 3:2 Kroos – somit waren die Gladbacher geschlagen. Kroos führte Bayer durch eine Vorrunde ohne Niederlage. Sechs Treffer, drei Vorlagen – die Bilanz des Mannes, der im Januar erst 20 wird. „Solange er Leverkusen nicht zur Meisterschaft schießt, ist das in Ordnung“, sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger. Doch dieser Fall könnte eintreten, auch der beste Torjäger der Hinrunde, Stefan Kießling (zwölf Treffer) profitiert von den Ideen des Toni Kroos.
"Wenn Toni so ein Spiel öfter macht, wird es schwer, ihn zu halten"
Doch wie lange noch? Die Personalie Kroos dürfte sich zu einer der entscheidenden Fragen entwickeln, was die zukünftige sportliche Ausrichtung des FC Bayern betrifft. Der 18-Monats-Leihvertrag endet im Sommer, Kroos kommt zurück nach München – das hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Fans auf der Mitgliederversammlung versprochen. Doch die Leverkusener klammern, wollen ihn noch ein Jahr am Rhein behalten. „Wir werden im Frühjahr nochmal mit den Bayern sprechen“, kündigte am Samstag Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler an. Er weiß aber: „Wenn Toni so ein Spiel öfter macht, wird es aber schwer, ihn zu halten.“
Es ist zu spüren, wie Kroos es genießt, Stammspieler zu sein. Und die Bayern stehen vor einem Problem. Denn Kroos ist Spielmacher. Einer, der prädestiniert ist für ein Mittelfeld-System mit Raute. Einer, der die Stürmer mit seinen Pässen präzise bedienen kann. Doch was tun mit Franck Ribéry, wenn Kroos zurückkommt? Coach Louis van Gaal wollte ihn als Zehner etablieren, der Franzose lehnte ab. Würde das funktionieren: Ribéry mit Kroos – und Robben dazu? Wird Ribéry verkauft? Ein Luxusproblem? Nicht für Kroos: „Ich muss auch nächste Saison an diese Entwicklung anknüpfen können“, sagte er im „Sportstudio“. Und: „Ich möchte dort spielen, wo ich auch spielen kann.“ Doch wird Bayern ihm dies garantieren können?
Eine knifflige Frage, die van Gaal lösen muss. Auf den Fußballer Kroos („Ich hoffe auf eine vernünftige Lösung“) kann der Holländer nicht verzichten. Das wird womöglich nicht einmal Bundestrainer Joachim Löw tun. Kroos zur WM 2010 in Südafrika? Dann hätten die Bayern noch einen WM-Teilnehmer mehr. ps