Kroos: Scharfschütze statt Lückenfüller

Die Flexibilität des Bayern-Stars war nicht immer ein Segen, Bundestrainer Löw titulierte ihn als „Zwischenspieler”. Jetzt hat Kroos seine Position gefunden – und will Özil beim DFB verdrängen.
Patrick Strasser |
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Die Flexibilität des Bayern-Stars war nicht immer ein Segen, Bundestrainer Löw titulierte ihn als „Zwischenspieler”. Jetzt hat Kroos seine Position gefunden – und will Özil beim DFB verdrängen

Kann es Schöneres geben für einen Kicker, als die Tatsache, dass extra eine Position für ihn geschaffen wird? Dass ein Trainer eine neue Jobbeschreibung erfindet? Toni Kroos ist dies widerfahren. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern hat den Stempel „Zwischenspieler” bekommen, aufgedrückt von Bundestrainer Joachim Löw. Per Definition kann man sagen, dass ein Zwischenspieler zwischen der Viererkette und dem Spielmacher im Zentrum agiert, als Lückensucher.


So weit, so schön. Der Haken an der Sache aber ist: ein Zwischenspieler ist ein Zwitter, nichts Halbes und nichts Ganzes, kein Sechser und kein Zehner, ein Achter sowieso nicht, wie es im Fachterminus heißt. Kroos wird gebraucht, aber meist nur dann, wenn die Taktik von Löw etwas ambivalent und einer der Nicht-Zwischenspieler verletzt ist.


Wie derzeit in der Nationalelf, wo Bastian Schweinsteiger nach seiner Absenz im September wieder zurück ist und wie bei den letzten beiden Turnieren gemeinsam mit Sami Khedira die Schnittstelle im Zentrum bildet. Und das erfolgreich. Vor ihnen lässt Mesut Özil seine Fantasie spielen. Bleibt für Toni Kroos: die Bank. Beim 6:1 in Dublin kam er in der 2. Halbzeit für den angeschlagenen Khedira und schoss zwei Tore. Ein famoser Volleyschuss mit links, ein strammer Schuss mit rechts – mit der Präzision eines Scharfschützen. „Wenn Toni eingewechselt wird, entsteht kein Bruch im Spiel. Im Gegenteil, er kann die Qualität noch steiger”, lobte Teammanager Oliver Bierhoff, „das ist gut für den Konkurrenzkampf.”


Da Khedira in den Tagen vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht angepfiffen) nicht mittrainieren konnte, dürfte Kroos erste Wahl sein. Neben Schweinsteiger, als Zwischenlöschung. Auf einer Position, die es nur beim DFB für den 22-Jährigen gibt. Bei Bayern hat man die Experimente mit dem Einkauf von Javi Martínez abgeschafft. Bleibt für Kroos: die Rolle des Zehners, die Königsposition. Wegen ihm muss Thomas Müller nach rechts ausweichen. „Toni ist im offensiven Zentrum am besten”, sagte Coach Jupp Heynckes, „da kann er seine überragende Schusstechnik am besten einsetzen.” Vor der Saison hatte man den manchmal zu leicht zufriedenen Kroos aufgefordert, öfter den Abschluss zu suchen. Wie ein Tipp-Kick-Spieler zieht er ab, mit Schnellkraft und dank perfekter Hebel. Es hat Klick gemacht.


Ich sehe mich optimal auf der Zehn eingesetzt”, sagt Kroos, der schon während der EM seine Ansprüche auf einen Platz im Team unterstrichen hatte. Es reichte nur zu Kurzeinsätzen und der merkwürdigen Rolle als Pirlo-Bewacher im Halbfinale gegen Italien (1:2). Flexibilität ist nicht immer ein Segen. Nun will sich Kroos etablieren: Vom Lückenfüller zum Scharfschützen, als Zehner. Wie bei Bayern, so nun auch in der Nationalelf. Die Herausforderung lautet: Mesut Özil verdrängen.

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